Wesel. Nach dem Insolvenzantrag des Essener Warenhauskonzerns muss auch die Weseler Filiale um die Zukunft bangen. Dabei laufen die Geschäfte gut.

Erst vor zehn Monaten war der Jubel bei den Mitarbeitenden des Weseler Kaufhofes ebenso groß wie die Hoffnung auf eine gesicherte Zukunft. Nun beginnt das Bangen schneller als erwartet erneut: Am Dienstag hat der Essener Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof einen Insolvenzantrag gestellt – zum dritten Mal seit 2020. Was das für das Weseler Haus bedeuten wird, beschäftigt nicht nur die rund 50 Beschäftigten, sondern auch die Stadtverwaltung und die Menschen vor Ort. Denn für viele ist die Filiale an der Hohen Straße nach wie vor eine beliebte Einkaufsadresse.

Dass Wesel zu den gut 90 Standorten gehörte, die im vergangenen Jahr einer Schließung entgehen konnten, wurde in der Stadt erleichtert aufgenommen. Denn für die Attraktivität des Einkaufsstandortes spielt das Kaufhaus eine große Rolle. Das sagt auch Gewerkschaftssekretär Martin Petig von Verdi-Bezirk Duisburg-Niederrhein. Nur noch drei Galeria-Standorte gibt es im gesamten Bezirk: Neben Wesel sind das Kleve und Duisburg. Besonders für die kleineren Städte seien diese Warenhäuser von „zentraler Bedeutung“. Denn: „Wer soll diese Riesenflächen sonst füllen?“ Für die Innenstädte würde es ohne dieses Angebot schwer, attraktiv zu bleiben, denn nur die Häuser mit ihren großen Flächen bieten ein „hohes Maß an verschiedenen Produkten“, so Petig.

Kaufhof-Krise: Wesels Bürgermeisterin bleibt optimistisch

Bei der Belegschaft sei die Stimmung natürlich gedrückt, weiß der Gewerkschaftssekretär. „Die Mitarbeiter haben auf viel Geld verzichtet und stehen nun vor einem Scherbenhaufen. Wir haben für den Weseler Kaufhof stark gekämpft. Man kann nur hoffen, dass er weitergeführt wird.“ Denn Häuser wie Wesel seien zukunftsfähig und auf dem richtigen Weg, ist er überzeugt. Verdi werde um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen. Das erklärte am Dienstag auch der Verdi-Bundesvorstand: „Vom neuen Insolvenzverwalter fordern wir, alles daranzusetzen, dass die gute wirtschaftliche Entwicklung, die das Unternehmen in den letzten Monaten genommen hat, fortgesetzt werden kann und die verbliebenen rund 12000 Arbeitsplätze erhalten bleiben“, wird Silke Zimmer, Mitglied im Bundesvorstand und dort zuständig für den Handel, zitiert. Der Grund für die erneute Schieflage ist die Insolvenz des Mutterkonzerns Signa.

Mit dieser Entwicklung hatte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp nach den Nachrichten der vergangenen Tage schon gerechnet. Sie findet es „bedauerlich“, dass die Warenhäuser aufgrund des „schlechten Geschäftsgebarens“ von Signa nun erneut in der Krise stecken. Die Stadt stehe im ständigen Austausch mit dem Kaufhof vor Ort. „Wir schauen optimistisch in die Zukunft“, betont Westkamp. Denn das Haus in Wesel schreibe nach wie vor deutlich schwarze Zahlen, auch das Weihnachtsgeschäft ist nach ihren Informationen gut gelaufen. „Die Beschäftigten haben ihr Bestes gegeben“.

Insolvenzverwalter will Galeria wieder auf Kurs bringen

In den nächsten Monaten muss sich nun wie schon zu Beginn des vergangenen Jahres zeigen, wie es mit dem Standort Wesel weitergeht. Unklar ist, ob es zu weiteren Filialschließungen kommt. Der eingesetzte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus zeigt sich laut Medienbericht optimistisch, Galeria mit dem bisherigen Management wieder auf Kurs bringen zu können. Galeria sehe das Insolvenzverfahren auch als Chance, sich vom Mutterkonzern Signa lösen und neue Geldgeber finden zu können, heißt es.

Ein Hoffnungsschimmer für den Weseler Standort könnte in der weiteren Entwicklung sein, dass das Gebäude nicht zu den Immobilien zählt, die Signa selbst gehören und für die hohe Mieten an den Konzern gezahlt werden müssen. Auch gibt es im näheren Umfeld keine weitere Filiale. Vom Weseler Betriebsrat gab es am Dienstag noch keine Stellungnahme zur neuen Situation. „Wir können noch nichts sagen“, erklärte die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Christa Spickermann am Mittag mit Verweis auf noch laufende Informationsgespräche.