Schermbeck. Nach der Kampfmittel-Sondierung im Baugebiet Spechort erläutert der Bürgermeister die Maßnahme, die zunächst geheim gehalten wurde.
Eine gewisse Erleichterung war Mike Rexforth anzumerken: Der Bürgermeister informierte jetzt – zusammen mit zwei Mitarbeiterinnen vom Ordnungsamt der Gemeinde – über „einen Fall, der am Ende kein Fall war“. Er löste damit auch das Rätsel um einen Zaun am Rathausparkplatz auf, über den die NRZ bereits am 22. Juni exklusiv berichtet hatte.
Die Gemeindeverwaltung hatte sich entschieden, die Bevölkerung nicht über eine großangelegte Kampfmittel-Überprüfung im künftigen Baugebiet Spechort an der Erler Straße/Einmündung Im Bruch in Kenntnis zu setzten. Dort wurde ab dem 21. Juni nach gefährlichen Gegenständen gesucht, da es etwa 100 Verdachtsfälle gegeben habe, wie Ordnungsamtsleiterin Ellen Großblotekamp erläuterte. Darunter seien einige gewesen, die auf einen Bombenfund hingedeutet hätten, so der Bürgermeister, der von der Vermutung berichtete, dass es sich bei den lokalisierten Objekten um britische Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg hätte handeln könnte.
Bis zu 5000 Schermbecker wären betroffen gewesen
Falls eine große Bombe gefunden worden wäre, hatte in einem Umkreis von 1200 Metern evakuiert werden müssen, ergänzte Lena Möllmann, Vize-Ordnungsamtsleiterin. Dies hätte den gesamten Ortskern Schermbecks betroffen, über 5000 Personen hätten ihre Häuser verlassen müssen. Unter anderem wäre das Marienheim mit 70 bis 80 pflegebedürftigen Menschen betroffen gewesen, zudem das Rathaus.
„Da wir eine sehr besonnene Verwaltung sind, wollten wir keine Panik und unnötigen Ängste in der Bevölkerung schüren“, erklärte Rexforth, der aber auch zugab, solch eine Situation in Schermbeck bisher noch nicht erlebt zu haben. Auch im Rathaus seien nur etwa 15 Leute eingeweiht gewesen, obwohl sich alle gefragt hätten, warum der Rathausparkplatz ab dem 22. Juni mit einem Zaun abgesperrt war.
Dieser Platz wurde bis zum 26. Juni extra frei gehalten, um bei einer möglichen Evakuierung rund 100 Einsatzfahrzeugen (wie Krankenwagen) eine Abstellmöglichkeit zu bieten. Hätte man die Bevölkerung vorab informiert, wären vermutlich „hunderte Anrufen täglich“ bei der Verwaltung aufgelaufen und er wäre nicht mehr zum Arbeiten gekommen, erklärte der Bürgermeister: „Dann hätte Oma Erna angerufen und gefragt, ob sie bei einer Evakuierung ihren Papagei mitnehmen könne.“ Zudem habe man keinen „Auflauf an Schaulustigen“ bei den Sondierungsarbeiten gebrauchen können.
Zwei Granaten und ganz viel Schrott gefunden
Und was wurde vom Kampfmittelbeseitigungsdienst letztlich gefunden? „Ganz viel Schrott“, berichtet Rexforth schmunzelnd. Die Bomben-Verdachtsfälle stellten sich als andere Gegenstände wie Teile eines Fahrwerks heraus. Zwei Granaten lagen in dem Feld – eine musste vor Ort gesprengt werden, die andere wurde abtransportiert – für beide war zum Glück keine Evakuierung nötig. Eines sei jedoch sicher: „Wir waren auf alles gut vorbereitet und haben gesehen, dass wir uns auf alle Leute verlassen können“, so der Bürgermeister, der vor allem für die Unterstützung vieler Firmen und Organisationen dankt.