Wesel. Sparen die Menschen in Wesel genügend Energie? Die Stadtwerke haben dazu auf Anfrage nun Zahlen veröffentlicht. Wie hoch der Rückgang ausfällt.
Die Appelle zum Energiesparen und die lange Zeit anhaltende Debatte um Versorgungsengpässe aufgrund des Ukrainekriegs haben in Wesel offensichtlich Wirkung gezeigt: 2022 ist der Gasverbrauch im Vergleich zum Vorjahr temperaturbereinigt um rund zwölf Prozent zurückgegangen. Das teilten die Stadtwerke auf Anfrage der Redaktion mit. „Wir konnten feststellen, dass unsere Kundinnen und Kunden noch sparsamer waren als erwartet“, sagt Geschäftsführer Rainer Hegmann.
Bereits ab dem Sommer sei erkennbar gewesen, dass viele Menschen ihr Verhalten geändert haben – es wurde erkennbar weniger Energie verbraucht. Besonders auffällig sind die Werte im November, hier lag der Rückgang im Vergleich zum November 2021 bei rund 20 Prozent – und zwar ebenfalls wetterunabhängig gemessen, wie die Stadtwerke betonen. Hegmann sieht als Grund dafür einerseits die zu diesem Zeitpunkt besondere Präsenz des Themas in den Medien, andererseits rechnet er auch dem von den Stadtwerken ausgegeben Energiesparbonus einen Anteil zu. „Dieser wird ein noch größerer Erfolg, als von uns erwartet“, sagt der Chef des Energieversorgers.
Alle Kunden, die im vergangen Jahr bezogen auf ihren üblichen Verbrauch fünf Prozent Strom, Gas oder Wärme einsparen, erhalten jeweils einen Bonus von 50 Euro. Diejenigen, die sogar 15 Prozent einsparen, bekommen 150 Euro. Wer also Strom und Gas, Strom und Wärme oder Strom und Heizstrom bei den Stadtwerken Wesel bezieht und beide Verbräuche um mindestens 15 Prozent senkt, schafft es am Ende auf 300 Euro. Der Bonus wird jeweils direkt auf der Jahresrechnung vom Rechnungsbetrag abgezogen – die Abrechnungen werden voraussichtlich ab Mitte des Monats verschickt.
Stadt Wesel kann noch keine konkreten Zahlen zu Einsparungen nennen
Die Kritik des Eon-Geschäftsführers Leonhard Birnbaum, dass die privaten Haushalte bisher zu wenig Energie einsparen, teilt Hegmann nicht. An den Zahlen lasse sich ablesen, dass die Kundinnen und Kunden der Stadtwerke insgesamt einen großen Beitrag zur Einsparung von Energie geleistet haben. Birnbaum hatte berichtet, dass die Ersparnis der Privathaushalte bisher bei zehn Prozent liege – das reiche nicht aus.
Und wie sieht es bei der Stadt Wesel aus? Die Verwaltung hatte sich im Sommer das Ziel gesetzt, den Verbrauch von Wasser, Wärme oder Energie um bis zu 30 Prozent zu verringern. Dafür wurden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, unter anderem die Temperatur in den Büros gesenkt, die Beleuchtung an öffentlichen Gebäuden ist in den Nachtstunden ausgeschaltet, das Energiemonitoring wurde ausgebaut. Zudem soll noch bis Ende des Jahres die Zahl der Photovoltaik-Anlagen im Stadtgebiet verdoppelt werden.
Konkrete Zahlen über die Einsparungen liegen allerdings noch nicht vor, sagt Swen Coralic von der Stadtverwaltung: „Mitte Februar werden wir genau wissen, wie viel eingespart wurde.“ Er ist optimistisch, dass Wesel deutlich mehr Energie eingespart hat, als die von der Bundesnetzagentur von den Kommunen geforderten 20 Prozent. „Es ist eine Menge getan worden“, betont Coralic.