Kreis Wesel. Von den alten Römern über Räuberbanden bis hin zu zeitgenössischer Kunst und Trekkerfahrten: Die Museumslandschaft im Kreis Wesel ist vielfältig.

Mit dem Beginn des Frühjahrs wächst die Unternehmungslust. Und die kulturelle Auswahl im Kreis Wesel ist groß. Hier haben wir eine kleine Auswahl an Museen zusammengestellt, deren Besuch sich in den kommenden Wochen lohnen könnte. Aber Vorsicht: Diese Liste soll Appetit machen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:

Wo römische Geschichte greifbar wird

Xanten Der teilweise rekonstruierte Hafentempel überragt alles – wie im 2. Jahrhundert, als Xanten eine Metropole des Römerreichs war und Colonia Ulpia Traiana hieß. Im Archäologischen Park ist die antike Stadt auferstanden. Highlights sind das monumentale Nordtor und das Amphitheater, in dem regelmäßig Römerfeste veranstaltet werden. Auch dessen Gewölbe wurden wie alle Gebäude im Park im Maßstab 1:1 rekonstruiert. Die Wohnanlagen mit ihren Wandelhallen zeigen, wie die Menschen lebten. Ihre Bäder lohnen ebenso einen Besuch wie ihre üppigen Gärten. In der rekonstruierten Werft werden sogar Schiffe gebaut – und man kann dabei mitmachen. Nicht alles ist neu im Archäologischen Park: Es sind auch Relikte römischer Architektur ausgestellt.

Die Ausstellungsstücke im Römermuseum erzählen die rund 400-jährige Geschichte der Römer in Xanten.
Die Ausstellungsstücke im Römermuseum erzählen die rund 400-jährige Geschichte der Römer in Xanten. © LVR

Noch mehr Antikes gibt es im LVR-Römermuseum, ebenfalls in der Parkanlage gelegen. Es ist eine Kombination aus archäologischem Schutzbau und moderner Museumsarchitektur und wurde auf den römischen Grundmauern der Eingangshalle zum antiken Stadtbad errichtet. Die Ausstellungsstücke erzählen die 400-jährige Geschichte der Römer in Xanten. Park und Museum bieten wechselnde Sonderausstellungen an, von den etliche zur Interaktion einladen. Auch für Kinder und Jugendliche ist sehr viel dabei.

Haus Esselt: Wo Otto Pankok zu Hause war

Das  Haus Esselt in Hünxe-Drevenack war acht Jahre lang die Heimat des Künstlers Otto Pankok.
Das Haus Esselt in Hünxe-Drevenack war acht Jahre lang die Heimat des Künstlers Otto Pankok. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

HünxeHaus Esselt liegt idyllisch zwischen Wiesen und Wäldern. Hier hat von 1958 an der Maler Otto Pankok (1893 – 1966) gelebt. Nach seinem Tod ließ seine Familie hier das Museum errichten. Pankoks Werk ist brandaktuell: Es richtet sich gegen Krieg, Unterdrückung und Rassismus. Während des Nationalsozialismus entstanden viele Porträts von Sinti, Roma und Juden. Seine Werke zählten denn auch zur „entarteten Kunst“, Pankok musste untertauchen. Er stellte Menschen so dar, dass der Betrachter ihr Umfeld, ihre Gefühle und Ängste gleich mit begreift. Nicht Schönheit wollte er abbilden – er fühlte sich der Wahrheit verpflichtet. Er schuf beeindruckende Holzschnitte und Kohlezeichnungen. Nach dem Krieg lehrte er an der Kunstakademie Düsseldorf.

Das Museum wird umgebaut und ist am 7. Mai wieder geöffnet.

Niederrheinmuseum: Ausflug in die „Niederrheinlande“

Im Niederrheinmuseum gibt es jede Menge Kunst zu sehen.
Im Niederrheinmuseum gibt es jede Menge Kunst zu sehen. © FUNKE Foto Services | Gerd Hermann

Wesel Früher lagerte hier das Getreide der Weseler Festungszitadelle, heute beherbergt das in den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts gebaute Körnermagazin jahrhundertealte Kunst. Und im Kellergeschoss des LVR-Niederrheinmuseums ist noch das alte Gewölbe erhalten. Das Museum widmet sich der Geschichte des gesamten Niederrheins, seiner Verbindung zu den Niederlanden und seiner Bedeutung für Europa.

