Wesel. Das Unternehmen Flixtrain will künftig mit Zügen von NRW in die Niederlande fahren. Wesel liegt an dieser Strecke – die Jusos fordern einen Halt.
Ohne Umsteigen mit dem Zug nach Amsterdam, Utrecht oder Rotterdam? Bisher ist das von Wesel aus nicht möglich, wer mit dem Fernzug in diese niederländischen Großstädte reisen möchte, muss mindestens einmal vom Regionalverkehr in einen Fernzug wechseln. Zwar gibt es schon lange Forderungen, dass endlich ein ICE hier am Bahnhof Station macht – doch die sind bisher vergebens. Nun taucht am Horizont zumindest eine neue Hoffnung auf, dass die Hansestadt künftig an das nationale und internationale Fernverkehrsnetz angeschlossen sein könnte.
Diese Hoffnung hat mit dem privaten Verkehrsanbieter Flixtrain zu tun. Wie kürzlich von dieser Zeitung berichtet wurde, hat das Unternehmen für den Zeitraum ab November 2024 bei den niederländischen Eisenbahnen eine Fahrplantrasse für die Route Oberhausen-Arnheim-Utrecht-Amsterdam-Den Haag-Rotterdam beantragt – dabei handelt es sich um die Betuwe-Strecke an der bekanntlich auch Wesel liegt.
Zugverkehr in Wesel: Jusos fordern einen Halt des Flixtrains
Nach der ersten Berichterstattung über diese Pläne springen nun die Weseler Jusos buchstäblich auf den Zug auf – sollte es zur Umsetzung dieser Verbindungen kommen, fordert die Nachwuchsorganisation der SPD auch einen Halt in der Hansestadt. „Unser Ziel ist klar: Wir wollen Wesel und den Niederrhein besser an das Schienennetz anbinden“, betont der Juso-Vorsitzende Maksim Bondarenko. Dabei haben die Jungsozialisten vor allem eine bessere Vernetzung mit dem Nachbarland im Blick. „Wenn die Linie wirklich kommen sollte, könnte der Kreis Wesel von einer direkten Verbindung in die Niederlande profitieren“, findet der Nachwuchspolitiker.
Die Jusos haben ein Schreiben verfasst, um ihren Forderungen beim Münchener Unternehmen mehr Nachdruck zu verleihen. Nicht nur Wesel selbst, sondern auch die umliegenden Kommunen stehen für sie dabei im Fokus. „Eine solche internationale Zuglinie wäre eine große Chance für den Kreis Wesel“, sagt der Kreisvorsitzende Xavier-Ramon Domain. „Wesel ist mit seiner zentralen Lage am Niederrhein und dem großen Einzugsbereich als Kreisstadt ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt.“ Zudem habe Wesel mit 60.000 Einwohnerinnen und Einwohner sowie vielen ansässigen Unternehmen eine Bedeutung für den Zugverkehr. Diesen großen Einzugsbereich betont die SPD-Jugend auch in ihrem Schreiben an Flixtrain. Die Nachfrage vor Ort solle den Anbieter ermutigen, hier einen Halt einzuplanen.
Flixtrain in der Niederlande: Planungen in NRW noch nicht so weit vorangeschritten
Das Unternehmen selbst hält sich derweil noch bedeckt. Während für die niederländische Seite schon konkrete Haltepunkte angegeben sind, seien die Planungen für einen möglichen Verlauf in Nordrhein-Westfalen noch nicht so weit vorangeschritten. „Generell wollen wir so vielen Menschen wie möglich Anschluss an unser Netz geben. Ob auch Wesel angeschlossen wird, wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden“, heißt es auf NRZ-Anfrage von einem Flixtrain-Sprecher.
Zunächst müssen ohnehin noch zahlreiche Fragen mit den Behörden in den Niederlanden geklärt werden. Möglich wäre zum Beispiel ein Start der Linie in Köln und eine Weiterfahrt über Düsseldorf, Duisburg, Oberhausen an den Niederrhein und dann ins Nachbarland – ob mit oder ohne Halt in Wesel.
Hintergrund: Das ist das Unternehmen Flixtrain
Flixtrain ist ein deutsches Eisenbahnverkehrsunternehmen und gehört zum Münchener Konzern Flix. Es bietet seit 2017 deutschlandweiten Schienenpersonenfernverkehr an und tritt dabei als Mitbewerber der Deutschen Bahn auf. Das Angebot von Flixtrain konzentriert sich dabei auf Verkehre zwischen Ballungszentren und ergänzt so das ebenfalls zu Flix gehörende Fernbusnetz, das unter dem Namen Flixbus vermarktet wird.
Mit Auslandsverbindungen auf der Schiene hat es bereits Erfahrungen: Im Mai 2021 nahm das Unternehmen auch einen Zugverkehr in Schweden auf. In Deutschland verkehrt der Flixtrain bisher unter anderem von Köln nach Hamburg sowie von Aachen nach Berlin, Leipzig und Dresden. Dabei halten die Züge keineswegs nur in den Metropolen – sondern zum Beispiel auch in Lüneburg, Gotha oder Herford. Das sind Städte, die sich durchaus mit Wesel vergleichen lassen.