Hünxe. Der Hünxer Bürgermeister Dirk Buschmann spricht von eindeutigem politischen Willen und einem wünschenswerten Projekt. Doch es gibt ein Problem.
Wird in Hünxe bald dank vier neuer Windräder in Drevenack viel mehr Windenergie erzeugt, als alle Haushalte der 14.000-Einwohner-Gemeinde verbrauchen? „Das wäre natürlich überaus wünschenswert und ist zudem sehr eindeutiger, klarer politischer Wille“, sagt Bürgermeister Dirk Buschmann. Er schränkt aber auch gleich ein, denn es gebe bei der Planung noch „rechtliche Probleme“.
Das Gemeindeoberhaupt erläutert, dass vor Jahren festgelegt wurde, wo auf den rund 107 Quadratkilometern Hünxer Gebiet Windkraftanlage errichtet werden sollen – und wo nicht. Damals wurden Windkraftkonzentrationszonen gesucht, und zwei gefunden: Auf der Halde Lohberg und in der Hünxer Heide. Problem: Damit wären eigentlich alle anderen (ebenfalls für Windkraft geeigneten Flächen) für künftige Planungen tabu, auch in Drevenack – theoretisch zumindest. Hintergrund sei, dass man nicht überall Windräder haben wolle, so Buschmann, „um eine Verspargelung der Landschaft zu vermeiden.“
Bei dieser Festlegung auf die Konzentrationszonen sei man allerdings noch von anderen Voraussetzungen ausgegangen. „Damals war die Energiekrise auch noch nicht so präsent wie heute“, erklärt Buschmann und ergänzt, dass eine Anpassung auf die aktuelle Situation „rechtlich nicht so einfach“ sei. Trotzdem setze er jetzt Hoffnung in die Nutzung des Instrumentes einer „isolierten Positivplanung“, die einen Bau der Windräder im Nord-Westen seiner Gemeinde möglich machen soll. Dafür müsste der Flächennutzungsplan geändert werden, worüber letztlich die Verwaltung des Regionalverbands Ruhr (RVR) entscheide.
„Wir gehen davon aus, dass es funktioniert“, gibt sich Dirk Buschmann im Gespräch mit der Redaktion verhalten optimistisch. Schließlich profitiere auch die Hünxer Bevölkerung davon, denn über die Gemeindewerke, die Idee der Gründung einer Bürgergenossenschaft sowie Anwohner, die Anteile an dem Windpark erwerben könnten, fließe Geld in die Gemeinde zurück.
Windkraft: Das plant die Firma ABO Wind in Drevenack
Was ist überhaupt angedacht? Die Firma ABO Wind plant die Errichtung eines Windparks mit vier Anlagen in Drevenacker Waldgebiet Steinberge. Das zur Gemeinde gehörende Areal sei zwischenzeitlich bereits im Regionalplanentwurf des RVR als Windenergiebereich dargestellt. Das Planungsgebiet ist größtenteils geprägt von einem forstwirtschaftlich genutzten Nadelholzbestand. Sensible Mischwaldflächen oder Laubbaumbestände werden vom Windpark nicht tangiert, betont das Unternehmen. „Alle Anlagen sind mehr als 590 Meter von der nächstgelegenen Wohnbebauung im Außenbereich entfernt. Das verhindert eine so genannte optisch bedrängende Wirkung des Windparks und stellt sicher, dass sämtliche gesetzlichen Vorgaben erfüllt sind“, so die Firma weiter.
Die Gemeinde beabsichtigt nun, im Rahmen ihrer Planungshoheit die Änderung des Flächennutzungsplans zur Ausweisung der Fläche Steinberge vorzunehmen. „Damit treibt die Gemeinde die Energiewende voran und beweist hohes Verantwortungsbewusstsein für den Aufbau einer sicheren und klimaneutralen Energieversorgung in der Metropolregion Ruhr“, wird Projektleiter Moritz Jans in einer Mitteilung von ABO Wind zitiert.
.„Wir stehen noch am Anfang unserer Planungen“, erklärt Jans. „Weil wir aber so transparent wie möglich vorgehen wollen, können sich Anwohnerinnen und Anwohner schon jetzt auf unserer Website informieren.“ Unter www.windpark-huenxe.de finden Interessierte neben Neuigkeiten zu aktuellen Entwicklungen viele Hintergrundinformationen, beispielsweise über den Standort der geplanten Anlagen, den Zeitplan und die zu erwartenden Einnahmen für die umliegenden Städte sowie Gemeinden in Höhe von mehr als drei Millionen Euro im Laufe der zwanzigjährigen Betriebszeit der Anlagen.
Windpark in Drevenack: Ab 2026 eine Gesamtleistung von 26,4 Megawatt
„Wenn alles nach Plan läuft, können wir den Windpark 2026 ans Netz bringen“, sagt der Projektleiter weiter. Dann könnten die vier Siemens-Gamesa-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 26,4 Megawatt so viel Strom produzieren, wie rund 24.000 Haushalte verbrauchen. Das spare pro Jahr mehr als 62.000 Tonnen klimaschädliches Kohlenstoffdioxid ein.
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2021 biete die Möglichkeit, Kommunen im 2500-Meter Radius um einen Windpark entsprechend ihres Flächenanteils mit 0,2 Cent für jede produzierte Kilowattstunde finanziell zu beteiligen. „Wenn die vier Anlagen in Hünxe realisiert werden, könnten die Gemeinde Hünxe pro Jahr rund 89.000 Euro, die Stadt Hamminkeln knapp 31.000 Euro, die Gemeinde Schermbeck circa 40.000 Euro und die Stadt Wesel ungefähr 5.500 Euro erwarten“, heißt es von ABO Wind.