Wesel. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp zeichnet die 83-jährige Weselerin Doris Kusmanow mit dem diesjährigen Integrationspreis aus – aus diesen Gründen.
„Diese Ehre erfüllt mich mit Demut und Freude“. Sehr bescheiden reagierte die 83-jährige Doris Kusmanow auf die Verleihung des diesjährigen Integrationspreises der Stadt Wesel im Rahmen einer kleinen Feier am Berliner Tor, an der ungefähr 50 Personen teilnahmen. Der Integrationsrat der Stadt Wesel hatte sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, ihr den diesjährigen Integrationspreis zu verleihen.
„Der Preis ist nicht nur für mich“, fährt die Seniorin fort und verweist auf die vielen Unterstützer, die sich mit Nachdruck für die Belange der Geflüchteten in der Stadt engagieren. Diese Menschen „verdienen unsere uneingeschränkte Unterstützung,“ mahnt Kusmanow, damit sie „in Wesel eine sichere Heimat finden.“ Es sei ihr seit jeher eine Herzensangelegenheit, sich einzusetzen „für eine Welt, in der jeder seine Träume verwirklichen kann.“
1989 aus der DDR nach Wesel ausgereist
Was treibt diese zurückhaltende, aber trotzdem resolut wirkende Frau an? Sicherlich die eigne Biographie, nach der sie 1989 der DDR den Rücken kehrte und zunächst in einem Übergangsheim untergebracht war. Die Bürgermeisterin Ulrike Westkamp würdigt im Hinblick auf diese Zeit in ihrer Rede Doris Kusmanow für ihre bemerkenswerte Eigeninitiative, „denn Ihr Weg war dabei nicht einfach.“ Das in der DDR absolvierte Studium wurde zunächst nicht anerkannt. „Doch Sie ließen sich nicht entmutigen und investierten Zeit und Energie in Ihre Bildung – der Schlüssel zu Ihrem Erfolg.“ So konnte Doris Kusmanov noch lange Jahre an Weseler Schulen als Lehrerin unterrichten.
Ehrenamtlich engagierte sie sich Zeit ihres Lebens: Sie ist Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen und seit geraumer Zeit Mitglied im Vorstand der Flüchtlingshilfe Wesel. „Die Stadt Wesel braucht Frauen wie Sie,“ unterstreicht die Bürgermeisterin. „Ihre Geschichte ist uns eine Quelle der Inspiration.“ So sei Doris Kusmanow „uns allen ein Vorbild dafür, Menschen mit dem gleichen Maß an Respekt zu behandeln.“ Und weiter: „Von Beratungsstunden über die Kassenführung, der Verteilung von Sachspenden bis zum Frauencafé für ukrainische Mitbürgerinnen helfen Sie den Flüchtlingen unserer Stadt bei der Bewältigung ihrer täglichen Sorgen und Nöte.“
Lob für herausragendes Engagement
Auch der Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt, Cihan Sarica, lobt Frau Kusmanow für ihr „herausragendes Engagement.“ Er ist überzeugt von dem Grundsatz, dass „alle ihre Fähigkeiten einbringen können“ und fordert: „Man muss sich aufeinander einlassen.“ Ulrike Westkamp überreichte am Schluss der Feier eine Urkunde und Simone Stackebrandt für die Nispa den symbolischen Scheck. Nicht ganz verwundern konnte die Ankündigung, was mit dem Preisgeld geschehen werde. Doris Kusmanow wird den Betrag der Flüchtlingshilfe Wesel zukommen lassen.
Im Rahmen der Interkulturellen Tage wird jedes Jahr dieser Preis seit 2009 verliehen. Damit würdigt die Stadt das Engagement im Bereich Integration. Zielsetzung ist die Förderung des gedeihlichen Miteinanders und gegenseitiger Akzeptanz aller Weseler Bürgerinnen und Bürger. Gestiftet hat den Preis mit einem Preisgeld von 750 Euro die Niederrheinische Sparkasse Rhein-Lippe.