Die Dauerausstellung konzentriert sich auf den Kultur- und Wirtschaftsraum der „Niederrheinlande“ in Mittelalter und Früher Neuzeit, eine Sonderausstellung hat die deutsch-niederländische Geschichte beiderseits des Rheins von 1800 bis 2000 im Blick. Ein Heft gibt kindgerechte Erklärungen zu den Ausstellungsstücken, einige der Museumsveranstaltungen richten sich an Kinder. Moderne Kunstprojekte ergänzen das große Angebot.

900 Jahre Klostergeschichte in Kamp-Lintfort

Auch im Kloster Kamp sind interessante und kostbare Exponate aus den vergangenen Jahrhunderten zu sehen.
Auch im Kloster Kamp sind interessante und kostbare Exponate aus den vergangenen Jahrhunderten zu sehen. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Kamp-Lintfort Gegenüber der Klosterkirche gelegen, dokumentiert das Museum Kloster Kamp die Geschichte der Abtei Kamp. Zu sehen sind kostbare Werke aus früherer Klosterausstattung. Wertvollstes Stück ist ein Altarvorhang aus dem 14. Jahrhundert. Der „Kamper Stammbaum“, ein Öl-Gemälde von 1728, zeigt das Geflecht der von Kamp aus gegründeten Zisterzienser-Klöster in West- und Osteuropa. Im Erdgeschoßwerden Wechselausstellungen gezeigt. Derzeit ist dort eine Ausstellung zum 900-jährigen Bestehen des Klosters zu sehen – inklusive Phantasiespiel für Kinder und Erwachsene: Was wäre, wenn fünf Kamper Äbte, die einander nie begegneten, sich heute in einem Raum zusammenfänden? Klosterkirche und Museum liegen inmitten von Gärten, darunter ein barocker Terrassengarten und ein Garten mit Würz- und Heilkräutern.

Räuberpistolen im Grafschafter Museum

Im Grafschafter Museum in Moers beleuchtet eine Sonderausstellung das Zeitalter der Räuber und Räuberbanden, die am Niederrhein ihr Unwesen trieben.
Im Grafschafter Museum in Moers beleuchtet eine Sonderausstellung das Zeitalter der Räuber und Räuberbanden, die am Niederrhein ihr Unwesen trieben. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Moers Gräfin Walburgis von Neuenahr-Moers hatte kein Glück mit Männern: Ihren ersten Mann köpften die Spanier, der zweite starb bei einer Pulverexplosion. Vor 400 Jahren lebte sie im Moerser Schloss. Heute geleitet die Gräfin als Projektion durch die Dauerausstellung des Grafschafter Museums zur regionalen Geschichte. Da sind mittelalterliche Verteidigungsmauern mit Schießkammern zu entdecken, ein Rokokozimmer von 1785, ein Kaufladen aus dem 19. Jahrhundert sowie eine historische Puppenstubensammlung. Bis Ende Mai läuft eine Sonderausstellung, die in finstere Räuberhöhlen am Niederrhein schaut, und zwar vom 4. bis zum 19. Jahrhundert.

Im Mittelpunkt stehen schreckensreiche Räuber-Geschichten. Rund um die Ausstellung gibt es Angebote für Kinder und Erwachsene.

Humberghaus in Hamminkeln: Erinnerung an Verfolgung und Mord

Das Humberghaus in Hamminkeln - Dingden ist ein Museum für jüdische Geschichte.
Das Humberghaus in Hamminkeln - Dingden ist ein Museum für jüdische Geschichte. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Hamminkeln Die Humbergs – das waren über Generationen waschechte Dingdener. Ihr Haus wurde Ende des 17. Jahrhunderts erbaut, und die Familie betrieb darin eine koschere Metzgerei. Bis zur Nazizeit. Weil der Dorfpolizist der Meinung war, dass ein so großes Haus für einen einzelnen Juden nicht gerechtfertigt wäre, musste Leopold Humberg sein Haus im Juli 1941 verlassen. Er starb im August 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt. Der Heimatverein hat das Humberghaus im Ortskern 2001 gekauft und in Eigenarbeit in eine beeindruckende kleine Gedenkstätte verwandelt. Die koschere Metzgerei ist erhalten, ebenso viele Haushaltsgegenstände und eine Mikwe, ein rituelles Bad für jüdische Frauen. Eine Mikwe in einem Privathaus ist etwas ganz Besonderes. Und es gibt Briefe wie den von Leopold Humberg aus Theresienstadt.

