Hamminkeln. Die Stadt informierte in der Bürgerhalle Wertherbruch, wie sie auf einen Blackout vorbereitet ist. Für die Bürger gab es beruhigende Antworten.
Dass die Verwaltung den Informationsabend zum Thema „Energieversorgung in Hamminkeln“ ausgerechnet in der Bürgerhalle Wertherbruch veranstaltete, war keine kluge Entscheidung. Denn der Parkplatz vor der Halle wird derzeit neu gestaltet – und so mussten sich die Autofahrer eine Abstellmöglichkeit zwischen Baggerschaufeln, Baucontainern und Kieshaufen suchen. Glücklicherweise waren es letztendlich nicht so viele Besucher, denn ansonsten hätte es einen verkehrstechnischen Blackout gegeben. Erst Recht, wenn es – wie geplant bei größerem Zuspruch – am Abend noch eine zweite Informationsrunde gegeben hätte. Zweifelsohne wäre der Sitzungssaal im Rathaus der geeignetere Ort gewesen. Denn die Informationen, die die knapp 30 Zuhörer letztendlich mit nach Hause nehmen konnten, waren durchaus interessant und ein Stück weit auch beruhigend.
Welche Szenarien die Bürger im Fall der Fälle, einem Komplettausfall der Systeme Strom, Gas und Wasser, erwartet, erläuterten Oliver Sauerbach, Leiter des Regionalzentrums Niederrhein von Westnetz, Christian Creutzburg von Gelsenwasser und Kai Stratenwerth von den Wasserwerken Wittenhorst. „Wo stehen wir, wo gibt es möglicherweise Probleme und welche Maßnahmen würden eingeleitet“ – Antworten darauf wollte Bürgermeister Bernd Romanski gemeinsam mit dem Experten-Trio geben, konkret natürlich auf Hamminkeln zugeschnitten.
Geräte nicht gleichzeitig anschalten
„Wie sicher ist unsere Stromversorgung aktuell“, fragte Moderator Thomas Michaelis eingangs. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem kompletten Stromausfall, zu einem Blackout komme, sei „sehr gering“ versicherte Oliver Sauerbach. Allerdings könne es durch den vermehrten, gleichzeitigen Einsatz beispielsweise von Heizlüftern, die sehr viel Energie verbrauchen, zu Überlastungen im Netz und zu lokalen Stromausfällen kommen – vergleichbar mit einer Party, bei der alles über eine Kabeltrommel laufe.
„Man sollte die Anzahl der Geräte reduzieren und die Gleichzeitigkeit beachten“, so Sauerbach, der eine Handhabung „mit Augenmaß, ein antizyklisches Anschalten der Geräte“ empfahl. Als Verteilnetzbetreiber sorgt Westnetz dafür, den Strom - auch aus regenerativen Quellen - in den örtlichen Netzen zu verteilen, während Übertragungsnetzbetreiber wie beispielsweise Amprion für die Systemstabilität verantwortlich sind.
Wie denn das Kommunikationskonzept im Falle eines Blackouts aussehe, wollte ein Zuhörer wissen. Bürgermeister Romanski erklärte, die Verwaltung würde mit Durchsagen und über Facebook informieren. „Die erste Botschaft ist, alle Geräte auszuschalten, wenn’s dunkel wird im Viertel.“ Und auch Oliver Sauerbach betonte, im Idealfall sollten die Bürger dann ihre Geräte vom Netz nehmen.
Ein Flyer von Westnetz, der in der Halle auslag, gibt wichtige Informationen und Kontakte an die Hand. Und auch Christian Kreutzburg vom örtlichen Gasversorger Gelsenwasser konnte beruhigen: „Die wesentliche Botschaft ist: Die Gasversorgung ist geregelt, wir werden keine Probleme haben, über den Winter zu kommen.“ Die Versorgungslage sei gut, unabhängig davon, wie sich der Gaspreis entwickelt. Allerdings sei ein sparsamer Energieverbrauch ratsam, gerade in kritischen Phasen.
Zwei Notstromaggregate
Nicht auf Gas, wohl aber auf Strom sind die Wasserwerke Wittenhorst angewiesen, haben für mögliche kritische Phasen mehrere Notstromaggregate angeschafft, wie Kai Stratenwerth berichtete: „Für mindestens 48 Stunden ist die Wasserversorgung gesichert.“ Wolfgang Stappert, Betriebsleiter der Kläranlage, betonte, dass auch bei der Entsorgung im Falle eines Stromausfalls erst mal nichts passiere. Wie es dabei aber auf einem Bauernhof aussähe, wollte ein Landwirt wissen. Dass man in diesem Fall Notstromaggregate zu den Höfen transportieren werde, schloss Bürgermeister Romanski aus – auch vor dem Hintergrund der mit 164 Quadratkilometern großflächigen Kommune. Allerdings besitzt die Stadt zwei Notstromaggregate, eins im Rathaus und eins bei der Feuerwache - ein drittes soll angeschafft werden. An beiden Standorten sind auch Satellitentelefone eingerichtet. Das Rathaus wäre zudem rund um die Uhr besetzt.
Notunterkünfte gäbe es nicht, aber die Gesamtschule Hamminkeln wäre ein Anlaufpunkt für eine kurzfristige Verpflegung der Bürger. Außerdem wären die Feuerwehrgerätehäuser in den Ortsteilen besetzt, auch in Marienthal und Ringenberg wären Mannschaftswagen vor Ort. „Das sind unsere begrenzten Möglichkeiten, jeder muss auch schauen, dass er selbst Lösungen findet“, so Romanski. Den Müsli-Riegel, Zwieback und Trinkwasservorräte eben vielleicht schon im Keller lagert. Weitere Informationen zum Thema gibt es auch auf der Homepage der Stadt. Und auch im Kreis Wesel gäbe es im Fall der Fälleentsprechende Maßnahmen.
Über die Resonanz beim Infoabend indes zeigte sich Romanski enttäuscht: „Da hätte ich deutlich mehr erwartet. Es waren auch mehr Bürger angemeldet, die dann nicht gekommen sind.“ Auch in Richtung Politik gab es einen Seitenhieb. „Ich kann nicht verstehen, dass sich hier kein Ratsmitglied hat blicken lassen. Das ist unter aller Sau.“