Wesel. Bei mehreren Weseler Schützenfesten gab es im Sommer gewalttätige Auseinandersetzungen – ist das wirklich nur „Alltagsgeschehen“? Ein Kommentar.

Ein aufgebrochenes Auto in Moers, eine Bürgersprechstunde in Hamminkeln, Infos zum Stadtradeln: Das waren einige der Meldungen, die die Kreispolizei rund um den 1. Mai als Pressemitteilung veröffentlichte. Über eine Schlägerei auf dem Schützenfest in Bislich, nach der mindestens eine Person im Krankenhaus landete, fiel kein Wort. Anfang Juni – als in Flüren das Jungschützenjubiläum vorzeitig abgebrochen wurde – und Mitte August, als es in Obrighoven nach Aussagen des Schützenvereins zu einer Massenschlägerei gekommen war, gab es ebenfalls keine Meldungen der Polizei dazu.

Wesel: Sind Schlägereien auf dem Schützenfest nur Alltagsgeschehen?

Die Frage muss erlaubt sein: Warum informiert die Polizei nicht über diese Entwicklungen? Ist das wirklich nur „Alltagsgeschehen“, wie eine Sprecherin die Auswahl der veröffentlichen Berichte begründet? Sozusagen „ortsübliches Verhalten“ – beim Schützenfest geht’s halt manchmal rüde zu. Auch wenn die Fälle schnell aufgeklärt waren und wegen der klaren Sachlage vor Ort keine Zeugen mehr gesucht wurden, in den Weseler Schützenvereinen sind die gewalttätigen Auseinandersetzungen ein riesiges Thema. Security-Dienste gehören beim Schützenfest längst zum Alltag und einige Vereine haben sich jetzt mit einem Hilferuf an die CDU gewandt.

Schützenfeste haben in Wesel eine hohe gesellschaftliche Relevanz. Das Interesse der Öffentlichkeit ist groß, das zeigen auch die Aufrufzahlen der Artikel, die wir auf unserem Nachrichtenportal veröffentlichen. Deswegen müssen solche Fehlentwicklungen auch öffentlich werden, denn nur wenn darüber darüber gesprochen wird und aus der Debatte die richtigen Schlüsse gezogen werden, kann sich etwas zum Positiven verändern. Die Vereine gehen da gerade einen guten Weg. Natürlich soll und muss die Polizei nicht über jede Handgreiflichkeit informieren – aber spätestens nach dem dritten Vorfall wäre eine Information für die Öffentlichkeit dringend angebracht gewesen. Schlichtweg deshalb, um die Besucherinnen und Besucher vom nächsten Schützenfest für das Problem zu sensibilisieren.