Wesel. Bedroht die Krise bei Galeria den Kaufhof-Standort in Wesel? Die Analyse einer Zeitung ist pessimistisch, die Stadtspitze dagegen optimistisch.

Vor ziemlich genau zwei Jahren schien der Kaufhof-Standort in Wesel langfristig gesichert: Nach – wie es damals hieß – zähen Verhandlungen mit dem Unternehmen einigte sich Vermieter Werner Testrut auf eine Verlängerung des Mietvertrages für das Kaufhaus um 15 Jahre. Angesichts der erneut drohenden Insolvenz des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof und der möglichen Schließung von mindestens einem Drittel der 131 Standorte in Deutschland ist die Sorge in Wesel wieder groß: Werden in dem seit Jahrzehnten existierenden Standort die Lichter ausgehen?

Nicht nur für die Mitarbeiter an der Hohen Straße sind das beunruhigende Nachrichten, auch bei der Stadtverwaltung wird die Entwicklung genau beobachtet. Als der Essener Konzern Mitte 2020 wegen des Corona-Ausbruchs zuletzt in die Krise geraten war, schrieb Bürgermeisterin Ulrike Westkamp sogar an die Galeria-Geschäftsführung und appellierte an das Unternehmen, den Standort Wesel zu erhalten. Es gab auch eine Protestkundgebung von Kaufhof-Mitarbeitern vor dem Haus.

Immobilien-Zeitung sieht Karstadt in Wesel bedroht

Wie die Krise diesmal endet, ist offen. Noch hat das Unternehmen keine Schließungskandidaten bekannt gegeben. Mehr oder minder begründete Spekulationen über bedrohte Filialen gibt es indes. Die Immobilien-Zeitung zum Beispiel hat alle 131 Galeria-Standorte einer „Portfolioanalyse“ unterzogen und kommt bei 79 Filialen zu dem Schluss, dass sie gefährdet sind. Darunter sind Doppelstandorte in größeren Städten oder Kaufhäuser, die früher bereits auf der Streichliste standen.

Das war bei Wesel nicht der Fall, dennoch stuft die Fachzeitschrift den Erhalt des Kaufhauses als unwahrscheinlich ein. Eine exakte Erklärung für jeden einzelnen Standort fehlt, bei Wesel ist jedoch der Vermerk „Immobilie gehört nicht Signa“ (dem Eigentümer von Galeria Kaufhof Karstadt) zu finden. Dahinter steht die Annahme, dass der Konzern beim Erhalt von Filialen eher auf Immobilien setzt, die auch der Signa-Holding selbst gehören. Das Ringen um den Mietpreis war auch 2020 schon ein Grund für die Ungewissheit in Wesel.

Stadtspitze sieht gute Chancen für Kaufhof in Wesel

Deutlich optimistischer stufen Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und Wirtschaftsförderer Wendelin Knuf die Lage ein. Sie verweisen auf die – laut der örtlichen Geschäftsleitung – guten Zahlen des Kaufhof in Wesel, die Beliebtheit lasse sich zum Beispiel auch am regen Betrieb jüngst beim verkaufsoffenen Sonntag zum Hansefest ablesen. Die Filiale schreibe schwarze Zahlen, Wesel könne eine attraktive Innenstadt mit wenig Leerständen vorweisen, so Knuf: „Es gibt keinen Grund, den Standort infrage zu stellen.“ Man sei regelmäßig in engem Kontakt mit der Geschäftsleitung und für die Zukunft optimistisch.

Tatsache ist aber auch: Ohne den Kaufhof wäre die Innenstadt um einiges ärmer, eine Schließung wäre ein schwerer Schlag. „Der Kaufhof gehört zu Wesel wie der Esel“, hatte die Bürgermeisterin schon vor zwei Jahren bei der letzten Krise gesagt.