Vom Leben und Arbeiten am Deich in Bislich

Wie das Leben am Deich war und ist, erfährt man im Bislicher Deichdorfmuseum.
Wie das Leben am Deich war und ist, erfährt man im Bislicher Deichdorfmuseum. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Wesel Das Deichdorfmuseum in Bislich erzählt niederrheinische Geschichte. Es dokumentiert den Deichbau und spiegelt die Abhängigkeit der Menschen vom Deich wider. Ein mannshohes, schmiedeeisernes Kreuz gedenkt des letzten Deichtoten aus dem Jahr 1855, dem kleinen Sohn des Dorflehrers Langhoff.

Den ornithologischen Trakt mögen besonders Kinder gern, denn es sind 320 Vogelarten zu sehen - ausgestopft. Wer wissen möchte, wie es in den Bislicher Häusern im 19. Jahrhundert aussah, findet Küche, Waschküche und Wohnstube aufgebaut. Die Nachbildungen von Herdanlage, von Kohlebügeleisen oder Waschtrog und Nähmaschine lassen erahnen, wie mühselig damals Hausarbeit war.

In der rund tausend Meter entfernten „Museums-Außenstelle“, der alten Schmiede Kock, wird regelmäßig gezeigt, wie früher geschmiedet wurde.

Das Stiftsmuseum in Xanten zeigt kostbare Schätze

Die
Die "Schatzkammer" im Stiftsmuseum Xanten. Hier gibt es unter anderem römische Kaisermünzen oder fränkische Grabbeilagen zu sehen. © stiftsmuseum xanten | stiftsmuseum xanten

Xanten Das Stiftsmuseum liegt in einem Nebengebäude des St. Viktor-Doms. Man gelangt vom Kreuzgang in den Museumshof und in das 2010 eröffnete Museum. Römische Kaisermünzen, Götterfiguren aus Bronze, Weihesteine oder fränkische Grabbeigaben sind Zeugen aus der Frühzeit des Stifts. Der Bau des Doms wird ebenfalls umfangreich dokumentiert.

In den zehn Ausstellungsräumen finden sich viele Stücke von unschätzbarem Wert – Gemälde der Stiftsherren, kunstvoll gefertigte Reliquiare, Monstranzen und Hostienkelche sowie kostbare Liturgiegewänder. Die älteste Heiligenfigur ist die beseelt lächelnde Kölner Madonna aus dem 14. Jahrhundert.

Zu den Herzstücken der Sammlung gehören alte Hand- und Druckschriften wie eine Bibel mit handschriftlichen Zeichen und Notizen aus dem 12. Jahrhundert.

Trekker-Fans kommen in Sonsbeck auf ihre Kosten

Trekker fahren! Das ist auf dem Pauenhof in Sonsbeck möglich. Rund 400 Traktoren sind hier ausgestellt (Archivbild).
Trekker fahren! Das ist auf dem Pauenhof in Sonsbeck möglich. Rund 400 Traktoren sind hier ausgestellt (Archivbild). © FFS | Markus Weißenfels

Sonsbeck Bis 1988 wurden auf dem Pauenhof in Sonsbeck Ferkel gezüchtet. Zwei Jahre später entstand auf dem Gelände das wahrscheinlich größte deutsche Traktor-Museum, denn der damalige Besitzer war ein leidenschaftlicher Sammler alter Landmaschinen. Mit einem alten Hanomag hatte er mal angefangen.

Heute sind dort in zehn Hallen rund 400 Traktoren und Landmaschinen in allen Farben und Größen zu besichtigen, darunter Mähdrescher und andere Geräte, die die Arbeit auf einem Bauernhof erleichtern. Der älteste Trecker stammt aus dem Jahr 1924.

Es sind Schlepper aus dem In- und Ausland zu besichtigen, von bekannten Herstellern wie Deutz oder Fendt, aber auch von unbekannten Firmen, die nur wenige Traktoren gebaut haben. Das Beste: Erwachsene, und Kinder können hier eine Runde Traktor fahren.

Museum Galerie im Centrum Wesel: Eine Sammlung von 6000 Werken

Im Hauptraum des Museums Galerie in Wesel gibt es wechselnde Ausstelungen zu sehen (Archivbild).
Im Hauptraum des Museums Galerie in Wesel gibt es wechselnde Ausstelungen zu sehen (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Wesel Das Städtische Museum Galerie im Centrum beherbergt eine Sammlung von rund 6000 Werken - von frühneuzeitlicher Tafelmalerei über das Weseler Silber bis zu Arbeiten vom Niederrhein aus dem 20. Jahrhundert.

