Hünxe. Das Pankok-Museum in Hünxe öffnet nach aufwendigen Umbau wieder – als neues Aushängeschild für die Region. Ein Neffe Pankoks gehört zur Leitung.
Unter Bäumen an der Issel gelegen, war das malerische Haus Esselt schon immer etwas Besonderes. Ab 1958 wohnten der Maler Otto Pankok (1893 bis 1966) und seine Familie in dem weißen Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert. Zwei Jahre nach Pankoks Tod wurden sein Atelier und die Scheune zum rustikalen Museum für seine Werke. Ab 2017 wurde der gesamte Komplex dann saniert und aufwendig umgebaut. Und am kommenden Sonntag um 11 Uhr ist nach fast sechs Jahren Bauzeit Neueröffnung – mit der Ausstellung „Stern und Blume“.
Nicht nur Hünxe, sondern die gesamte Region wird damit wieder um ein respektables Kunstmuseum reicher, das auch den internationalen Vergleich nicht scheuen muss. Otto Pankok schuf auf Haus Esselt seine Gemälde, Holzschnitte und Skulpturen, Ehefrau Hulda (1895 bis 1985) betrieb dort ihren Drei-Eulen-Verlag und Tochter Eva (1925 bis 2016) malte.
Das Otto-Pankok-Museum wurde sechs Jahre umgebaut
Ob Werkstatt, Wohnzimmer oder Küche – alles wurde jetzt saniert. „Ich denke, es ist uns gelungen, das so behutsam zu machen, dass Besucher alles wiedererkennen, sowohl das Leben der Pankoks als auch das Werk“, sagt Annette Burger (77). Sie war die beste Freundin von Eva Pankok, hat noch mit ihr den Umbau geplant und ihn bis jetzt begleitet.
Das Publikum kann weiterhin nachempfinden, wie hier einst Kunst entstand: Otto Pankoks Druckplatten sind ebenso erhalten wie Eva Pankoks Staffelei. Ihre farbintensiven Landschaftsbilder, aus Frankreich vor allem, hängen überall im Haus. Ausstellungen des umfangreichen Werks ihres Vaters – darunter allein 6000 Kohlezeichnungen und -gemälde – fanden vor dem Umbau in der angrenzenden Scheune statt.
Und die hat sich nun in ein ausgewachsenes, obendrein schickes Museum verwandelt – mit hellem Foyer, vier im Rondell angeordneten Ausstellungsräumen, einem kleinen Kino und einer Empore für Seminarveranstaltungen. Technik und Sicherheit sind auf dem neuesten Stand, so dass künftig auch kostbare Leihgaben anderer Museen ausgestellt werden können. Mattgraue Fliesen und sehr viel Glas muten modern an, aber schon im lichtdurchfluteten Foyer verschmelzen Alt und Neu.
Gleich links, wo es in den ersten Ausstellungsraum geht, ist noch die Ziegelwand der früheren Scheune erhalten. Gleich dahinter wurde die einstige Stiege zur Empore durch eine breite Holztreppe ersetzt. Auch einige alte Fenster sind erhalten. In das Kino, in dem künftig Videokunst zu sehen sein wird, geht es durch eine knarzige alte Holztür. Im letzten der vier Ausstellungsräume steht unter einer modernen Glaskuppel die große Bauhaus-Vitrine, in der Otto Pankok einst seine Skulpturen verwahrte.
Was das alles gekostet hat? Annette Burger lacht: „Das wissen wir noch gar nicht.“ Unterstützung gab es jedenfalls von vielen Seiten: vom Bund, vom Land, vom Kreis Wesel, von der Gemeinde Hünxe, von verschiedenen Stiftungen und Spendern. Für einen künstlerischen Neustart ist ebenfalls gesorgt. Die promovierte Kunsthistorikerin Dagmar Schmengler (48) und Moritz Pankok (48) haben inzwischen die Museumsleitung von Annette Burger übernommen. Schmengler ist Spezialistin für das 20. Jahrhundert,
Moritz Pankok ist Ottos Großneffe, teilweise auf Haus Esselt aufgewachsen und selbst bildender Künstler und Bühnenbildner. Die beiden zeichnen bereits für die Eröffnungsausstellung „Stern und Blume“ verantwortlich: „Otto Pankok hat die Ausstellung 1930 selbst komponiert, das ist in seinem Buch ‘Stern und Blume’ nachzulesen“, erzählt Dagmar Schmengler. „Wir haben uns daran gehalten und nur einige jüngere Werke und Plastiken ergänzt.“ Pankok bezieht sich mit „Stern und Blume“ auf ein Gedicht von Clemens Brentano, das Gegensatzpaare von Himmlischem und Irdischem – eben Stern und Blume – in Beziehung setzt. Zwei großflächige Kohlegemälde der Schau beziehen sich direkt darauf.
Ein Höhepunkt unter den 50 Ausstellungsstücken ist die Kohlezeichnung mit dem Titel Hoto II. Sie zeigt das Sintimädchen Hoto, dem Pankok in Düsseldorf begegnet ist. „Hoto hat Otto Pankok sehr beschäftigt“, sagt Schmengler. „Eine Lithographie von Hoto ist von den Nationalsozialisten in der Propagandaausstellung ´Entartete Kunst` öffentlich verhöhnt worden. Wir zeigen sie als ein Beispiel für Otto Pankoks Haltung während des Nationalsozialismus.“ Er wurde gezwungen, im Untergrund zu leben, aber in seiner Kunst ließ er sich nicht einschränken. Und für die wurde nun ein Ort geschaffen, an dem sie so zur Geltung kommt, wie sie es verdient.
Hintergrund und Infos: Das war der Künstler Otto Pankok
Otto Pankok wird 1893 in Saarn bei Mülheim an der Ruhr geboren. Er gilt als einer der radikalen Künstler der modernen Malerei, der sich keiner Stilrichtung zuordnen lässt. Schon früh malt er nur noch schwarz-weiß und konzentriert sich auf Natur-Motive und auf den Menschen. Traumatisiert durch Fronterlebnisse im I. Weltkrieg wird er Pazifist. 1921 heiratet er die Journalistin Hulda Droste, 1925 wird Tochter Eva geboren. Von seinem Interesse für Sinti und Roma zeugt ein Zyklus seines Werkes, auch jüdisches Leben bewegt ihn sehr. Unter den Nazis erhält er Arbeitsverbot. 1947 wird er dann an die Kunstakademie Düsseldorf berufen und 1950 Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste. Pankok starb am 20. Oktober 1966 in Wesel.
Am Eröffnungstag werden alle Besucherinnen und Besucher persönlich empfangen, es gibt freien Eintritt und die neue Museumsleitung führt durch die Ausstellung Ab dem 7. Mai hat das Museum dann wie folgt geöffnet: sonntags, mittwochs und donnerstags von 11 bis 18 Uhr sowie freitags und samstags von 11 bis 20 Uhr. Ein weiterer Höhepunkt ist der internationale Museumstag am Sonntag, 21. Mai, und eine gute Gelegenheit, sich selbst einen Eindruck zu verschaffen – es gibt dann einen Tag der offenen Tür mit einem großen vielfältigen Programm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.