Wesel. Die Bürgerstiftung Historisches Rathaus Wesel hat jetzt einen neuen Vorsitzenden. Doch ein wenig bleibt die scheidende Chefin doch noch erhalten.
„Ich war fasziniert von der Besonderheit der Fassade.“ Und auf die Frage, wo denn das Rathaus mit dieser bemerkenswerten Fassade stehe, lautete die Antwort: „Das gibt´s nicht mehr.“ „Von da an war ich auf dem Entdeckertrip“, erzählt die langjährige Vorsitzende der Bürgerstiftung Historisches Rathaus Wesel, Dagmar Ewert-Kruse. Für ihr einmaliges Engagement für die Rekonstruktion der historischen Rathausfassade erhielt sie 2021 den Ehrenamtspreis der Stadt Wesel.
Historisches Rathaus in Wesel: Ein Symbol bürgerlicher Selbstverwaltung
Jahrelang hat sie mit dem Wahrzeichen der Stadt, das seinerzeit zu den bekanntesten niederrheinischen Profanbauten der Spätgotik zählte, gerungen. Das in der Mitte des 15. Jahrhunderts errichtete und um 1698/1700 erweiterte gotische Rathaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Das Symbol bürgerlicher Selbstverwaltung drohte unwiederbringlich verloren zu gehen. Aber mit der Rekonstruktion der Rathausfassade wurde der Stadt Wesel eines der bedeutsamsten Stadtobjekte ihrer traditionsreichen Geschichte zurück gegeben – zur nachhaltigen Erinnerung für heutige und nachfolgende Generationen.
Das Rathaus ist Symbol für die glanzvolle Hansezeit und für die Stadtidentität Wesels. Es ist das einzige Gebäude, das an diese Zeit erinnert. Es steht am ältesten Platz der Hansestadt, am Großen Markt. Dort steht es detailgetreu seit einigen Jahren an seiner historischen Stelle. Und hier empfinde sie immer „eine ungemeine Freude“ für den Platz, von dem sie sich angesprochen gefühlt habe, so Ewert-Kruse.
Dennoch erwarteten wohl auch die Weseler Bürger eine weitere Umsetzung der Platzgestaltung, die die Aufenthaltsqualität verbessere. 22 Jahre habe sie sich mit ihrer Arbeit in der Bürgerstiftung Historisches Rathaus Wesel als auch in der Bürgerinitiative engagiert, aber: „Es kommt der Moment, so Ewert-Kruse, „ wo die Energie weniger wird.“ Sie habe ihr „ganzes Leben ausgerichtet auf die Notwendigkeit, die diese Arbeit erfordert.“ Auch sei sie dankbar den vielen Menschen, die sie begleitet „und die Rekonstruktion der Fassade möglich gemacht haben.“
Die Verleihung der Bundesverdienstmedaille für ihr herausragendes Engagement und die Übergabe der fertig gestellten Schmuckfassade des Rathauses 2011 bleiben besonders berührende Momente im Leben dieser unermüdlichen Frau. Zwar sei das Projekt seit 2017 baulich weitgehend abgeschlossen, dennoch, so Ewert-Kruse, müsse die Fassade gepflegt und langfristig bewahrt werden. Nun will sie sich aus dem Vorstand der Bürgerinitiative als auch der Bürgerstiftung zurückziehen.
Bedeutung und Bekanntheit der Fassade
Als Nachfolger im Vorstand der Bürgerstiftung steht mit Peter Berns ein Mann bereit, der von Anfang an dabei war. Er sieht seine Aufgabe darin, das Interesse am Historischen Rathaus „in der Öffentlichkeit wach zu halten.“ Er verweist sowohl auf die besondere Bedeutung und Bekanntheit der Fassade als auch auf die Beliebtheit des großen Marktes für den Tourismus hin. Dagmar Ewert-Kruse wird weiterhin als „Chefsekretärin“ in der heimischen Geschäftsstelle tätig sein. Aber: „Ich bin sehr dankbar, dass Herr Berns sich bereit erklärt hat, die Nachfolge im Vorstand der Bürgerstiftung zu übernehmen. Ich hätte mir keinen besseren Nachfolger wünschen können.“