Wesel. Lichter an Bauwerken wie der Rheinbrücke werden zeitweise abgeschaltet, unter anderem in den Schulen wird es kühler. Das ist in Wesel geplant.

Die beleuchtete Niederrheinbrücke ist ein toller Anblick. Schon bald könnten die farbigen Strahler aber in den Nachstunden dunkel bleiben – ebenso an der Zitadelle oder dem Berliner Tor. Angesichts steigender Energiepreise und rückläufiger Gaslieferungen aus Russland plant die Stadtverwaltung Energiesparmaßnahmen. Dazu gehört, dass öffentliche Gebäude nachts nicht mehr angestrahlt und die Heizungen in öffentlichen Gebäuden – auch in den Schulen – etwas gedrosselt werden. Von einem Energiemonitoring verspricht sich die Stadt zudem, den Verbrauch von Wasser, Wärme oder Energie nochmals um bis zu 30 Prozent verringern zu können.

Noch nicht geklärt ist, zu welcher Uhrzeit die Lichter künftig an den angestrahlten Gebäuden ausgehen, erklärte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp bei der Vorstellung der Sparpläne. Bei einigen Bauwerken wie dem Dom hat die Stadt nicht das Sagen, möchte aber mit der Kirchengemeinde sprechen.

Stadt drosselt die Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden

Energieeffizienz steht in Wesel aus ganz anderen Gründen schon länger auf der Agenda: Die Stadt will bis 2035 klimaneutral werden. „Wir arbeiten seit Jahren an dem Thema, jetzt ist es noch einmal nach vorne gerückt“, sagte die Bürgermeisterin. Die Stadt hat Maßnahmen zusammengestellt, die zum Teil schon vor dem Ukraine-Krieg und der Gas-Krise auf den Weg gebracht wurden.

Photovoltaik spielt eine große Rolle. Schon jetzt gibt es 17 Anlagen auf städtischen Gebäuden mit einer Gesamtfläche von fast zwei Fußballfeldern. Noch in diesem Jahr sollen weitere folgen: Auf dem Centrum, dem Rathausanbau und der Grundschule Bislich etwa. Jedes neue oder sanierte Dach werde künftig mit Photovoltaik ausgestattet – sofern es geeignet ist, kündigt Westkamp an. Außerdem wird der Einbau von LED-Leuchten weiter forciert. Die Schulen sind schon zu 70 Prozent ausgestattet, für das Rathaus wird gerade ein Angebot erstellt. Straßenlaternen und Ampeln sind zum einem Großteil schon umgestellt.

Nicht nur in den Rathaus-Büros, sondern auch in den Schulen in Wesel sowie in anderen öffentlichen Gebäuden werden die Heizungen etwas gedrosselt.
Nicht nur in den Rathaus-Büros, sondern auch in den Schulen in Wesel sowie in anderen öffentlichen Gebäuden werden die Heizungen etwas gedrosselt. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

In den städtischen Gebäuden (Rathaus, kulturellen Einrichtungen, Schulen) wird es im kommenden Winter etwas kühler: Von 21 Grad soll die Temperatur zunächst auf 20 Grad abgesenkt werden. Sollten die gesetzlichen Vorgaben es erlauben, könnte die Heizung weiter gedrosselt werden. „Jedes Grad weniger senkt den Verbrauch um drei Prozent“, erklärt der Leiter des technischen Gebäudeservice, Bernd Mayboom. In Sporträumen wird das Thermometer im Winter nur auf 17 Grad steigen – eine Ausnahme gilt für zwei Herzsportgruppen (19 Grad). Auch für nicht bewegungsintensiven Sportarten, Seniorensport oder Mutter-Kind-Gruppen darf es etwas wärmer werden.

Monitoring soll in Wesel beim Energiesparen helfen

Die Stadt prüft außerdem, wie weit die Temperatur auf Fluren und in Treppenhäusern gesenkt werden kann. Im Ratsaal wird künftig auf die Kühlregister in der Lüftungsanlage verzichtet. Die städtische Bädergesellschaft hat bereits vor einiger Zeit mitgeteilt, dass die Temperatur im Heubergbad und im Bislichbad um ein Grad sinkt.

Beim Energiesparen hilft auch das Home-Office-Angebot für die städtischen Mitarbeiter: Rund 120 Beschäftigte erledigen ihre Arbeit regelmäßig vom heimischen Schreibtisch aus. Das zahlt sich vor allem durch wegfallende Fahrwege aus, berichtet der 1. Beigeordnete Klaus Schütz: Rund 10.000 Kilometer monatlich werden so vermieden.

Ein großes Sparpotenzial erhofft sich die Stadtverwaltung vom Energiemonitoring: Verwaltungsgebäude und Schulen werden mit digitalen Zähleinrichtungen für Strom, Wasser und Wärme ausgerüstet. So kann erkannt werden, wo das Licht zu lange brennt, unnötig Wärme verbraucht wird oder wo eine bessere Dämmung notwendig ist, erklärt Bernd Mayboom. Bei den Heizsystemen setzt die Stadt schon seit einiger Zeit zunehmend auf alternative Varianten: Wärme durch Geothermie, Wärmepumpen oder Eisspeicherheizungen zum Beispiel kommen bei Neubauten, etwa in Schulen, zum Einsatz.

Energetische Sanierung: Förderprogramm für Bürger

Damit auch Bürger Energie sparen und etwas fürs Klima tun können, bietet die Stadt drei Förderprogramme an: Großes Interesse gibt es schon am Programm „Klimaschutz in Wesel“, aus dem Immobilienbesitzer Zuschüsse für energetische Sanierung erhalten. 150 Anfragen liegen schon vor. Gefördert werden auch so genannte Stecker-Photovoltaik-Anlagen etwa für den Balkon. Wer sein Dach oder die Fassade begrünt oder eine versiegelte Fläche renaturiert, kann ebenfalls mit einem städtischen Zuschuss rechnen. Informationen hierzu gibt es auf der Homepage wesel.de unter Klimaschutz oder per Mail unter klimaschutz@wesel.de.