Schermbeck. Der 66-jährige Schulleiter geht nach 17 Jahren an der Schloßstraße in den Ruhestand. Er hat viel bewegt, einmal musste eine Ministerin ihm helfen
„Mit 66 Jahren Jahren fängt das Leben an“ sang Udo Jürgens 1977. Das gilt auch auch für Norbert Hohmann, der sein Schulleben mit 66 Jahren beendet. „Meine letzte Deutschstunde! ,Der Chef’ geht...“ heißt es von der Gesamtschule Schermbeck zur Verabschiedung ihres Schulleiters, der nach 17 Jahren an der Schloßstraße „Servus“ sagt. Seit 2006 hat Hohmann die Geschicke der Gesamtschule geleitet – und in dieser Zeit viel bewegt.
Ehe er nach Schermbeck kam, sammelte Norbert Hohmann Erfahrungen an verschiedenen Schulen, wobei der Start seiner Lehrerkarriere nicht einfach war. „Als ich 1986 mein zweites Staatsexamen absolviert habe, hatten wir die große Lehrerarbeitslosigkeit“, erinnert sich der scheidende Schulleiter, der in den Jahren danach unter anderem in Witten Sprachkurse für Spätaussiedler gab. Prägend war für den Chemie- und Deutschlehrer dann vor allem die Station an einer Hauptschule in Gelsenkirchen. „Danach konnte mich nichts mehr schocken“, sagt der heute 66-Jährige, dem aber immer klar war, dass er in der Oberstufe unterrichten wollte. Über weitere Stationen an Gesamtschulen in Duisburg kam er dann 2006 nach Schermbeck.
Schon immer ein musikalisches Aushängeschild
„Als ich kam, war unsere Schule bekannt für hervorragende musikalische Aufführungen – das ist bis heute so geblieben“, berichtet Hohmann. Doch das reichte ihm nicht: Vor allem wurmte ihn, dass er seinen Schülern keinen Physik-Leistungskurs anbieten konnte, also wurde er kreativ: Er brachte eine Kooperation mit der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen sowie einer weiteren Gesamtschule aus Gelsenkirchen auf den Weg, doch dieser war steiniger, als man es vermuten konnte – unter anderem, weil zwei verschiedene Bezirksregierungen zuständig waren. Weil das einzigartige Projekt zu scheitern drohte, griff Norbert Hohmann zu einem Trick: Als die Schermbecker Gesamtschule in Düsseldorf als Mint-Schule anerkannt wurde und Bildungsministerin Sylvia Löhrmann die Plakette überreichte, griff Hohmann die Möglichkeit beim Schöpfe: „Als sie mir das Schild in die Hand drückte, sagte ich: Frau Löhrmann, wir haben ein innovatives Konzept. Das gibt es in ganz Europa nicht, aber Ihre Bezirksregierung blockiert das.“ Daraufhin verwies die Ministerin an ihren Referenten und schon kam Bewegung in die Sache und die erfolgreiche Kooperation, die bis heute andauert, wurde verwirklicht.
Darüber hinaus ist die Schermbecker Gesamtschule mittlerweile so international wie kaum eine Schule weit und breit: Nicht nur, dass hier vier Fremdsprachen (Englisch, Latein, Französisch und Niederländisch) angeboten werden – die Schule hat auch gleich fünf Partnerschulen im europäischen Ausland: zwei in Polen, eine in den Niederlanden, eine in Frankreich sowie die jüdische Schule in Budapest.
Von der Schiefertafel zur vollständigen Digitalisierung
Auch an der Ausstattung hat sich im Laufe des langen Schullebens von Norbert Hohmann vieles geändert: Der Schuleiter hat noch selber auf Schiefertafeln geschrieben, heute ist die Digitalisierung (fast) abgeschlossen. Das WLAN wurde in den vergangenen Jahren an die Bedürfnisse angepasst, bis zum Ende des Jahres werden alle etwa 1140 Schüler mit iPads ausgestattet sein.
Dass die Schule jetzt so gut dastehe, sei eine Gemeinschaftsleistung, und nur dank der fantastischen Kollegen, der supertollen, engagierten Eltern und Schüler möglich geworden, so der 66-Jährige. Er glaubt, die größte Änderung für ihn im Ruhestand werde sein, dass er nicht mehr täglich mit so vielen Menschen zu tun habe, sondern nur noch mit einem begrenzten Familien- und Freundeskreis.
Nach seinem Abschied, werde er sich jedoch „definitiv aus der Schule raushalten“, so Hohmann. Zu Konzerten und zum Tag der offenen Tür komme er aber gerne wieder an seine Schule zurück – getreu dem Titel des Trude-Herr-Songs von 1987: „Niemals geht man so ganz!“