Wesel. Dagmar Ewert-Kruse wird für ihr Engagement mit der Bürgerstiftung Historisches Rathaus mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Wesel ausgezeichnet.

Ein wenig nachdenklich steht Dagmar Ewert-Kruse vor der historischen Rathausfassade am Großen Markt. Jahrelang hat sie mit dem Wahrzeichen der Stadt, das seinerzeit zu den bekanntesten niederrheinischen Profanbauten der Spätgotik zählte, gerungen. Das in der Mitte des 15. Jahrhunderts errichtete und um 1698/1700 erweiterte gotische Rathaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Das Symbol bürgerlicher Selbstverwaltung drohte für immer verloren zu gehen.

Aber von 2010 bis 2011 rekonstruierte die Bürgerstiftung Historisches Rathaus das herausragende Bauwerk – ein deutschlandweit einmaliges Projekt. Der folgende Wiederaufbau interessierte nicht nur in Wesel und Umgebung, sondern auch deutschlandweit viele Menschen. Dementsprechend kamen Spenden aus der ganzen Welt. Für ihr einmaliges Engagement für die Rekonstruktion der historischen Rathausfassade erhält Dagmar Ewert-Kruse, seit Jahren Vorsitzende der Bürgerstiftung Historische Rathaus Wesel, den Ehrenamtspreis der Stadt Wesel.

Ewert-Kruse fragte sich: Wo steht dieses Rathaus?

1948 in Wolfsburg geboren, lebt die Kunst- und Geschichtslehrerin im Ruhestand seit 1995 in Wesel. Berufsbedingt auf der Suche nach einem neuen Domizil kam Ewert-Kruse an den Niederrhein und ihr erster Eindruck war: „Wesel ist gut“. Nach einer ersten Eingewöhnungszeit interessierte sie sich für die Geschichte und das gut sortierte Archiv der Stadt und kaufte diverse Exemplare der „Beiträge zur Geschichte“, dessen Deckel mit einer Abbildung der historischen Rathausfassade versehen sind.

Neugierig geworden, fragte sie, wo denn dieses Rathaus stehe. Die Antwort lautete damals: „Das gibt’s nicht mehr.“ Dies sei wohl erst recht ein Ansporn gewesen, weiter zu forschen und „so erfuhr ich immer mehr über die Geschichte Wesels.“ Nach dem Ausscheiden aus dem Schuldienst widmete sie sich ganz der Rekonstruktion der Rathausfassade. „Das war schon ein Fulltimejob“ sagt sie im Rückblick. Mit viel Überzeugungskraft warb sie um Spendengelder aus dem In- und Ausland. Eine bundesweite Öffentlichkeitsarbeit machte das Projekt bekannt und populär.

Auszeichnung mit der Bundesverdienstmedaille

Ihre Motivation habe immer gehalten, auch wenn nicht immer alles glatt lief. „Aber ich konnte mich auf mein Team verlassen,“ resümiert sie. Die Verleihung der Bundesverdienstmedaille für ihr herausragendes Engagement und die Übergabe der Schmuckfassade des Rathauses 2011 bleiben besonders berührende Momente im Leben dieser unermüdlichen Frau, die mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Wesel noch einmal besonders geehrt wird. Ewert-Kruse freut sich darüber: „Ich kann das durchaus mit dem Abstand noch genießen.“

Zwar ist das Projekt seit 2017 baulich weitgehend abgeschlossen, die Pflege und gelegentliche Instandsetzungen müssen weiterhin im Blick gehalten und finanziert werden. Dabei unterstützt seit Jahren der Weseler Lions-Club die Bürgerstiftung. Jedes Jahr wird ein Adventskalender erstellt, dessen Verkauf die notwendigen Mittel erwirtschaftet.