Einen weiteren Schwerpunkt bilden niederrheinische Künstlerinnen und Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts. Zur Sammlung gehören Werke von herausragenden Kunstschaffenden wie Derick und Jan Baegert, Joos van Cleve, Bartholomäus Bruyn d.Ä. oder Eva Brinkman. Diese Sammlungsstücke sind immer wieder in der Schatzkammer des Museums zu sehen. Daneben werden im Hauptraum wechselnde Ausstellungen gezeigt.

Im April stellt das Museum seine Neuerwerbungen der vergangenen zwei Jahre vor, darunter ein für das Museum gemaltes Acrylbild von Lars Breuer und zwei Skulpturen von Kuno Lange.

Dinslakener Geschichte im Voßwinckelshof

Einblicke in die Geschichte Dinslakens und seiner Einwohner bietet das Museum Voßwinckelshof.
Einblicke in die Geschichte Dinslakens und seiner Einwohner bietet das Museum Voßwinckelshof. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Dinslaken Wie wohnten die Menschen in der Vergangenheit, wie sah früher eine Schule aus? Wer sich für die Geschichte Dinslakens interessiert, ist im Museum Voßwinckelshof richtig. Es befindet sich im letzten erhaltenen Adelssitz am Rande der Altstadt.

Das Gebäude entstand Ende des 18. Jahrhunderts und war zunächst Wohnsitz des Richters Johann Voßwinckel. Seit 1955 wird das Haus als Museum genutzt.

Die Dauerausstellung beginnt mit der vor- und frühgeschichtlichen Besiedlung und verfolgt die Entwicklung Dinslakens bis ins 20. Jahrhundert. Weimarer Republik und NS-Zeit sowie dem II. Weltkrieg sind Ausstellungsschwerpunkte gewidmet, ebenso dem Handwerk und der Wirtschaftsgeschichte.

Am 30. April wird die Sonderausstellung „Halligalli“ eröffnet, die sich mit der Dinslakener Kirmes beschäftigt.

Wasserturm in Wesel: Industriedenkmal als technisches Kuriosum

Der alte Wasserturm der Stadtwerke Wesel hat sich zu einem Ausstellungsraum gewandelt.
Der alte Wasserturm der Stadtwerke Wesel hat sich zu einem Ausstellungsraum gewandelt. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Wesel Der Wasserturm der Stadtwerke gehörte von 1886 bis 1979 zum Trinkwasserversorgungssystem. 1923 wurde anstelle eines zweiten Wasserturms aus Kostengründen ein zweiter Wasserbehälter eingebaut, ein technisches Kuriosum. Aufgrund der Höhe von vierzig und dem Durchmesser von dreizehn Metern war er lange ein dominierendes Bauwerk der Stadt. Nach den Bombardierungen 1945 blieb vom Wasserturm ein Stumpf stehen, zwei Jahre später wurde er wieder genutzt.

Als technisches Denkmal gehört er zur Route der Industriekultur. Unter dem Motto „Kunst im Turm“ wird er für Wechselausstellungen genutzt. Vor allem Künstlerinnen und Künstler aus der Region stellen hier aus.

Ein Sagenheld im Wandel der Zeit: Das Siegfried-Museum in Xanten

Xanten Im Siegfried-Museum in der Innenstadt findet sich alles, was mit der Nibelungensage zu tun hat, beispielsweise ein Faksimile einer der drei wertvollen Ur-Handschriften des Nibelungenliedes oder wunderbar illustrierte Buchausgaben aus späteren Zeiten. Man kann verfolgen, wie Siegfried in den verschiedenen Epochen gesehen wurde. Ein Beispiel sind die Nachbildungen der Kostüme von Richard Wagners „Ring der Nibelungen“ von 1876. Der Bühnenbildner hatte die mittelalterlichen Gestalten in eine Mischung aus römischen und germanischen Rüstungen gesteckt, die mit der Zeit der Entstehung des Nibelungenliedes gar nichts zu tun haben. Aber Siegfried & Co. geisterten künftig in diesen Kostümen durch die Literatur.

Das Museum ist vom 20. April bis 3. Mai geschlossen.