Wesel. Als im Juni ein 2,85 Meter großer Wels in Italien geangelt wurde, war das ein Weltrekord. Welse im Diersfordter Waldsee sind fast genauso groß.
Nur wenigen ist der Zutritt überhaupt erlaubt. Eine schwere Eisenkette an einem Gatter versperrt zunächst noch den Zugang. Danach geht es durch dichtes Gestrüpp auf einem schmalen Trampelpfad zum Ufer. Endlich ist es soweit: Auf einem grob vom Pflanzen- und Grasbewuchs befreiten Areal, einem Angelplatz, steht Arno Dworczak und zeigt auf den Diesfordter Waldsee.
Als erster Vorsitzender des Fischereivereins Frühauf Bislich-Flüren und als Kreisfischereiberater des Kreises Wesel hat er, wie auch etwa 270 Mitglieder des Vereins, einen exklusiven Zugang zum Uferbereich des Sees. Der Diersfordter Waldsee, einer der größten Seen am Niederrhein, ist durch Ausbaggerungen entstanden. Er bietet dank der durch Rekultivierungsarbeiten entstandenen Biotope zahlreichen, seltenen Tier- und insbesondere Vogelarten wie der Flussseeschwalbe und der Schwarzkopfmöwe ideale Ersatzlebensräume. Im nördlichen Waldsee ist der Biber zu Hause.
Vielfältiger Fischbestand im Diersfordter Waldsee
Sein Augenmerk richtet Arno Dworczak aber vornehmlich auf die Fischbestände. Und die weisen eine Vielfältigkeit auf, die der Laie vielleicht gar nicht vermutet. Der Fachmann zählt auf: „Als Raubfische haben wir hier Wels, Hecht, Zander und Barsch.“ Zu den Weißfischen, die gerne gefressen werden, zählen Aland, Brasse, Karpfen, Rotauge und Schleie. „Einen Wels zu fangen ist schon schwer“, erklärt der frühere Bergmann, der selbst schon einmal ein fast zwei Meter langes Exemplar geangelt hat. „Einen 20 Pfund schweren Karpfen kann sich ein großer Wels schon mal schnappen,“ berichtet der leidenschaftliche Angler.
Am liebsten fängt er selbst allerdings Aale, die er selbst anschließend durch Räuchern zu einer Delikatesse verarbeitet. „Ich esse für mein Leben gern Fisch“, fügt er lachend an. Außerdem dürfen Angler nur ihrer Passion nachgehen, wenn es ausdrücklich der Nahrungsbeschaffung dient. Bisweilen übernachten die Petrijünger mehrere Tage am See. Dann feiern die Vereinsmitglieder gern gemeinsam ein Fest und grillen ihre Beute.
Damit der Überblick über den Bestand nicht verloren geht, werden jährlich Fanglisten erstellt. So kann gezielt der Nachwuchs angesiedelt werden, sofern das auf natürlichem Weg nicht geschieht. Denn, wie Arno Dworczak weiß, „der Wels ist ein Kannibale, der auch größere Artgenossen frisst.“
Hitze, Wasserrückgang und badende Besucher machen dem Fischereiverein Sorgen
Sorgen bereitet Arno Dworczak die große Hitze der letzten Jahre, die dazu führt, dass nicht nur das Wasser zu warm, sondern auch der „Wasserstand des Sees drastisch zurückgegangen ist.“ Auch ärgert er sich regelmäßig über uneinsichtige Besucher, die das absolute Badeverbot ignorieren. Wer mal mit dem Gedanken spielt, dem Verein beizutreten, hat im Moment allerdings schlechte Karten: Es besteht ein Aufnahmestopp.
Die Idylle vom ruhig-gemächlichen Angeln hat aber auch eine andere Seite. Der Verein hat die Verkehrssicherungspflicht über das Gelände. Zufahrtswege müssen gegebenenfalls von umgestürzten Bäumen geräumt, Zäune repariert, die Gewässerqualität überprüft und Rekultivierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Wie gut, dass der Verein über zahlreiche Mitglieder verfügt, die sich diesen Aufgaben widmen. Auch die zwei Dutzend jugendlichen Petrijünger werden in die Pflicht genommen: Sie haben ein geräumiges Insektenhotel aufgebaut.