Wesel. Thomas Geldermann schließt das Landhaus Drögenkamp in Wesel-Bislich bald. Er hat aber einen Nachfolger gefunden, der ein neues Konzept verfolgt.
Wer die vielen netten Kommentare auf Facebook verfolgt, dem wird eins sofort klar. Thomas Geldermann hat in seiner Schaffenszeit vieles richtig gemacht. Und vor allem sehr lecker gekocht. „Es waren sehr schöne Abende und sehr, sehr leckeres Essen“, schreibt da ein Nutzer. „Es war immer ein Genuss – herzliches Dankeschön für die zahlreichen kulinarischen Begegnungen“, heißt es in einem weiteren Kommentar.
„Das ist schon bewegend und freut mich sehr“, verrät Thomas Geldermann. „Das sind sehr schöne Worte.“ Doch seine Entscheidung steht: Am 31. Januar schließt der Inhaber des Landhauses Drögenkamp in Wesel-Bislich sein Restaurant und übergibt es an einen neuen Gastronom. Wer das ist steht natürlich schon fest, soll aber noch nicht bekannt gegeben werden. Nur so viel: „Es wird ein ganz neues Konzept geben, der neue Inhaber plant einige Veränderungen“, erzählt Geldermann. „Man wird das Restaurant nicht wiedererkennen. Aber ich freue mich darauf.“
Der Schritt, nach über 26 Jahren ein neues, berufliches Kapitel aufzuschlagen, war nach langer, reiflicher Überlegung gefallen. Die beiden Töchter der Geldermanns haben sich frühzeitig für andere Berufe im Außenhandel und im Personalmanagement entschieden. „Sie haben schon immer mitverfolgen können, was für ein Knochenjob das ist“, sagt der 57-jährige, gelernte Koch. „Mit immer dieser Ungewissheit am Monatsanfang, ob es am Ende reicht.“
Das Haus, war er nun abgibt, hat eine große Familien-Tradition: Wie alt das Restaurant in Bislich ist, kann Thomas Geldermann zwar nicht genau sagen – aber Mitte des 19. Jahrhunderts dürften hier die ersten Speisen über die Theke gegangen sein, inzwischen müsste die sechste Generation die Gäste begrüßen. 1997 hatte Thomas Geldermann die Gaststätte von seinen Eltern übernommen, in der Folgezeit viel umgebaut und vor allem die Küche deutlich vergrößert.
Koch aus Wesel: Erfahrungen in ganz Europa gesammelt
Nach seiner Ausbildungszeit in Wesel (Hotel zur Aue und Hotel Hohe Mark) hatte Thomas Geldermann kulinarische Erfahrungen in ganz Europa gesammelt, war Koch unter anderem in London, Zürich, Winterberg, im Schwarzwald und auch in Marienthal. „Für mich gab es da kein besonderes Highlight, mir hat es überall gefallen, es gab überall einen anderen Kochstil“, betont Thomas Geldermann.
Mit vielen Eindrücken ging es dann irgendwann zurück in die Heimat, wo der Koch dem elterlichen Betrieb am Drögenkamp seinen Stempel aufdrückte. Seine Küche hat den gewissen niederrheinischen Touch, auch wenn Thomas Geldermann den Begriff „gutbürgerlich“ nicht mag. Viele Gäste kommen auch von weiter her, dank der Ferienwohnungen und Hausboote in Bislich. „Manche Kennzeichen habe ich noch nie gesehen“, schmunzelt der Gastronom.
Der Bislicher stand fortan praktisch 24/7 in seiner Küche. Restaurantbetrieb, Partyservice, Schützenfeste, Eselrock, Feiertagsmenüs – „ich habe mir schnell abgewöhnt, die Stunden zu zählen“. An freie Wochenenden oder den Feiertagsausflug mit der Familie war nicht zu denken. Lediglich zehn Tage im Jahr ging’s mal in die Sonne. Und während der Corona-Zeit hatte Geldermann schnell eine gute Idee, eigentlich „die beste Idee, die ich je hatte“, nämlich den Außer-Haus-Verkauf vom Fenster aus. „Die Leute sind hier mit dem Auto vorgefahren, das lief sehr gut.“ Mit „Call and Drive“ sei er einer der ersten in der Gastroszene gewesen – vor allem die Spare Ribs gingen gut durchs Fenster. Sein Aktionskalender ist inzwischen berühmt, das Krüstchenbuffet hat Geldermann prominent gemacht.
Landhaus Drögenkamp in Wesel: Nachfolger ist gefunden
Es hat einige Zeit gedauert, einen Nachfolger für sein Restaurant zu finden, doch das war von Beginn an das erklärte Ziel. So konnte Thomas Geldermann dann auch am Donnerstag die Nachricht auf die Homepage stellen. Und bei seinen treuen Kunden stößt der 57-Jährige durchweg auf positive Resonanz. „Ich bin Koch aus Leidenschaft und mache natürlich irgendwo weiter. Wo das sein wird, weiß ich noch nicht.“ Drei Monate lang will Thomas Geldermann noch „Vollgas geben“ – jetzt während der Gänsezeit und dann in der Weihnachtszeit. Und im kommenden Jahr, so hofft Thomas Geldermann, könnte er sich auch mal öfter aufs Motorrad setzen. „Das habe ich bislang höchstens zweimal im Jahr gemacht.“ Und wenn ihn mal Freunde zum Grillen einladen, dann kann er bald sagen: „Ja, ich bin dabei.“ Statt er komme später…