Wesel. Die Arbeiten an den Weseler Schulen gehen weiter – könnten aber deutlich teurer werden. Für vier Schulen haben sich die Kalkulationen verdoppelt.

Es ist eines der größten Investitionsprojekte überhaupt in Wesel: die Sanierung aller Schulen bis zum Jahr 2030. Ursprünglich wollte die Stadt knapp über 90 Millionen Euro in den Ausbau der Standorte investieren, um die Bildungslandschaft für die Zukunft aufzustellen. Angesichts mehrerer Unwägbarkeiten, die seit dem Ratsbeschluss im Dezember 2019 aufgetreten sind, dürfte diese Summe am Ende um einiges höher ausfallen. Allein für vier nun anstehenden Großprojekte rechnet die Stadt mit deutlich höheren Kosten, wie aus einer Vorlage für die Politik hervorgeht.

Gestiegene Klimaschutzanforderungen, die Corona-Krise, höhere Schülerzahlen und die allgemeinen Preissteigerungen – all das sind Faktoren, die sich auf das Schulbauprogramm auswirken oder auswirken könnten. In einer neuen Schätzung geht die Verwaltung deshalb allein für die Grundschulen Fusternberg, Blumenkamp, Konrad Duden und die Polderdorfschule von Kosten in Höhe von 41,6 Millionen Euro aus – ursprünglich waren für die Maßnahmen, bei denen die Planung bereits weit vorangeschritten ist und die ersten Arbeiten schon laufen, insgesamt knapp 19,4 Millionen Euro eingeplant.

Rechnet man zuvor in der Planung unberücksichtigte Fördergelder dazu, kommt die Stadt auf einen zusätzlichen Bedarf an diesen vier Standorten von 18,5 Millionen Euro – darin eingerechnet sind dann zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen, Lüftungen und die derzeitigen Baukostensteigerungen, deren weitere Entwicklung kaum abzuschätzen ist.

Schulbauprogramm in Wesel: Weiter ein Thema für die Politik

„Wir sind hier im Bereich der Kostenschätzung, haben aber viele Risiken berücksichtigt“, sagt Thorsten Hummel, Bereichsleiter beim Gebäudeservice der Stadt. „Das ist ein anderes Programm als das, was 2019 verabschiedet wurde.“ Das Ziel der Verwaltung ist nach wie vor klar: Keine Schule darf am Ende hinten rüber fallen.

Der Rat hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, trotz der neuen Kalkulationen an den geplanten Grundschul-Bauprojekten festzuhalten. Das gilt auch für die Gesamtschule Am Lauerhaas. Gleichzeitig beauftragt die Politik die Stadtverwaltung damit, für den Haushalt 2023 einen Plan vorzulegen, wie das ambitionierte Programm angesichts der vielen zusätzlichen Kostenpunkte bis 2030 fortgesetzt werden kann.

Schulsanierungen in Wesel: Diese Projekte laufen aktuell

Während das Thema die Politik also weiterhin beschäftigen wird, laufen in den Sommerferien in den Schulen die Arbeiten – da geht es vor allem um Abrisse und vorbereitende Maßnahmen. „Alles, was laut und staubig ist, soll außerhalb der Schulzeit passieren“, betont Hummel. Ein Überblick darüber, was an den Standorten schon passiert ist und demnächst ansteht:

An der Gemeinschaftsgrundschule Blumenkamp ist das Dach über dem Verwaltungsgebäude abgebaut worden, im nächsten Schritt ist die Aufstockung dran. Auf dem Schulhof wurden bereits Container aufgestellt, in denen die Verwaltungskräfte arbeiten können. Weitere Arbeiten wurden beauftragt. Laut den aktualisierten Schätzungen könnte die Sanierung dort 9,9 Millionen Euro kosten – ursprünglich eingeplant waren 2,7 Millionen Euro.

An der Polderdorfschule Büderich/Ginderich steht der Beginn der Arbeiten unmittelbar bevor. Die Gebäude werden teilweise aufgestockt und erweitert, damit acht bis zehn Klassen hier künftig Platz haben. Die alte Mensa und ein Fahrradschuppen sollen ab Ende Juli abgerissen werden. Der Auftrag für den Rohbau ist bereits erteilt, darüber hinaus sollen in diesem Jahr noch die Aufträge für den Holzbau, die Dacharbeiten sowie die Fensteranlagen vergeben werden. Rechnet man alle Faktoren ein, steigen die Baukosten von 2,2 Millionen auf 5,3 Millionen Euro. Bis zum Schuljahr 2025/2026 sollen die Maßnahmen abgeschlossen sein.

Nicht nur an den Grundschulen, sondern auch an der Gesamtschule Am Lauerhaas wird gebaut (Bild stammt aus September). Das Gebäude soll bis zum neuen Schuljahr fertig werden.
Nicht nur an den Grundschulen, sondern auch an der Gesamtschule Am Lauerhaas wird gebaut (Bild stammt aus September). Das Gebäude soll bis zum neuen Schuljahr fertig werden. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Auch an der Konrad-Duden-Grundschule soll es bald los gehen. Mitte Juli ist der Beginn der Abbrucharbeiten geplant, ein Verwaltungstrakt wird abgerissen, eine Hausmeisterwohnung wird umgebaut, unter anderem Container für die Sanitäranlagen stehen schon. Danach steht der Rohbau des neuen Verwaltungsgebäudes an. Die kalkulierten Kosten steigen hier von 4,9 Millionen Euro auf 11,5 Millionen Euro.

Am weitesten vorangeschritten sind die Arbeiten an der Grundschule Fusternberg. Bereits im Frühjahr waren dort die ersten Bagger angerückt, der Abriss ist mittlerweile so weit, dass die Aufträge für den Rohbau vergeben werden können. Mitte bis Ende der Ferien sollen weitere vorbereitende Arbeiten erledigt werden. Die Schule erhält unter anderem mehrere Anbauten und einen neu gestalteten Pausenhof – die Fertigstellung ist ebenfalls für 2025/2026 geplant. Statt 9,5 Millionen Euro stehen hier nun 15 Millionen in der Schätzung.

Außerdem geht es an der Gesamtschule Am Lauerhaas mit dem Neubau für die Naturwissenschaften weiter – möglichst zum Start des neuen Schuljahres soll das Gebäude fertig sein, einige Materialien fehlen aber noch. Zudem stehen Umbauarbeiten in den anderen Gebäuden an. An der Konrad-Duden-Realschule geht es hingegen erstmal mit Planungen weiter, nachdem die Politik sich gegen einen Neubau aus dem 3D-Drucker entschieden hatte.