Wesel. Warum Willi Wegner den Ehrenamtspreis 2023 der Stadt Wesel verliehen bekam und mit welchen kuriosen Problemen er schon zu kämpfen hatte.

„O’zapft is!“ heißt es mittlerweile schon seit mehr als einem Jahrzehnt alljährlich beim Oktoberfest in Wesel. Zu verdanken ist das vor allem Wilhelm „Willi“ Wegner, der unter anderem dafür mit dem Ehrenamtspreis 2023 der Stadt Wesel ausgezeichnet wurde.

Vor fast einem halben Jahrhundert, es war das Jahr 1974, trat der gebürtige Schermbecker Willi Wegner dem Bürgerschützenverein „Vorm Brüner Tor“ bei. Nach zwei Jahrzehnten als „normaler“ Schütze begann dann seine ehrenamtliche Laufbahn – zunächst im Schützenverein: Der damalige Telekom-Mitarbeiter wurde zum Schriftführer gewählt. Im Laufe der Jahre folgten weitere Vorstandspositionen und immer mehr ehrenamtliche Aufgaben. „In all diesen Jahrzehnten Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit waren Sie stets mitten im Geschehen“, lobte Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp in ihrer Laudatio den Geehrten. Für alle – auch vereinsübergreifend – immer ansprechbar und für jede Hilfe und Unterstützung sei Wegner bereit gewesen: „Sie hatten alles im Blick. Eine wunderbare Möglichkeit, die Sie auch dazu nutzen, die Vereinschronik des Schützenvereines zu führen.“

Präsident, Schriftführer und Chronist bei den Schützen

Vor 20 Jahren wurde Willi Wegner dann gefragt, ob er sich vorstellen könne, sogar Präsident des Bürgerschützenvereins vom Brüner Tor zu werden: „Da habe ich dann nicht nein gesagt“, erinnert sich der jetzt Ausgezeichnete, der danach bis 2014 die Geschickte des Vereins leitete. Als Vizepräsident und Schriftführer arbeitete er danach im Vorstand weiter mit. Neben dem Engagement für das Schützenwesen gehörte er zu den „Erfindern“ des Weseler Oktoberfestes. Ein Fest, das viel Arbeit für die Organisatoren bedeutet und den Gästen Jahr für Jahr im Herbst meist viel Spaß bereitet, für manche gar nicht mehr wegzudenken ist.

Gemeinsam mit Ernst Berning das Oktoberfest entwickelt

Doch wie kam Wesel an sein Oktoberfest? „Das war damals eine ganz eigenartige Geschichte“, erklärt Willi Wegner. Die vier Schützenvereine Blumenkamp, Lackhausen, Feldmark und Vorm Brüner Tor hätten sich gesagt, man „müsse mal was Neues machen“. Also begannen die Planungen für die erste Groß-Gaudi nach bayrischer Art. „Das Ergebnis war eine freundschaftliche und wirklich konstruktive Zusammenarbeit mit dem leider viel zu früh verstorbenen Ernst Berning aus Lackhausen“ erinnert sich Wegner über diese glückliche Fügung. „Wir beide haben in den ersten Jahren das Weseler Oktoberfest gemanagt und uns dabei perfekt ergänzt“, so der 80-jährige Ehrenamtspreisträger.

Das erste Oktoberfest musste finanziell ein Erfolg werden – und es wurde es. Dank einer Anschubfinanzierung von Sponsoren konnte das bayerische Volksfest überhaupt nur stattfinden. Organisator Wegner betont aber auch, man habe nie vorgehabt, das Original zu kopieren: „Sie können München nicht nach Wesel transportieren“, so der 80-Jährige, der von mit 1800 Besuchern ausverkauften Zelten und ausgelassener Stimmung an der Rheinpromenade berichtet.

Die beiden Erfinder des Weseler Oktoberfests im Jahr 2013: Wilhelm Wegner (links) und Ernst Berning
Die beiden Erfinder des Weseler Oktoberfests im Jahr 2013: Wilhelm Wegner (links) und Ernst Berning © FFS | Gerd Hermann

Die Organisation sei allerdings viel Arbeit über viele Monate hinweg. Wegner: „Es hat auch Spaß gemacht!“ Doch neben den Erfolgen habe er auch „Niederschläge“ verkraften müssen: „2017 war es ganz furchtbar. Das Schlimmste war: Diejenige, die an der Zapfsäule stand, konnte nicht zapfen!“ Dies sei peinlich ohne Ende gewesen: „Sie versinken in der Erde als Veranstalter!“

Mit dem jetzigen Festwirt Detlef Westerhoff sei so etwas zum Glück nicht mehr denkbar: „Das ist ein Vollprofi, der versteht sein Metier.“ Auch die Agentur „Wölffe“ trage zum großen Erfolg bei. Damit auch im Jahr 2024 das Weseler Oktoberfest ein Renner werde, sei ganz entscheidend, dass es wieder an die Rheinpromenade zurückkehrt. Der Ersatzstandort in der Aue sei ungünstig, so der Organisator: „Dort der Walachei haut das nicht hin.“ Schon jetzt laufen in seinem Kopf die Planungen fürs Oktoberfest 2024.

Große Anerkennung auch von Schützenpräsident Uwe Brinks

Uwe Brinks, Präsident des Bürgerschützenvereins Vorm Brüner Tor, freut sich auch über die Anerkennung seines Vereinsmitgliedes, die weit über die Planung des Oktoberfestes hinausgehe: „Ich sehe den Ehrenamtspreis der Stadt Wesel als respektvolle Verneigung vor Willis Lebensleistung.“ Er lobt die jahrzehntelange Vorstandsarbeit in und für den Schützenverein, in der Wegner während seiner Präsidentschaft auch die Kontakte zu den Bürgerschützen und den Weg in die Kooperation intensiviert habe. Und schließlich fürs Oktoberfest, das der Geehrte gemeinsam mit Ernst Berning Jahre lang aktiv entwickelt und maßgeblich gestaltet habe, gebühre ihm Dank und Respekt, so Brinks.