Wesel. Nach dem Auszug der Sekte haben die neuen Besitzer im Haus Constanze mit der Sanierung begonnen. Sie wollen wieder eine Gastronomie ansiedeln.

Mehr als 130 Jahren war das Haus Constanze mit seinem auffälligen Turm als beliebte Ausflugsgaststätte bekannt. Seit 2020 ist der Ruf allerdings dahin, die Constanze erlangte unfreiwillige Berühmtheit als „Schreckenshaus“ durch die Gewalttaten eines selbst ernannten „spirituellen Führers“. In der kommenden Woche soll das Urteil gegen den Mann vor dem Landgericht Duisburg fallen. Klaus-Peter Reintges aus Hamminkeln und der Essener Unternehmer Gerald Schiffmann hoffen, dass die schlimmen Geschichten damit der Vergangenheit angehören.

Denn sie haben das Haus im Juli 2020 ersteigert und sind seitdem mit Sanierungsarbeiten beschäftigt. Sie wollen, dass das geschichtsträchtige Haus wieder zu dem wird, was es einmal war: Ein Ausflugslokal, in das Menschen gerne einkehren.

Viel Sanierungsbedarf im Haus Constanze

Von dem „Balance-Recovery Life Center“, das 2017 in dem Traditionsgasthaus eröffnete, ist nicht mehr viel zu sehen. Vier der fünf Wohnungen mit einer Größe von 55 bis 85 Quadratmetern sind fertig renoviert und neu vermietet, eine Wohnung ist noch in Arbeit, aber es gibt schon Bewerber. Was derzeit noch fehlt, ist ein Interessent für die rund 320 Quadratmeter im Erdgeschoss – der Gaststättenbereich mit einem großen Saal, der derzeit grundlegend saniert wird. Neue Fenster, Dämmung, Heizung, mehr Licht. Es gibt viel zu tun für die neuen Eigentümer.

„Wir hatten das Haus nur von außen gesehen“, berichtet Gerald Schiffmann von der Versteigerung. Im Inneren entdeckten sie dann nach dem Zuschlag noch viele persönliche Gegenstände der ehemaligen Bewohner und viel Gerümpel, auch im Außenbereich. Containerweise hätten sie die Hinterlassenschaften entsorgt, berichten die Eigentümer, auch auf dem gut 7500 Quadratmeter großen Gelände. Außerdem entfernten sie die Theke, die Decke im Saal, die Küche.

Als Landcafé oder Ausflugslokal geeignet

Das markante Haus in Diersfordt aus dem Jahr 1885 hat viel Potenzial, sagt Gerald Schiffmann – und optimal wäre es, wenn in das Erdgeschoss wieder eine Gastronomie einziehen würde. Es eignet sich als Raum für Familienfeiern, Restaurant, Landcafé oder Bikerlokal. Durch den nahe gelegenen See würde es auch viele Ausflügler locken, sind die Eigentümer überzeugt, zumal der Hohe Mark Steig nicht weit ist.

„Viele Radfahrer haben schon gefragt, wann wir wieder öffnen“, berichtet Schiffmann. Er hat bereits Gastronomen in seinem Bekanntenkreis angesprochen, doch die sind nach dem Lockdown erst einmal vorsichtig. Möglich wäre auch, so die beiden Besitzer, dass ein Büro oder eine Praxis in einem Teil des Erdgeschosses einzieht, so dass nur ein Teil der Fläche für gastronomische Zwecke genutzt wird. „Wir werden den neuen Mieter auf jeden Fall unterstützen, zum Beispiel bei der Organisation von Veranstaltungen“, sichert Schiffmann zu, der ein IT-Unternehmen betreibt, aber auch Veranstaltungen organisiert.

Haus Constanze hat seinen Namen von der ehemaligen Wirtin

Gemeinsam mit der städtischen Wirtschaftsförderung suchen die Eigentümer nun nach einem Interessenten. Erst dann werden die Renovierungsarbeiten beendet, denn der Mieter soll seine Wünsche einbringen können.

Seinen Namen hat das Haus übrigens von der langjährigen Wirtin Constanze Koch, die 1930 verstarb. Viele alte Fotos und Postkarten zeugen davon, dass in den Räumen und im Biergarten schon seit vielen Jahren gerne gefeiert, gegessen und getrunken wurde. Diese Tradition könnte schon bald wieder fortgesetzt werden.

>>Kontakt zu den Eigentümern

Mögliche Interessenten können sich mit Gerald Schiffmann 0163/4848111 oder mit Dr. Klaus-Peter Reintges 0177 2660130 in Verbindung setzen.