Hamminkeln. Die Wasserwerke Wittenhorst haben eine der größten Investitionen der jüngeren Vergangenheit vor der Brust. Sie setzen auf Solarstrom.
Die Wasserwerke Wittenhorst stehen vor einer der größten Investitionen ihrer jüngeren Geschichte. In der Strauchheide wollen sie an ihrem kleineren Wasserwerk eine große Photovoltaikanlage errichten. Direkt zwischen den vier Brunnen Richtung Straße Zum Weißenstein und dem Wasserwerk am Butenfeld sollen auf einer Weide 2400 Module stehen, mit denen mittels Sonneneinstrahlung Strom erzeugt wird.
1,2 Millionen Euro haben die Wasserwerke für die neue Freiflächen-Anlage kalkuliert und gehen davon aus, dass das gut angelegtes Geld ist, denn Geschäftsführer Kai Stratenwerth weiß: „Jede Kilowattstunde, die wir selbst produzieren, brauchen wir nicht kaufen.“ Angesichts der Entwicklung der Strompreise der Vergangenheit und den Expertenhinweisen für die Zukunft ein lohnendes Geschäft.
Dachanlage auf dem Wittenhorster Wasserwerk
Erste Erfahrungen haben sie, so Geschäftsführer Kai Stratenwerth, bereits an ihrem „Hauptwasserwerk“ in der Wittenhorst gesammelt. Hier steht auf dem Dach ebenfalls eine Photovoltaikanlage, die das Wasserwerk mit Strom versorgt. Allerdings in einem wesentlichen kleineren Maßstab. 100 kWp erzeugt die dortige Anlage. Wobei kWp für Kilowatt-Peak (Englisch Peak=Spitze) steht und angibt, welche Höchstleistung in Kilowatt eine Photovoltaikanlage erbringen kann.
In der Strauchheide hat die Anlage ganz andere Dimensionen. Hier soll die Anlage eine Leistung von 998 kWp erbringen. Das wären 65 Prozent des Stromverbrauchs des Werks am Butenfeld. Denn die Pumpen, die das Grundwasser aus dem Boden heraufbringen, sind echte Stromfresser mit 460.000 bis 470.000 Kilowattstunden im Jahr. Da rechnet sich eine Photovoltaikanlage. Die Dachfläche am dortigen Wasserwasserwerk wäre allerdings viel zu klein gewesen. Deshalb setzen die Wasserwerke Wittenhorst auf eine Freiflächen-Anlage, die aufgeständert wird, so dass dort auch noch Schafe weiden könnten.
Grundsatzentscheidung fiel bereits Ende 2022
Die Grundsatzentscheidung hatten die Wittenhorster bereits Ende 2022 gefällt. Nun hat die Verbandsversammlung zugestimmt, den entsprechenden Auftrag zu erteilen. Inbegriffen im Auftrag sind die Ausführungs- und Genehmigungsplanungen. Wann die neue Anlage in Betrieb gehen wird, hängt auch von der Dauer des Genehmigungsverfahrens ab und ob beim Bau Handwerker und Material ohne Verzögerung zur Verfügung stehen werden. „Schön wäre es, wenn wir die Anlage im zweiten Quartal 2024 in Betrieb nehmen könnten, aber das ist schon sportlich“, hofft der Wasserwerke-Geschäftsführer auf eine zügige Umsetzung.
Das wäre auch deshalb gut, weil die Stromlieferverträge für das Werk in der Strauchheide bis Ende 2024 laufen. „Wir hatten bis jetzt einen günstigen Vertrag, aber wir dürfen auch nicht naiv sein. So können wir uns ein stückweit absichern“, ergänzt Stratenwerth. Er geht davon aus, dass die neue Anlage 65 Prozent des Energiebedarfs in der Strauchheide abdeckt. Der Rest kommt – je nach Menge des produzierten Stroms – aus dem Netz.
Verbrauch und Herstellung decken sich nicht
In das geht der eigene Solarstrom auch, wenn die neue PV-Anlage mal mehr Energie produziert, als das Wasserwerk in dem Augenblick benötigt. Denn Menschen verbrauchen das Wasser ja nicht den ganzen Tag über gleichmäßig verteilt, sondern vor allem morgens nach dem Aufstehen und nach Feierabend. Deshalb decken sich Verbrauch und Herstellung nicht eins zu eins.
Amortisieren soll sich die Anlage nach 14 Jahren, laufen soll sie natürlich länger. Deshalb haben die Wasserwerke auch direkt eine Garantieverlängerung auf 20 Jahre für die Wechselrichter abgeschlossen. Die sind dafür da, dass der Gleichstrom aus der Solaranlage in Wechselstrom umgewandelt wird und genau das, „was an einer Solaranlage am ehesten kaputt geht“ wie Dennis Kaschulla, technischer Leiter der Wasserwerke Wittenhorst, erläutert.
Die Wasserwerke Wittenhorst versorgen 57.000 Einwohner mit Trinkwasser. Zu ihrem Versorgungsgebiet zählen Hamminkeln, Isselburg sowie Teile von Rees, Schermbeck, Bocholt und Wesel. Dafür halten sie ein 670 Kilometer langes Rohrleitungsnetz bereit.