Wesel. Spargelkönigin Svea und NRW-Ministerin Gorißen werben für das heimische Gemüse. Worauf die Spargelbauern in NRW dieser Saison hoffen.

Es ist ganz und gar nicht alltäglich, dass eine Königin in Begleitung einer Ministerin den Obsthof Heinen in Obrighoven besucht, um die Spargelsaison in NRW offiziell zu eröffnen. Entsprechend groß war das Presseaufgebot, als NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen gemeinsam mit Svea I. und Vertretern der Landwirtschaftskammer NRW für das Saisongemüse aus regionaler Produktion warb – nur das Wetter zeigte den Besuchern bei zehn Grad und Regen die nasskalte Schulter. Der Botschaft tat das keinen Abbruch: In Anbetracht steigender Kosten und der Billigkonkurrenz aus dem Ausland stellten die angereisten und heimischen Gäste die Vorzüge der weißen Stangen aus NRW heraus – denn kaum ein anderes landwirtschaftliche Produkt lebt so sehr von der Direktvermarktung.

Frischer Spargel direkt aus der Erde ist beim Kunden nach wie vor beliebt, keine Frage. Doch in den vergangenen Jahren hatten es die hiesigen Spargelbauern bedingt durch Corona und die höheren Kosten in der Produktion – die am Ende auch der Verbraucher zu spüren bekommt – nicht leicht.

Saisoneröffnung in Wesel: Darum ist regionaler Spargel besser

Denn das Gemüse ist auch ein Wirtschaftsfaktor: NRW liegt mit Brandenburg auf Platz zwei des bundesweiten Spargelanbaus, betonte Ministerin Silke Gorißen bei der Pressekonferenz in der Fahrzeughalle. Und immerhin stammen noch 87 Prozent des in Deutschland verzehrten Edelgemüses aus dem eigenen Land, zu 70 Prozent wird er über Direktvermarkter verkauft, so Gorißen. 2022 sei einiges liegengeblieben, „jetzt sind wir hoffnungsvoll, dass die Produkte gut abgenommen werden.“

Fototermin im Hofladen der Familie Heinen in Wesel: (v.l.) Willy Kreienbaum (Vorsitzender der Vereinigung der Spargelanbauer Westfalen-Lippe), Julius Heinen, Svea I., Karl Werring (Präsident der Landwirtschaftskammer NRW), Ministerin Silke Gorißen, MdL Charlotte Quik, Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und Peter Heinen.
Fototermin im Hofladen der Familie Heinen in Wesel: (v.l.) Willy Kreienbaum (Vorsitzender der Vereinigung der Spargelanbauer Westfalen-Lippe), Julius Heinen, Svea I., Karl Werring (Präsident der Landwirtschaftskammer NRW), Ministerin Silke Gorißen, MdL Charlotte Quik, Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und Peter Heinen. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Was die Spargelbauern umtreibt, ist die Konkurrenz aus dem Ausland. Dort werde häufig zu Dumpinglöhnen produziert, der Spargel über tausende Kilometer transportiert, so Willy Kreienbaum, Vorsitzender der Spargelanbauer Westfalen-Lippe. Den Unterschied schmecke der Verbraucher. Er stellte wie auch Karl Werring, Präsident der Landwirtschaftskammer NRW, die Vorteile der heimischen Produkte heraus: „Beim regionalen Spargel kennt man die Person, die dahinter steht.“ Die Landwirte stehen für eine gesetzlich geregelte Bezahlung der Saisonkräfte, für frische Ware. Anbau und die Ernte erfordern aber nach wie vor viel Handarbeit, erklärte Werring. Ernteroboter seien zwar in der Entwicklung, aber noch lange nicht im Einsatz. Ohne die Erntehelfer, meist aus Rumänien, geht’s nicht.

Spargel ist auch in Wesel und Umgebung wichtiges Wirtschaftsgut

Erfreut darüber, dass die Saisoneröffnung für NRW erstmals nach Wesel verlegt wurde, zeigte sich Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. Denn auch in der Hansestadt hat der Anbau des gesunden „Superfoods“ seinen festen Platz. Immerhin 100 Tonnen habe alleine der Betrieb von Peter und Julius Heinen im vergangenen Jahr produziert, das Saisongemüse ist somit „ein wichtiges Wirtschaftsgut.“

Die Gastgeber vom Obrighovener Betrieb sind übrigens nicht erst am Mittwoch in die Saison gestartet: Überraschend früh, nämlich am 17. März, konnten die ersten Stangen geerntet werden – trotz des eher kühlen Frühlings, berichtete Julius Heinen: „Wir vermuten, es liegt an den warmen Temperaturen im November und Dezember.“ Jedoch führt das wenig frühlingshafte Wetter dazu, dass die Stangen noch nicht wie sonst in dieser Jahreszeit üblich sprießen. Rund eine Tonne pro Tag liefern die Felder derzeit, schätzt Peter Heinen.

Spargel wächst in Wesel noch etwas verhalten

In wärmeren Jahren sind es auf den insgesamt fast 20 Hektar Fläche schon 1,5 bis zwei Tonnen, so der Seniorchef, der seit Beginn der 1990er Jahre Spargel anbaut und mittlerweile auch Äpfel, Kirschen und Erdbeeren produziert. „Spargel ist aber das Zugpferd“, erklärte er den Gästen. Er wird inzwischen in Bio-Qualität angebaut. Auch hier macht sich der Klimawandel bemerkbar: In den vergangenen Jahren musste Familie Heinen die Pflanzen im Sommer häufiger wässern als üblich, damit die Pflanzen Kraft sammeln können für die nächste Saison.

Pünktlich zum praktischen Teil der Tages zeigte sich das Wetter doch noch von einer trockenen Seite. Spargelkönigin Svea aus Delbrück tauschte die Pumps gegen Stiefeletten mit Kunststoffüberziehern und stapfte nach einer kurzen Fahrt mit dem Planwagen gemeinsam mit Ministerin Silke Gorißen und Karl Werring auf den durchnässten Acker, um für die Kameras einige Stangen Spargel zur stechen. Die 23-Jährige ist im zweiten Jahr als Repräsentantin für das Edelgemüse unterwegs, und da sie auf dem Hof ihres Freundes im Spargelanbau mit anpackt, hofft sie ebenso wie Familie Heinen, dass die Verbraucher dem regionalen Gemüse treu bleiben.

Experten erwarten gute Spargelernte in NRW

Auf rund 3700 Hektar Fläche in NRW wurden im vergangenen Jahr 20.000 Tonnen Spargel geerntet, fast ein Fünftel der Gesamtmenge von 110.000 Tonnen bundesweit. Wegen der ausgiebigen Regenfälle im Winter und Frühjahr rechnen die Fachleute für dieses Jahr mit einer guten Ernte. Um für den regionalen Spargel zu werben, hat die Vereinigung der Spargelanbauer Westfalen-Lippe gemeinsam mit dem bundesweiten Spargelnetzwerk eine Imagekampagne gestartet und den 5. Mai zum „Tage des deutschen Spargels“ erklärt. Infos über diese und andere Aktionen gibt’s unter deutschlandspargel.de