Wesel. Die Kita-Plätze in Wesel werden immer knapper, viele Einrichtungen sind überbelegt. Die Stadt will deswegen neue Kitas bauen. Das ist geplant.
- In Wesel leben immer mehr Kinder – eigentlich ist das eine gute Nachricht.
- Doch für das Jugendamt bedeutet diese Entwicklung eine große Herausforderung.
- Denn: Es braucht dringend mehr Kita-Plätze in Wesel. Was die Stadt genau plant.
Mehr Zuzüge, steigende Geburtenzahlen – Wesel wächst. Was für die Stadt auf der einen Seite eine gute Nachricht ist, bringt auf der anderen Seite das Jugendamt ins Schwitzen. Denn in Sachen Ausbau der Kita-Landschaft besteht dringender Handlungsbedarf, wie aus der aktuellen Bedarfsplanung für die Tagesbetreuung von Kindern hervorgeht. Insbesondere für Kinder, die jünger als drei Jahre sind, übersteigt die Nachfrage das bestehende Angebot deutlich. Um die Situation zu verbessern, hat das Jugendamt nun verschiedene Maßnahmen vorgestellt – von Gruppenerweiterungen über neue Großtagespflege bis hin zu Neubauten. Über die Pläne muss die Politik abstimmen.
Der Engpass bei den Kitaplätzen hat schon jetzt reale Auswirkung: Für das neue Kindergartenjahr sind die 35 Kindertagesstätten bereits mit 52 Kindern überbelegt. „Dies bedeutet für die Kinder in den Gruppen und die Beschäftigten der Einrichtungen eine enorme Belastung“, schreibt die Verwaltung in einer Vorlage für den Jugendhilfeausschuss am Mittwoch. Die Überbelegung müsse so schnell wie möglich auslaufen. „Die Bedarfsplanung für die Folgejahre geht ausdrücklich von einem Abbau aus“, heißt es weiter.
Mehrere Projekte befinden sich schon in der Umsetzung. Die Katholische Kita St. Nikolaus in Bislich wird um eine Gruppe erweitert – dafür wird ein Container aufgestellt, der im Dezember in Betrieb genommen werden soll. Die Kita Blücherstraße wird um eine Mensa erweitert, um die noch vorhandenen geteilten 35-Stunden-Plätze in Plätze mit Mittagsbetreuung umwandeln zu können. „Mit einer Fertigstellung ist im Jahr 2024 zu rechnen“, schreibt die Stadt. Bisher gehen die Kinder in der Mittagspause nach Hause und werden am Nachmittag weiter betreut, da dieses Modell aber nicht mehr der Lebensrealität vieler Familien entspricht, soll es in Absprache mit den Trägern weitgehend verschwinden.
Außerdem errichtet die Katholische Kirchengemeinde St. Nikolaus, wie mehrfach berichtet, einen Neubau für ihre Kita in Flüren und bietet dann Platz für eine dritte Gruppe. Fertig werden soll das Projekt im Laufe des übernächsten Kindergartenjahres 2024/25. Zudem wird an der der Evangelischen Kita an der Sternstraße in Flüren eine Mensa errichtet, um die Betreuungsqualität zu verbessern – denn bisher müssen die Kinder dort im Gruppenraum essen und der Platz ist knapp.
Kita-Engpass in Wesel: In der Innenstadt ist es besonders problematisch
Diese Maßnahmen reichen jedoch bei weitem nicht aus – deswegen sind weitere Projekte in Planung. Weil der Druck in der Innenstadt besonders groß ist, drängt die Zeit. Die Arbeiterwohlfahrt als Träger der innerstädtischen Kita Brüner Tor ist laut Stadt bereit, ihr Angebot um anderthalb Gruppen zu erweitern. Dafür sollen bis frühstens Ende des Jahres zusätzliche Räume innerhalb des Hauses geschaffen und vorhandene Funktionsräume in einen vorübergehenden Anbau ausgelagert werden. In der Feldmark soll die Kita Hessenviertel darüber hinaus um eine vierte Gruppe erweitertet werden, das wird aber frühestens bis August 2024 klappen und rund 1,1 Millionen Euro kosten. Zudem soll bis Herbst 2024 die Kita St. Marien in Büderich ebenfalls um eine Gruppe wachsen.
