Wesel. Lokführer Lars Lähnemann steuerte die alte Diesellokomotive. Die nostalgische Eisenbahn begeisterte Pfingsten sogar Gäste aus den Niederlanden.

Ein Stück Historie war am Wochenende in Wesel zu erleben. Der Verein Historischer Schienenverkehr Wesel bot am Pfingstsonntag und Pfingstmontag wieder Fahrten mit der geschichtsträchtigen Diesellokomotive aus dem Jahr 1956 quer durch Wesel an. Bei sonnigem und warmem Wetter fuhr die Lok im 1,5-Stunden-Takt von der Weseler Rheinpromenade unter anderem am Wasserwerk und am Bahnhof vorbei.

Im Führerhaus saß an diesem Wochenende der 35-jährige Lokomotivführer Lars Lähnemann. Durch seinen Vater, der Gründungsmitglied des Vereins war, kam er ebenfalls in den Verein und fährt die alte Diesellok mittlerweile seit 2006 als Hobby.

Auf Kraft ausgelegt – nicht auf Geschwindigkeit

Vor allem das Bedienen der alten Technik reize ihn an seinem Hobby. Hauptberuflich ist er ebenfalls Triebwagenführer bei einer Privatbahn. Durch den Verein sei er überhaupt erst auf den Geschmack gekommen und Lokomotivführer geworden. Der 240-PS-Zug schafft eine Spitzengeschwindigkeit von 30 km/h. Da es sich um eine Rangierlok handele, sei „sie auf Kraft ausgelegt und nicht auf Geschwindigkeit“, erklärt Lähnemann.

Da fühlt man sich ins vergangene Jahrhundert zurückversetzt: Blick in einen  Waggon vom Historischer Schienenverkehr Wesel.
Da fühlt man sich ins vergangene Jahrhundert zurückversetzt: Blick in einen Waggon vom Historischer Schienenverkehr Wesel. © FFS | Arnulf Stoffel

Rund eine Millionen Kilometer habe die Lok schon hinter sich und fährt immer noch einwandfrei. Im Führerhaus ist es verhältnismäßig warm und laut. Immer wieder quietscht und rattert es. In den Personenwagen war es genauso, was allerdings zum Charme und der Authentizität der Fahrt dazu gehört. Diese alte Lokomotive könne nicht mit einem modernen Zug verglichen werden. „Die einzige Technik hier ist die Beleuchtung“, erklärt der Lokomotivführer.

Klaus Kaitna ist Vorsitzender und gleichzeitig Schaffner

148 „Beförderungsfälle“ hätten sie allein an Pfingstsonntag durch Wesel gefahren, erzählt Klaus Kaitna, Vorsitzender des Vereins und gleichzeitig Schaffner des Zuges. Als ein Beförderungsfall wird offiziell eine verkaufte Fahrt bezeichnet. Kauft eine Person allerdings eine Hin- und Rückfahrkarte, so wird sie als zwei Beförderungsfälle gewertet.

Der Zug steht an der Haltstelle Altes Wasserwerk zur Abfahrt bereit.
Der Zug steht an der Haltstelle Altes Wasserwerk zur Abfahrt bereit. © FFS | Arnulf Stoffel

Auch Kaitna ist Gründungsmitglied des seit 1977 bestehenden Vereins und feiert somit in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. Immer wieder treffe er im Zug Menschen, die sich an ihre eigene Jugend zurück erinnern und die Fahrt genießen würden. Zwölf Euro kostet eine Hin- und Rückfahrt, Sechs Euro eine einfache Fahrkarte. Die Personenwagen seien teilweise aus dem Jahr 1929 und damit älter als die Lok, erklärt der Vorsitzende. Sie wären noch für die Deutsche Reichsbahn zu Zeiten der Weimarer Republik und dem Dritten Reich in Betrieb gewesen.

Lob für die gute Aussicht und den leckeren Kaffee

Ab den Sechzigerjahren seien sie zu Bauzugwagen umgerüstet worden, bis sie der Verein wieder zu ihrer ursprünglichen Verwendung als Personenwagen umgerüstet hätte. Die Wagen als auch die Lok werden regelmäßig auf Sicherheit und Fahrtauglichkeit geprüft, betont Kaitna. Unter den Fahrgästen waren auch Wim und Hanny van Hooren aus den Niederlanden. Aufgrund des guten Wetters sei das Ehepaar spontan an die Rheinpromenade gefahren. Dort hätten sie zufällig den Zug gesehen und entschieden sich, einzusteigen. Es war ihr erstes Mal in diesem Zug, obwohl sie in den Niederlanden öfters in historischen Lokomotiven mitfahren. Sie schätzten besonders die gute Aussicht und den leckeren Kaffee und Kuchen an Bord.