Schermbeck. Die schöne Idylle trügt: Die Teiche neben dem Schermbecker Rathaus sorgen aktuell für Ärger – zum Entsetzen von Anglern und Bürgermeister.

Schon seit einem halben Jahrhundert gibt es die Schermbecker Pachtgemeinschaft Mühlenteich. Doch die 25 Angler sind zurzeit aufgescheucht wie ein Bienenschwarm, denn sie fürchten um den Fortbestand ihrer Gemeinschaft und klagen über unerfüllbare Forderungen der Gemeinde. Dies berichten mehrere Mitglieder bei einem Pressetermin auf dem idyllischen Gelände zwischen Rathaus und historischer Wassermühle, zu dem die Schermbecker Grünen eingeladen hatten.

Die Angler der Pachtgemeinschaft erwähnen erhebliche Irritationen bei Verhandlungen mit der Gemeindeverwaltung. Sie erklären sinngemäß, man wolle ihnen die Pistole auf die Brust setzen. Bürgermeister Mike Rexforth wiederum entgegnet: „Ich bin entsetzt, dass es jetzt überhaupt diesen Termin gegeben hat. Wir hatten doch einen vernünftigen Austausch mit der Pachtgemeinschaft. Ich halte es für einen Skandal, dass sie es jetzt so darstellen.“

Der  Mühlenteich gehört sicherlich zu den idyllischsten Orten der Gemeinde Schermbeck. Doch jetzt gibt es Meinungsverschiedenheiten um einen Pachtvertrag.
Der Mühlenteich gehört sicherlich zu den idyllischsten Orten der Gemeinde Schermbeck. Doch jetzt gibt es Meinungsverschiedenheiten um einen Pachtvertrag. © FFS | Markus Weißenfels

Zum Hintergrund: Das Gelände gehörte bis Oktober Familie Prinz von der angrenzenden Schermbecker Burg. Damit die Gemeinde Schermbeck erhebliche Fördergelder für die dringend benötigte Entschlammung der Mühlenteiche bekommen konnte, musste ihr das etwa ein Hektar große Gelände übertragen werden. Zeitgleich wurde der Vertrag mit der Pachtgemeinschaft aufgekündigt, doch die Angler hofften, nach den umfangreichen Sanierungsarbeiten wieder Pächter zu werden – zu ähnlichen Bedingungen wie zuvor.

Ralf Hendrich, der Sprecher der Pachtgemeinschaft, stand bereits im Austausch mit Bürgermeister Rexforth. Doch diese Kommunikation ist offenbar ins Stocken geraten. Wie Hendrich und auch sein Mitstreiter Dirk Giehl berichten, würde die Gemeinde mittlerweile Dinge von den Anglern verlangen, die sie nicht erfüllen könnten. Unter anderem ginge es um die Höhe der Pacht, wozu sich die Schermbecker Arno Dworczak als Experten dazugeholt hatten – der Kreisfischereiberater spricht von „ungefähr 400 Euro pro Hektar jährlich“ als ortsüblichen Wert. Diese Pacht hatten sich offenbar die Mühlenteich-Angler auch erhofft, der Bürgermeister habe jedoch 3000 Euro ins Spiel gebracht.

Wurde mit falschen Zahlen argumentiert?

Zwar bestätigte Mike Rexforth diese Summe, erläuterte aber dazu: „Ich kenne ja den vorherigen Pachtvertrag, der lag bei 2000 Euro – jetzt mit 400 Euro ins Rennen zu gehen, finde sich schon dreist, zumal der Mühlenteich durch die Entschlammung ja deutlich aufgewertet wurde.“

Worüber sich der Bürgermeister aber fast noch mehr echauffiert, ist, dass die Grünen zu dem Termin eingeladen hatten – die Partei habe das Vorgehen im interfraktionellen Gespräch doch selber mit vereinbart. Unter anderem sei Wunsch der Politik gewesen, dass die Mühlenteiche für Schermbecker Angler zur Verfügung stehen sollen und die Pachtgemeinschaft sich am besten in einen Verein umwandeln solle.

Angler sprechen von Diskriminierung

Nur Schermbecker als Mitglieder zu akzeptieren, komme überhaupt nicht in Frage, erklären Hendrich und Giehl, dies sei in ihren Augen „Diskriminierung“. Im Übrigen habe die Pachtgemeinschaft in den vergangenen Jahren für mehrere tausend Euro Jungfische in die Teiche ausgesetzt. Freiwillig würden sich die Angler ja schon um manche Probleme kümmern, wie Müllentsorgung und das Schwarzangeln, das in jüngster Zeit hier wieder verstärkt zu beobachten sei.

Von den Grünen Ratsmitgliedern Ulrike Trick und Stefan Steinkühler heißt es, die Gemeinde solle die Pacht doch „wieder in bewährte Hände legen“ und „möglichst bald zu einer guten Lösung kommen“. Diese scheint allerdings jetzt fraglicher als zuvor: „Damit haben sich die Beteiligten sicher keinen Gefallen getan“, urteilt Bürgermeister Rexforth über den Vorstoß der Pachtgemeinschaft und erwähnt, dass es auch noch andere Interessenten an dieser Pacht gebe.