Wesel. Im Weseler Restaurant Art hilft jetzt ein Roboter den Mitarbeitern. Die sind durchweg begeistert. Und auch den Gästen gefällt‘s.
Er ist eine wirklich treue Seele. Folgt auf Schritt und Tritt. Holt das Essen aus der Küche. Serviert es. Wünscht guten Appetit. Und bringt die leeren Teller natürlich auch wieder zurück. Bleibt höflich stehen, wenn es gewünscht wird. Kann aber auch plaudern. Und freut sich, wenn man ihn an den Ohren oder der Stirn berührt. „Pandi“, wie Adam Adamski, Inhaber des Weseler Restaurants Art, seinen neuen Mitarbeiter liebevoll nennt, hat eher die Konturen einer intelligenten Katze.
Seit Dienstag ist BellaBot, so der eigentliche Name des Servierroboters, im Hause und verdreht dem Art-Team schon komplett den Kopf. „Ich bin echt begeistert, das ist super“, sagt Mariola Thielemann stellvertretend für ihre Kolleginnen. „Er erleichtert mir die Arbeit unwahrscheinlich. Ich muss jetzt nur noch zwei Teller bei einem Sechser-Tisch in der Hand halten und servieren.“ Denn BellaBot übernimmt die anderen vier Gedecke. Bis zu 40 Kilogramm kann der BellaBot in seinen vier Etagen transportieren, zur Unterstützung des Personals.
Auch Adam Adamski ist begeistert von seinem neuen Mitarbeiter, der sein Personal „keinesfalls ersetzen, sondern vielmehr unterstützen soll“. Auch die Gäste waren an den ersten Abenden schon sehr angetan von „Pandi“, der eine sechswöchige Probezeit an der Reeser Landstraße absolviert. Denn so lange ist der Roboter von der Münchener Firma Digpanda Robtics angemietet. Um sich im harten Restaurantgeschäft, in der hektischen Vorweihnachtszeit zu beweisen. „Das ist genau die richtige Zeit“, findet Adam Adamski, der auf ein spannendes Jahr mit bester Auslastung vor allem im Sommer zurückblickt.
Traditionelle Küche neu interpretiert
Auch an diesem Dienstagabend ist das Restaurant rappelvoll, Comedy und Currywurst sind scheinbar eine passende Kombination. Und die Teilnahme an der TV-Show „Mein Lokal, Dein Lokal“ im September hatte für das „Art“ nur positive Folgen. „Das hat unseren Bekanntheitsgrad noch mal erhöht, wir haben hier viele neue Gesichter gesehen“, freut sich der 43-jährige Chef, der in Hiesfeld noch ein weiteres Restaurant betreibt. Mit Personalmangel hat Adamski in beiden Restaurants nicht zu kämpfen, auch weil er sich um ein gutes Klima, ein gutes Miteinander bemüht. Und bei den Gästen kommt die Ausrichtung – traditionelle Küche neu interpretiert – ebenfalls gut an. Wenn die Erhöhung der Mehrwertsteuer kommt, will Adamski mit offenen Karten spielen und jedes Gericht auf seiner Speisekarte mit dem alten und neuen Preis versehen – um genau 12 Prozent erhöht. „Das kann dann auch mal krumme Preise ergeben.“
Für „Pandi“ ist es gerade eher zu trubelig im großen Saal, er zieht lieber zwischen Küche und Restaurantbereich mit den einprogrammierten 23 Tischen seine Bahnen. Das ist auch die bevorzugte Spielwiese des KI-gesteuerten, etwa 17.000 Euro teuren Roboters. Adam Adamski hatte sich in der vergangenen Zeit für Roboter im Restaurant-Service interessiert, „auch um mein Personal zu unterstützen“ und war dabei auf das Unternehmen in München gestoßen. Am Dienstag wurde der Roboter in einer Holzkiste in Wesel angeliefert und gleich von seinen beiden Kindern in Beschlag genommen. „Aber auch meine Mitarbeiter waren scharf darauf, ihn gleich auszuprobieren“, schmunzelt Adamski.
Gäste im „Art“ sehen Roboter als Arbeitserleichterung
Und die Gäste? „Eine gute Sache“, finden Nicole und Jan Knorth, die im Restaurant Platz genommen haben. „Es kann eine Arbeitserleichterung sein – und die Mitarbeiter haben mehr Zeit für den Gast.“ Zudem passe der Roboter in ein modernes Restaurant wie das Art. „Viele waren überrascht. Die einen haben Fotos gemacht, die anderen den Roboter komplett ignoriert“, hat Adamski in den ersten Tagen festgestellt. Das Sprachprogramm hat er aber erst einmal deaktiviert – und „Pandi“ wird die Gäste im „Art“ auch nicht zum Tisch führen. „Er soll gar nicht so wahrgenommen werden. Und auf das freundliche Lächeln der Mitarbeiter will ich nicht verzichten.“