Hamminkeln. Die Nachricht über eine mögliche Zentrale Unterbringungseinrichtung in Dingden erhitzt die Gemüter. Auch bei der Ratssitzung am Donnerstag.
Es war voll am Donnerstagabend im Hamminkelner Ratsaal, richtig voll. Denn viele Bürgerinnen und Bürger hatten Redebedarf. Den kleideten sie in Fragen, denn schließlich ist der erste Tagesordnungspunkt jeder Sitzung die Einwohnerfragestunde. Es ging um ein Thema, das seit Bekanntwerden die Gemüter erhitzt: Die Überlegungen, am Ortsrand von Dingden eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes zu errichten, in der nach bisherigem Stand der Landespolitik mindestens 450 Menschen untergebracht werden sollen.
Zwar hat die zuständige Landesministerin Josefine Paul (Grüne) am Mittwoch verkündet, dass die Mindestgröße auch auf 300 Flüchtlinge reduziert werden könnte, doch diese neue Ankündigung spielte in der Debatte in Hamminkeln erst einmal keine Rolle. Denn die Ansage der zuständigen Bezirksregierung in Düsseldorf lautet bisher: mindestens 450 Flüchtlinge.
Hamminkelner kritisieren die Dimension der Flüchtlingsunterkunft
Der Grundtenor, der sich bis auf ganz wenige Ausnahmen durch die Redebeiträge zog, war eindeutig: Wir sind bereit Flüchtlinge aufzunehmen, aber nicht an einem Ort in dieser Größenordnung. Denn in Dingden leben schon - betrachtet man die einzelnen Dörfer - mit 323 Menschen die meisten Geflüchteten Hamminkelns.
Jetzt noch einmal mindestens 450 Flüchtlinge aufzunehmen, würde das Dorf überfordern. Das gelte, machten mehrere Redner und Rednerinnen deutlich, auch für alle anderen Stadtteile. Deshalb gab es wiederholt die Forderung nach einer dezentralen Unterbringen - verteilt über alle Dörfer. Dass Dingden mit solch einer großen Einrichtung vor massiven Problemen stehe, wollte auch Bürgermeister Bernd Romanski nicht verhehlen. Er stellte in Aussicht, dass dann die bisher dort untergebrachten Flüchtlinge - wie zum Beispiel in der ehemaligen Hauptschule - in anderen Stadtteilen unterbracht werden müssten.
Immer wieder wurde die Befürchtung geäußert, dass in solch einer ZUE vor allem alleinreisende Männer untergebracht sind, in denen viele der Anwesenden das größte Problem sehen. Deshalb kam auch immer wieder die Frage nach einem Sicherheitskonzept für Dingden auf. Hier verwies Romanski auf die Zuständigkeiten, die zum einen beim Betreiber solch einer ZUE und zum anderen bei der Kreispolizei lägen.
Klagen über die Situation in Mehrhoog
Auch die Situation in Mehrhoog sprachen einige Teilnehmer an. Hier liegt die ZUE zwar in Rees-Haffen und fällt damit aus dem Zuständigkeitsbereich von Hamminkeln heraus. Aber die Menschen aus der ZUE kommen allein aufgrund der geografischen Lage nach Mehrhoog. Und hier mehren sich die kritischen Stimmen. Auch Bürgermeister Romanski wollte das Problem nicht verhehlen: „Dass es in Mehrhoog massive Störungen gibt, ist bekannt.“ Auch hier seien mehrfach Gespräche mit Polizei und der ZUE geführt worden. Ein ebenfalls mehrfach gefordertes Sicherheitskonzept für Mehrhoog stellte er nicht in Aussicht, weil die Stadt Hamminkeln hier nicht zuständig sei.
Dass eine Integration in die Dorfgemeinschaft, wie sie in den Hamminkelner Ortsteilen bisher versucht wird, in einer ZUE nicht möglich sei, weil die Menschen nach einer Verweildauer von sechs bis 24 Monaten Dingden wieder verlassen, sei allen klar, betonte Romanski. Auch habe die Stadt keinerlei Einfluss auf die Belegung und das Konzept, mit dem in einer ZUE gearbeitet wird. Da gebe es unterschiedliche Erfahrungen anderen Städten.
Es gibt drei Varianten für die Zukunft
Hamminkeln habe - da sich die Zahl der Flüchtlinge und damit auch der Zuweisungen nach Hamminkeln höchstwahrscheinlich nicht kurzfristig verringern wird - drei Möglichkeiten, sich für die nähere Zukunft aufzustellen, erklärte Romanski während der Sitzung. Erstens: Hamminkeln baut auf eigene Kosten vier neue Unterkünfte für jeweils 100 Flüchtlinge. Zweitens: Hamminkeln lässt im Rahmen eines Investorenmodells vier Unterkünfte für jeweils 100 Flüchtlinge bauen. Drittens: Hamminkeln entscheidet sich für eine ZUE. Da sei Dingden wegen der Grundstücksverfügbarkeit und Infrastruktur der einzig mögliche Standort.
Kämmerer Robert Graaf ging auch noch einmal auf den finanziellen Aspekt ein. Mit einer ZUE würde Hamminkeln rund 3,7 Millionen Euro für die Flüchtlingsunterbringung zahlen, weil das Land für die große Landeseinrichtung aufkommt und die dort untergebrachten Menschen der „Stadtquote“ von Hamminkeln angerechnet würden. Ohne eine solche Landeseinrichtungen würde die Unterbringung mit sieben Millionen Euro zu Buche schlagen.