Wesel. Angesichts des Pflegenotstandes wirbt das Marien-Hospital Personal aus Indien und den Philippinen an. Warum das ein Gewinn für beide Seiten ist.
Für die jungen Menschen ist es die Chance auf eine gesicherte Zukunft und für das Marien-Hospital ein Beitrag im Kampf gegen den Pflegenotstand: Vier philippinische und drei indische Beschäftigte haben ihren Dienst auf den Stationen des Marien-Hospitals angetreten. Im Januar werden sieben weitere Kräfte von den Philippinen und aus Indonesien dazu kommen – und es wird weiteres Personal aus Asien folgen. Denn die ersten Erfahrungen sind gut. „Die Kollegen sind hoch qualifiziert. Wir hoffen, dass sie möglichst lange bleiben“, sagt Pflegemanager Klaus Hund. Die neuen Mitarbeiter sind froh, dass sie den Schritt gewagt haben. Genesis Rosales, der seit Juli 2021 in Wesel lebt, versichert: „Die Aufgaben machen mir Spaß, ich fühle mich wohl.“
Im vergangenen Jahr kamen die ersten vier philippinischen Kolleginnen und Kollegen nach Deutschland. Mit etwas Verspätung, denn eigentlich sollte das Projekt in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) schon 2020 starten – doch das verhinderte Corona. Nun haben die ersten „Neuen“ schon ihr Anerkennungsjahr hinter sich und mit Hilfe der Akademie Klausenhof ihre Deutschkenntnisse auf B2-Niveau angehoben.
Das schätzen die Pflegekräfte aus Asien an der Arbeit im Marien-Hospital
Sie arbeiten künftig als Pflegefachkräfte auf internistischen, chirurgischen oder altersmedizinischen Stationen und sind froh, dass sie für den Dienst in Deutschland ausgewählt wurden: „Ich kann meine Erfahrungen als Krankenschwester erweitern und meine Familie auf den Philippinen unterstützen“, nennt Rodalyn Vargas (32) ihre Motivation, nach Europa zu kommen. Das Marien-Hospital bringt die Mitarbeiter zunächst in voll ausgestatteten Wohnungen des Krankenhauses unter und hilft ihnen nach dem Anerkennungsjahr, eine längerfristige Bleibe zu finden.
Jyothy Pattath Shaiju ist mir ihrer Kollegin Ayona Jose vor etwas mehr als einem Monat aus Indien eingetroffen. Die bessere Balance zwischen Beruf und Privatleben, sagt die junge Frau, habe sie nach Deutschland gelockt. Und die Tatsache, dass ihr Ehemann in Deutschland studiert, in Dresden zwar, doch nur noch bis zum nächsten Jahr. „Dann werden wir zusammenziehen.“
Darum werden neue Pflegekräfte in Asien angeworben
Dass die Pflegekräfte speziell in Ländern wie Indien, den Philippinen und Indonesien angeworben werden, hat einen Grund, erklärt Personalmanagerin Sabine Seegers: Dort gibt es einen Überschuss an Fachkräften. „Wir werben niemanden ab, der in seinem eigenen Land gebraucht wird.“ Obendrein bringen die Beschäftigten aus Asien eine hochwertige Ausbildung mit. Sie haben meist einen universitären Bachelor-Abschluss nach einer drei- bis vierjährigen Ausbildung und können nach dem Anerkennungsjahr auch in Deutschland als examinierte Fachkräfte arbeiten.
Außerdem seien diese Mitarbeiter bekannt für ihre soziale und kontaktfreudige Art, die Familie und deren Fürsorge und Pflege sei ein zentraler Bestandteil ihres Lebens. Eine Ansprechpartnerin am neuen Arbeitsplatz haben die neuen Kolleginnen und Kollegen mit Praxisanleiterin Isabell Zodet an die Seite gestellt bekommen. „Von ihr haben wir schon viel gelernt“, sagt Genesis James Rosales.
Das Marien-Hospital will, wie auch andere Arbeitgeber in der Pflege, weiter auf die Verstärkung aus dem Ausland setzen. Denn obwohl die Betreibergesellschaft Pro Homine in ihren Krankenhäusern und Senioreneinrichtungen 300 Ausbildungsplätze anbietet, reicht der heimische Nachwuchs nicht, um den Bedarf zu decken – und künftig gehen die so genannten Babyboomer-Jahrgänge in Rente. Im Sommer 2023 werden noch einmal mindestens fünf weitere Pflegekräfte aus Indien ausgewählt.