Wesel. Fünf niederländische Künstler haben das Gemälde am NRZ-Pressehaus in nur zwölf Tagen aufgepinselt – und dabei nicht nur einen Witz eingebaut.

Mit Superlativen sollte man bekanntlich vorsichtig sein, aber zumindest in den vergangene drei Wochen dürfte die Rückseite des NRZ-Pressehauses an der Schmidtstraße die meist fotografierte Hauswand Wesels sein. Auf der 180 Quadratmeter großen Fläche hat das niederländische Künstler-Kollektiv „De strakke Hand“ eine mittelalterliche Handelsszene gemalt – zur Begeisterung aller Passanten, die wenige Meter neben der Fußgängerzone beim ersten Anblick des XXL-Gemäldes stehen bleiben, staunen und meist sofort ihr Handy zücken.

Genauso tat es am Freitag die erste Bürgerin der Hansestadt, Ulrike Westkamp: „Wie toll!“, rief die Bürgermeisterin als sie zur Vorstellung des Hanse-Wandbildes erschien und verewigte es erstmal mit ihrem Smartphone. Auch danach merkte man ihr die Begeisterung regelrecht an: „Wir hatten ja schon alle das Vergnügen in den letzten Wochen das Entstehen des Gemäldes zu bewundern. Es fügte sich sehr gut, dass jetzt gerade rund um das Hansefest dieses außergewöhnliche Gemälde fertig geworden ist.“

Neuer Höhepunkt künftiger Stadtführungen

Nicht die Größe sei außerordentlich, was bedeute, dass Details sehr schon betrachtet werden könnten. „Wir wollten ja auch eine Fassade haben, die zentral zu bewundern sein wird. Das wird sich auch wunderbar in Stadtführungen integrieren lassen“, so Westkamp, die daran erinnerte, dass Wesel bereits im Jahr 1407 Mitglied der Hanse geworden sei.

Künstler Adrian Saavedra Duque muss eine Leiter nehmen, um an das Bild zu kommen.
Künstler Adrian Saavedra Duque muss eine Leiter nehmen, um an das Bild zu kommen. © FFS | Thorsten Lindekamp

Sie danke der sehr aktiven Weseler Hansegilde, von der zwei Gründungsmitglieder für das Hanse-Wandbild Modell gestanden haben: Ludwig Maritzen und Hannes Halbsguth stellten beim Foto-Shooting in passenden Gewändern eine mittelalterliche Handelsszene auf dem Großen Markt vor dem Historischen Rathaus nach.

Doch wer genau hinschaut, entdeckt ein Detail, das einen modernen Bezug herstellt – in die mittelalterliche Szenerie hat sich ein Weseler Esel hineingeschlichen. Und die niederländischen Künstler haben sogar zur Überraschung der Bürgermeisterin von einen weiteren „Witz“ in das Gemälde eingebaut, wie Projektleiter Michiel Meulemans den bewussten kleinen „Fehler“ in dem Bild bezeichnet. „Da könnten wir ja ein Bilderrätsel draus machen“, kommentierte Ulrike Westkamp lachend eine Kleinigkeit, die allerdings nur bei ganz genauem Hinsehen auffällt.

Ein QR-Code mit Erklärungen folgt noch

Eine weitere Kleinigkeit wird demnächst noch am Rande des Hanse-Wandbildes in der Schmidtstraße hinzukommen, wie Dagmar van der Linden, die Geschäftsführerin von Wesel-Marketing, erläutert: Mit Hilfe eines QR-Codes wird es noch eine kleine Geschichte zur Hanse und zu dem Gemälde geben.

Künstlerin Astrid Oud arbeitet in luftiger Höhe mit Kolleginnen der Künstlergruppe „De strakke Hand
Künstlerin Astrid Oud arbeitet in luftiger Höhe mit Kolleginnen der Künstlergruppe „De strakke Hand" an dem Wandbild. © FFS | Karl Banski

Auch Ludwig Maritzen blickt voller Bewunderung die Wand hinauf, auf der er überlebensgroß dargestellt ist: „Man muss als Stadtführer ja immer viel erzählen, damit Bilder im Kopf entstehen. Jetzt haben wir aber hier die Möglichkeit zu zeigen, wie es damals war. Kompliment an die Künstler! Das ist eine Spitzenleistung, eine hohe Qualität.“

Hansebilder entlang des Hanse-Radwegs

Bis zum Ende des Jahres könnten zehn der 14 Hansestädte in der Region beiderseits der Grenze mit solchen Wandbildern geschmückt sein, verkündet Projektleiter Meulemans. Für schönes Wetter hat Dagmar van der Linden dazu einen Tipp parat: „Eine Radtour auf dem Hanse-Radweg von Hansebild zu Hansebild.“ Unter anderem in Kalkar und Emmerich gibt es ganz ähnliche Hanse-Hauswände, in denen ebenfalls kleine Überraschungen versteckt sind.