Hamminkeln. Die Rockschule Hamminkeln feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Ihr Gründer Marco Launert blickt zurück. Das sind die Highlights.

Es muss Mitte der 80er Jahre gewesen sein, als sich Marco Launert zum ersten Mal die Gitarre seines Vaters schnappte, der Sänger und Gitarrist bei einer Essener Beatband war. „Die hab´ ich da stehen gesehen“, erinnert sich der Loikumer. Im Fernsehen schaute sich der damals Zwölfjährige jede Musiksendung an, versuchte die Handgriffe der Gitarristen nachzuahmen. Ein gutes Jahr später wünschte er sich dann seine erste E-Gitarre. „Ich habe mir viel autodidaktisch beigebracht, das war harte Arbeit. Nächtelang habe ich mir die Griffe beigebracht.“ Wollte spielen wie seine Vorbilder Eddie van Halen oder Slash von Guns ‘n’ Roses. Später gab es dann auch Unterricht an der Folkwang-Schule, mit „Blind Alley“ folgten die ersten Schritte in der eigenen Band.

Und Marco Launert entdeckte früh, dass er sein Talent auch an Jugendliche weitergeben konnte. So gründete er 1998 seine Rockschule, die zunächst im Cafe Nova bei der Evangelischen Kirchengemeinde Borbeck beheimatet war. Drei Jahre später bekam er dann die Chance, dem Alltag in der Großstadt zu entfliehen und auf dem Land am Niederrhein zu arbeiten. An der Ringenberger Straße konnte Marco Launert geeignete Räume für seine Rockschule anmieten. „Den Schritt hierhin habe ich nie bereut“, sagt Launert heute. „Ich bin hier auf viele musikinteressierte, offene Menschen gestoßen.“ In diesem Jahr nun gibt es gleich doppelt Grund zu feiern: Die Rockschule wird 25 Jahre alt – und Marco Launert kann auf seinen 50. Geburtstag anstoßen. „Bei der Rockschule bin ich erst im vergangenen Jahr drauf gekommen, als ich irgendwann auf den Kalender geguckt habe“, schmunzelt Launert. „Da habe ich mal nachgerechnet.“

Ein Schnappschuss aus alten Tagen - von 2005.
Ein Schnappschuss aus alten Tagen - von 2005. © Gerd Hermann | Gerd Hermann

Musikinstitut mit vielen Facetten

Ein weiteres Schlüsselerlebnis in frühen Rockschul-Zeiten: Die Mutter eines Rockschülers fragte Marco Launert einmal, ob er nicht auch Schlagzeug unterrichten könne. „Ich wollte nicht Nein sagen, obwohl ich es gar nicht konnte.“ Aber in den Sommerferien blieb Zeit – und Launert erlernte es in knapp sechs Wochen. Daraus entstand auch die Idee, Band-Unterricht zu geben. „Für mich war immer schon das Band-Coaching ein wichtiger Bestandteil, ich wollte nicht nur 1:1-Unterricht anbieten.“ Denn auf Rockbands wie die „Toten Hosen“ sei bis heute nicht viel nachgekommen.

In den ersten Jahren in Hamminkeln gab es zunächst aber auch Vorbehalte und immer mal wieder die Frage: „Was macht ihr eigentlich?“ Von der privaten Musikschule mit Unterricht für alle Rockinstrumente entwickelte sich die Rockschule im Laufe eines Vierteljahrhunderts zu einem Musikinstitut mit vielen Facetten und Ausprägungen, mit Events und Projekten. „Wir haben uns schnell etabliert, schnell ein gewisses Standing erarbeitet, auch weil wir in die Offensive gegangen sind.“ Es entwickelte sich bis heute ein (internationaler) Künstlerpool auch mit vielen echten Musikerfreundschaften, ein großes Netzwerk auch mit vielen Förderpartnern. Marco Launert spricht hier fast liebevoll von seiner „Rockschulfamilie“, rückt dabei den familiären Charakter in den Vordergrund.

Gruppen- statt Einzelunterricht

Lehrgeld hat Marco Launert allerdings auch bezahlen müssen – das gibt er offen zu. Als er 2006/2007 Rockschul-Filialen in Emmerich, Rees und Kleve, später dann auch in Bocholt eröffnete, musste der Musiker erkennen: „Seine Seele kann man schlecht übertragen.“ Von einem Schritt ist Marco Launert aber nach wie vor überzeugt: Den Unterricht am Instrument hat er 2018 zugunsten der Projektarbeit komplett eingestellt - auf die digitale Schiene umgestellt. Gruppenunterricht ja, Einzelunterricht nein. „Man braucht das nicht – denn Youtube bietet alle Möglichkeiten.“ Wichtige Ziele für ihn sind vielmehr: Stärkung der Persönlichkeit und des Selbstbewusstseins der Jugendlichen, Vermittlung von gesellschaftlichen Werten, Musik auch gegen Mobbing. Und Themenschwerpunkte wie Songwriting, Liveperformance, Bühnentraining, Recording, Musiktheater, Videografie und die Produktion von Musikvideos.

Rockschul-Talent Sarah Hübers gewann bei „Dein Song“ und durfte mit Revolverheld-Sänger  Johannes Strate zusammenzuarbeiten.
Rockschul-Talent Sarah Hübers gewann bei „Dein Song“ und durfte mit Revolverheld-Sänger Johannes Strate zusammenzuarbeiten. © ZDF | Andre D Conrad

Wichtige Komponenten sind auch die Musikfahrten nach London, auf die Insel Helgoland und zum Straßenmusikfestival in Nürnberg. In diesem Jahr geht es mit 70 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nach Helgoland. 2016 wurde das große Rockschul-Talent Sarah Hübers im Alter von zehn Jahren genau dort entdeckt – inmitten einer begeisterten Menschentraube. Große Erfolge feierte die Rockschule auch mit ihrer Trommelperformance in den Schulen – mit Sascha Pöpping vom Drumstudio Bocholt –, den Musikaktionstagen an Schulen und Kindergärten und der Modellschule Musik, bei der wie zuletzt in Wertherbruch eine Schulhymne produziert wurde. Auch Events wie die Brotlose Kunst, das Internationale Sofa-Konzert im Schloss Ringenberg oder das Trinkhallenkonzert in Wesel haben sich längst etabliert.

Höhepunkte des Jubiläumsprogramms

28. Januar 10 Uhr im Kuba: Registrierung für „Wir gründen Bands“; 29. Januar 11 bis 16 Uhr im Kuba: Rockstar Video Projekt; 16. Juni: Konzert 25 Jahre Rockschule in Trabers Eventfabrik in Bocholt, 17. Juni: Gala in Trabers Eventfabrik; 20. August Trinkhallenkonzert in Wesel; 26. August: River Jam - Musikfahrt auf dem Rhein, 16. und 17. Dezember: Weihnachtskonzerte im Kuba.