Nur mit Kindertagesstätten allein wird sich der Bedarf aber nicht decken lassen. Deswegen sollen in zwei innerstädtischen Einrichtungen des Caritasverbandes (Karl-Leisner-Haus und Villa Confetti) noch im Kindergartenjahr 2023/24 sogenannte Großtagespflegestellen eingerichtet werden, dort werden Kinder von Kindertagespflegepersonen in Kleingruppen betreut. Weiterhin wird in der Feldmark – und damit innenstadtnah – an der Kita Sonnenblumenhaus eine weitere Großtagespflege eingerichtet. „Diese kann voraussichtlich zu Beginn des Kindergartenjahres 2024/25 zur Verfügung stehen“, schreibt die Stadt.
Stadt Wesel plant den Neubau von zwei Kindertagesstätten
Langfristig sind jedoch weitere Neubauten von Kindertagesstätten notwendig. In der Bedarfsplanung sind zwei konkrete Projekte genannt: Direkt in der Innenstadt komme nur der Standort der früheren Villa Kunterbunt an der Isselstraße in Frage, die vor einigen Jahren aufgegeben wurde. Dort könnte bis Dezember 2025 eine neue Einrichtung mit vier Gruppen entstehen, so die Verwaltung. Das Grundstück gehört mittlerweile einem Investor, der es von der Katholischen Kirchengemeinde gekauft hat – laut Verwaltung gibt es bereits Verhandlungen. Die Stadt selbst müsste aufgrund des Investorenmodells nicht selbst keine Mittel investieren.
Bereits der Stadt gehört hingegen ein Grundstück an der Straße Am Lippeglacis. Dort könnte ebenfalls eine Kita für vier Gruppen gebaut werden. Damit wird allerdings erstmal nur der Wegfall der Kita Wunderland kompensiert, die voraussichtlich bis 2025 abgerissen werden muss. Weil auch weiterhin mit steigenden Kinderzahlen zu rechnen ist, soll direkt eine Option für eine fünfte Gruppe mitgeplant werden. Die kalkulierten Kosten für den Bau liegen bei 4,5 Millionen Euro. Später soll die Kita Wunderland im Zuge des Schulneubaus am Hansaring wieder errichtet werden, auch dafür wird mit Baukosten in Höhe von 4,5 Millionen Euro gerechnet.
Hintergrund: So viele Kinder wollen in Wesel in die Kita
Für das Kindergartenjahr 2023/24 rechnet die Stadt mit 757 Kindern unter drei Jahren, die den Bedarf für einen Kitaplatz haben. Bei der letzten Bedarfsplanung war sie noch von unter 700 Jungen und Mädchen ausgegangen. „Dies ergibt sich aus den steigenden Geburtenzahlen und der höheren Nachfrage in der Altersgruppe“, heißt es in der Bedarfsplanung. Bis 2040 liege der Wert durchschnittlich bei 740. Demgegenüber steht im anstehenden Kindergartenjahr ein Angebot von 453 Plätzen in Kindertagesstätten, nicht aufgeführt in der Statistik sind die Plätze in der Kindertagespflege. So geht das Jugendamt nicht davon aus, dass im August ein größerer Anteil von Kindern tatsächlich noch unversorgt ist.
Wesentlich entspannter sieht es bei den älteren Kindern aus: Bei den Drei- bis Sechsjährigen liegt der Bedarf derzeit bei 1760 Plätzen, mittelfristig wird er sich bei 1670 einpendeln. Dadurch bestehe die Möglichkeit, die Zahl der U3-Plätze in den Gruppen zu erhöhen, betont die Stadt.