Wesel. Die Trägergesellschaft pro homine will zunächst mit acht Fachkräften Erfahrungen sammeln. Sollte sich die Lösung bewähren, könnten es mehr werden.

Mit der Lage bei pro homine ist Geschäftsführer Johannes Hartmann zufrieden. Die wirtschaftliche Entwicklung in den beiden Krankenhäuserin in Wesel und Emmerich liegt über dem Plan, die neun Senioreneinrichtungen sind zu 99,3 Prozent ausgelastet und erwirtschaften Überschüsse. Das gilt jedoch nicht für die ambulante Physiotherapie im Haus der Gesundheit in Wesel und im St. Willibrord-Spital in Emmerich: Die Abteilungen müssen aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben werden. Ein Problem bleibt auch die Entwicklung in der Pflege. Der Bedarf wird weiter steigen, so dass die pro homine sich entschlossen hat, ausgebildete Kräfte aus den Philippinen anzuwerben. Im Sommer sollen die ersten acht Pflege-Beschäftigten die Arbeit und Wesel und Emmerich aufnehmen.

Bedarf an Pflegekräften steigt auch in Wesel

Zwar sind derzeit alle 3000 Stellen bei der Gesellschaft, die das Weseler Marien-Hospital, das St. Willibrord-Spital in Emmerich und neun Seniorenheime betreibt, besetzt. Doch auch die 260 Auszubildenden und die externen Bewerber reichen nicht aus, um die künftige Versorgung sicherzustellen, erklärt Personalleiterin Sabine Seegers. Daher wagt pro homine einen Versuch: Gemeinsam mit der Arbeitsagentur und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) werden im November acht Fachkräfte auf den Philippinen ausgewählt und zunächst vor Ort sieben bis acht Monate auf die Tätigkeit in Deutschland vorbereitet. Sie werden anschließend in den Krankenhäusern in Wesel und Emmerich eingesetzt – geplant ist, dass vier von ihnen später in die Seniorenheime wechseln. Sollte diese Lösung sich bewähren, werden weitere Pflegekräfte folgen, erklärt Sabine Seegers.

Personal für die Pflege ist schwer zu finden

Erste Kliniken zum Beispiel in Münster hätten gute Erfahrungen gesammelt. Da auf den Philippinen über Bedarf ausgebildet werde, würden die Pflegekräfte in ihrem Heimatland nicht fehlen.

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Es wird immer schwieriger, Personal zu finden – auch, weil häufig von niedrigen Löhnen in diesem Sektor die Rede ist, wie Johannes Hartmann glaubt. Zu Unrecht: „Bei uns verdient keine Pflegekraft unter 38.000 Euro.“ Zum Beweis präsentiert er die Abrechnung einer Pflegekraft im ersten Jahr nach der Ausbildung, die mit Zuschlägen auf gut 39.000 Euro Jahresgehalt kommt. Ähnlich sei es in den meisten Kliniken. Lücken im Pflegesektor entstehen auch deshalb, weil die vorwiegend weiblichen Beschäftigten aus familiären Gründen häufig nicht in Vollzeit tätig sind, erklärt Sabine Seegers.

Ambulante Physiotherapie schließt in Wesel und Emmerich

Ab dem 30. September müssen die Patienten in Wesel und Emmerich auf das Angebot der ambulanten Physiotherapie verzichten. Hier decken die Erlöse der Krankenkassen nicht einmal mehr die Personalkosten, berichtet Johannes Hartmann. Für zehn der elf Mitarbeiter konnte intern ein Arbeitsplatz gefunden werden, ein Mitarbeiter unterschrieb einen Auflösungsvertrag. Stationäre Physiotherapie wird in beiden Häusern weiter angeboten, unverändert weitergeführt wird auch das Gesundheitszentrum inklusive Bewegungsbad sowie die kardiologische Reha im Signalhaus an der Schillstraße.

Ausbau-Pläne gibt es für die Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJPP): Sie zieht von der Dinslakener Landstraße in einen neuen Anbau am SPZ-Gebäude an der Breslauer Straße und wird von 12 auf 20 Plätze aufgestockt. Ergänzend dazu plant die LVR-Klinik Bedburg-Hau eine stationäre Versorgung in Wesel oder Umgebung mit 30 Betten – ein Standort steht noch nicht fest. Die Kooperationsgespräche mit dem Marien-Hospital werden geführt, bestätigt die LVR-Klinik.