Wesel. Vor dem Freizeitsee baut die Firma SL Naturenergie derzeit das vierte Windrad auf Büdericher Gebiet. Es soll im Februar fertig sein.
Der Transport der 70 Meter langen Rotorblätter ist und bleibt eine logistische Herausforderung. Mit bisweilen ungeahnten Schwierigkeiten. Wie einer Ampelanlage, die beim Rangieren den Weg versperrt. Und so musste einer der insgesamt drei Schwertransporter, die die Flügel für die neue Windenergieanlage auf Büdericher Gebiet direkt am Freizeitsee Menzelen transportierten, am Montagabend auf der B 58n kurzfristig eine Zwangspause einlegen. Denn das Abbiegen auf die Xantener Straße war zunächst nicht möglich. Die beiden anderen Schwertransporter legten direkt an der Autobahnausfahrt Alpen einen Zwischenstopp ein. In der Nacht zum Mittwoch ging es dann aufgrund des Fahrverbotes am Tage dann erst weiter, Richtung Ginderich, über die Straße „Poll“ bis hin zur Baustelle am Freizeitsee.
Dort baut die Unternehmensgruppe SL Naturenergie mit Sitz in Gladbeck seit dem Sommer ihre inzwischen vierte Windenergieanlage in Büderich mit einer Höhe von 200 Metern. Am Donnerstag wurde ein weiteres Stahlsegment des Turms befestigt - die Rotorblätter warten daneben noch auf ihre Montage. Immer wieder halten an diesem klirrend-kalten Dezembermorgen Fußgänger an, beobachten interessiert die Arbeiten mit riesigen Kränen aus sicherer Entfernung. Ein paar hundert Meter weiter steht ein weiteres SL-Windrad, im Feld an der B58n zwei weitere.
Artenschutz ist nicht gefährdet
Der Bau der neuen Anlage war indes nicht ohne Nebengeräusche gestartet: Wie berichtetet hatten Vogelschützer die Befürchtung geäußert, dass die Windräder die Seeadler von der benachbarten Bislicher Insel gefährden könnten. So hatte der Kreis im Rahmen einer Raumnutzungsanalyse mit Hilfe von Beobachtern prüfen lassen, ob der Seeadler den Anlagen in Büderich tatsächlich zu nahe kommt. Für die Betreiber der Windräder ist diese sogenannte Raumnutzungsanalyse essenziell. Das eindeutige Ergebnis: Die Seeadler ließen sich nicht blicken, es gibt kein erhöhtes Kollisionsrisiko, der Artenschutz ist gewährleistet. Somit sprach nichts gegen den Weiterbetrieb der Anlagen und somit auch den Neubau. „Im anderen Falle hätten wir die neue Anlage nicht gebaut“, betonte Projektleiter Sebastian Gampe am Donnerstag bei einer Baustellen-Besichtigung.
Rund 60 Anlagen am Niederrhein
Am Niederrhein betreibt SL Naturenergie inzwischen rund 60 Anlagen, einen Hauptteil mit etwa 40 Windrädern auf der Aldekerker Platte zwischen Rheurdt, Kerken und Issum. Ein weiteres großes Projekt ist der Windpark Lühlerheim in Schermbeck mit vier Anlagen sowie 10 in Rees. „Windräder sind das wesentliche Element der Energiewende“, betont Sebastian Gampe. „Es hat ein Umdenken begonnen, die hohe Effizienz ist erkannt.“ Auf Wunsch der Bundesregierung wird der Ausbau verstärkt vorangetrieben, fast wöchentlich ändern sich hierzu die Gesetzeslagen.
Und auch bei den Bürgern hat sich die Meinung gegenüber Windenergieanlagen und deren Bedeutung in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt, wie auch Sebastian Gampe und sein Mitarbeiter Florian Boeff festgestellt haben. Am Anfang habe es noch viele Anfragen, auch Proteste gegeben, in Büderich auch eine Bürgerinitiative. „Inzwischen haben sich die Anwohner daran gewöhnt“, sagt Sebastian Gampe. Zudem drehen sich die Rotoren bei den neuen Anlagen deutlich langsamer, „da ist der Anblick viel angenehmer.“ Mit der gerade im Bau befindlichen Anlage, die im Februar in Betrieb gehen soll, können 4000 Haushalte im Jahr versorgt werden. Eine kleinere Anlage in Büderich will das Unternehmen „repowern“ - das heißt zurückbauen und durch eine leistungsfähigere ersetzen.
Ertrag der Anlagen
Die Enercon E-138 mit einer Leistung von 4,2 Megawatt, einer Nabenhöhe von 130 Metern und einer Gesamthöhe von 199 Metern liefert jährlich rund 11 Millionen kWh, kann damit rund 4000 Haushalte versorgen und etwa 8.000 Tonnen CO2 einsparen Die anderen drei Anlagen auf Weseler Gebiet bringen einen Ertrag von insgesamt jährlich rund 15 Millionen kWh, können damit rund 5.000 Haushalte versorgen und etwa 11.000 Tonnen CO2 einsparen. Im Windpark Lühlerheim stehen vier Enercon E-115 mit einem Ertrag von 30 Millionen kWh, können damit rund 10.000 Haushalte versorgen und etwa 21.000 Tonnen CO2 einsparen.