Wesel. Die Flut zerstörte eine Produktionsstätte der Firma DPI Türdesign in der Eifel. Nun hat in Wesel ein neues Werk eröffnet – Mitarbeiter gesucht.

Um 11.34 Uhr läutet die Sirene am Freitag eine neue Zeitrechnung bei der Firma DPI Türdesign ein: Im Gewerbegebiet am Schornacker hat das Unternehmen in den vergangenen Monaten ein Mammutprojekt umgesetzt – den Aufbau des neuen Werkes für die Produktion von Isolierglas. Rund fünf Millionen Euro hat der Nischenhersteller von Komponenten für den Haustürenbau hier investiert und produziert nun ausschließlich in Wesel.

Hinter der Eröffnung steht eine dramatische Geschichte: Denn die Firma, die 1988 in Wesel gegründet wurde und seit 1996 am Schornacker sitzt, hatte ihre Isolierglas-Produktion bis zum Sommer 2021 in der Eifel angesiedelt – genauer: im idyllischen Ortsteil Gmünd des Städtchens Schleiden. Doch dann kam die große Flutkatastrophe, die dieser Region verheerende Schäden anrichtete und von der auch das Werk des Weseler Unternehmens nicht verschont wurde. Die Halle wurde wurde komplett unter Wasser gesetzt. Maschinen und Gebäude waren über Nacht unbrauchbar geworden. „Die Flut hat alles zerstört, was es dort gab“, erinnert sich Geschäftsführer Andreas Krogull.

Nach der Katastrophe fasste DPI dann den Entschluss, das Werk in Schleiden nicht wiederaufzubauen, sondern sich komplett auf Wesel zu konzentrieren. Die Produktion von Isolierglas ist nur ein Teil des Prozesses bei der Firma, die Füllungen für Haustüren herstellt und in ihrer Branche nach eigenen Angaben zu den drei Marktführern in Deutschland gehört. Das nun in Betrieb gegangene Glaswerk ist direkt angeschlossen an die weiteren Bereich der Produktion – und funktioniert in vielen Bereichen automatisiert. Bis zu 500 Isolierglasscheiben, wie sie für Haustüren gebraucht werden, können hier am Tag hergestellt werden. Ein Teil davon wird für die eigenen Produkte verwendet, der Rest an Drittkunden verkauft. „Das ist fester Bestandteil der Unternehmstrategie und ein großer Wachstumsmarkt“, sagt Andreas Krogull.

Firma in Wesel: Der Werksleiter zieht von der Eifel an den Niederrhein

Für den Betrieb ist die Eröffnung des Glaswerkes eine große Erleichterung. Denn seit dem Ausfall der Produktion in der Eifel musste DPI die Isoliergläser zu kaufen – teilweise von zwölf unterschiedlichen Herstellern. Doch selbst die konnten nicht immer alle Anforderungen erfüllen. Denn das Unternehmen fertigt keine Massenware, sondern individuelle Produkte. Haustüren, in denen die Füllungen stecken, kosten beim Endverbraucher zwischen 2000 und 10.000 Euro. Die Konzentration liegt übrigens vor allem auf dem deutschsprachigen Raum, weil hier besonders viele Immobilienbesitzer den Wert auf eine aufwendiger Haustürkonstruktion legen. „In Deutschland ist die Tür bei vielen Menschen die Visitenkarte des Hauses“, beschreibt es Krogull.

Werksleiter Lukas Ewald zeigt Landrat Ingo Brohl die neue Produktionsstätte.
Werksleiter Lukas Ewald zeigt Landrat Ingo Brohl die neue Produktionsstätte. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Einen weiteren Vorteil hat das neue Werk in Wesel im Vergleich zur alten Produktionsstätte in der Eifel – die Lastwagen-Fahrten fallen weg. „Das hat uns jedes Jahr 150.000 Euro gekostet“, so Krogull. Von den ehemaligen Mitarbeitern aus Schleiden sind allerdings nur wenige den Weg an den Niederrhein mitgegangen. Die meisten hätten andere Jobs gefunden oder seien in den Ruhestand gegangen. Anders sieht das bei Lukas Ewald aus, der die Leitung des Glaswerkes in der Eifel gerade mal zwei Wochen vor dem Hochwasser übernommen hatte. „Die Karrierechance, in so einem Werk zu arbeiten, ist einmalig“, sagt Ewald, der umgezogen ist und nun in Hamminkeln wohnt.

Hintergrund: Tag der offenen Tür bei DPI Türdesign in Wesel

DPI Türdesign macht einen Jahresumsatz von rund 16 Millionen Euro und beschäftigt derzeit 160 Angestellte, im Glaswerk startet die Produktion nun mit elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es wird aber noch weiteres Personal gesucht, unter anderem deswegen veranstaltet das Unternehmen am Samstag, 29. Juli, einen Tag der offenen Tür mit einer extra eingerichteten Bewerberlounge. Gesucht werden Menschen, die über handwerkliches Geschick verfügen und Berufserfahrung in der Produktion oder im Handwerk vorweisen können. Derzeit sind rund zehn Stellen zu besetzen. Beim Tag der offenen Tür gibt es zudem drei Werksführungen (10, 12 und 14 Uhr) für Interessierte. Die Firma befindet sich an der Straße Am Schornacker 109.