Wesel. Mit dem Stadtkönigschießen ist am Sonntag die Schützensaison in Wesel eröffnet worden. Der Sieger durfte sich über einen besonderen Vogel freuen.
Die Schützensaison in Wesel ist am Sonntag mit dem traditionellen Schießen um den Stadtkönig eröffnet worden – den begehrten Titel sicherte sich Jörg Neumann aus Obrighoven. Alle amtierenden Könige aus den Weseler Schützenvereinen waren zusammengekommen und ermittelten in einem Vogelschießen, wer die symbolische Regentschaft für ein Jahr über die Schützen in der Stadt für das Jahr 2023 übernimmt. Das Stadtkönigsschießen ist eigentlich der zweite Teil eines dreiteiligen Schützentages: Im März fand bereits das Franz-Etzel-Schießen statt, dann folgt das Stadtkönigsschießen und im August zum Ende der Saison hin steht noch der eigentliche Weseler Schützentag an.
Ausrichter in diesem Jahr war der Schützenverein Wesel-Blumenkamp; 15 von 16 Schützenvereinen der Stadt hatten für den großen Tag ihre Könige samt deren Delegationen ins Rennen geschickt, insgesamt waren 179 Schützen am Sonntag auf dem dortigen Schützenplatz anwesend. „Es ist ein jährlich stattfindendes traditionelles Vogelschießen“, erklärt Christian Borgert, Schriftführer des ausrichtenden Vereins. Die Besonderheit dieses Wettschießens ist, dass der Vogel aus einem Stück Holz geschnitzt ist. „Oft ist der Vogel aus einfachem Sperrholz und aus mehreren Teilen zusammengezimmert. Dann fällt erst der eine Flügel, dann der andere, schließlich noch das Zepter und der König bekommt zum Schluss nur noch den völlig zerschossenen, unansehnlichen Rumpf“, so Borgert.
In Blumenkamp ist das auch beim normalen Königsschießen anders – der Sieger erhält ein frisch geschnitztes Prachtexemplar für Zuhause. Weil beim Stadtkönigschießen keine Preise ausgeschossen werden, durfte Jörg Neumann an diesem Sonntag einen beinahe unbeschädigten Vogel mit nach Hause nehmen. Zuständig für die Anfertigung ist Nico Klemm, der auch dieses Jahr wieder hervorragende Arbeit geleistet hat und einen richtigen Brocken geschnitzt hat: Mit gut einem Meter Spannweite und mehreren Zentimetern Dicke bringt der Vogel mehrere Kilogramm auf die Waage.
Gelungener Auftakt in die Schützensaison in Wesel
Bürgermeisterin Ulrike Westkamp richtete zu Beginn ein paar Grußworte an die Schützen, wünschte ihnen viel Glück und dann konnte es losgehen. Reihum traten die Schützen ans Gewehr und versuchten ihr Glück; um 12.27 Uhr war es soweit und Jörg Neumann, amtierender König des Schützenvereines Obrighoven, machte mit dem 107. Schuss dem Vogel den Garaus. Ein dreifaches „Er lebe hoch!“ aus hunderten Kehlen erscholl über den Platz und ein Zug aus Gratulanten schüttelte seinem neuen Stadtoberhaupt die Hand.
Das Tambourcorps intonierte unter anderem „Highland Cathedral“, die Schützenvereine traten gesammelt auf der Festwiese an und dann wurde der neue Stadtkönig zusammen mit seiner Königin Heike Jähne feierlich inthronisiert, sechs Salutschüsse aus der Böllerkanone inklusive. Ob Jörg Neumann nächstes Jahr wieder antritt? „Höchstwahrscheinlich nicht“, sagt Borgert, „die meisten Vereine haben genug Aspiranten, die um den Titel schießen können. Der Stadtkönig hat somit seinen Karrierehöhepunkt erreicht!“ Bei Musik und guter Laune wurde noch bis in die Abendstunden gefeiert, ein gelungener Auftakt in die Saison.