Hünxe. Auf dem Schulte-Drevenacks-Hof in Hünxe startet bald der Weihnachtsbaumverkauf. Welche Folgen haben Trockenheit und Inflation auf den Preis?
Auf Menschen wie Dirk Buchmann trifft man in diesen Zeiten selten. Der Inhaber des Schulte-Drevenacks-Hof stellt keine Preiserhöhung in Aussicht, klagt nicht über die Trockenheit des vergangenen Sommers und verzweifelt nicht am Klimawandel, denn er versteht sein Handwerk. Als Gartenbaumeister mit Schwerpunkt Baumschule, Wald-, Spargel- und Obstanbau sowie Direktvermarkter kann er es kaum erwarten, dass das Weihnachtsbaumgeschäft Ende November losgeht. Dann nämlich werden seine Zöglinge die Weihnachtsbaumschule verlassen, ganz viele von ihnen mit einer glatten Eins.
In einer Baumschule ist nicht das letzte Jahr ausschlaggebend, um zur Elite zu gehören. Zirka zwölf Jahre brauchte es, bis aus einem kleinen Pflänzchen eine stattliche Nordmanntanne herangewachsen ist. In dieser Zeit haben Dirk Buchmann, sein Sohn Stefan und die Mitarbeiter wortwörtlich Hand angelegt an den Jungpflanzen, von denen rund 60.000 auf dem Hof in Drevenack heranwachsen.
Dirk Buchmann weiß genau, was Frauen wünschen, denn meist sind sie es, die den Weihnachtsbaum aussuchen, ihre Männer nehmen sie eher fürs Schlagen des Baumes mit. „Er soll knapp zwei Meter hoch und schlank sein und zwischen Sofa und Fernseher passen“, benennt der „Weihnachtsbaumflüsterer“, wie es sich gerne bezeichnet, den Standardwunsch. Über die Jahre hat er Techniken erlernt und erprobt, die den Baum daran hindern, entweder zu sehr in die Breite zu gehen oder zu licht in der Spitze zu werden.
Schulte-Drevenacks-Hof: Hier wachsen 60.000 Weihnachtsbäume heran
Wie im Vorjahr ist der Preis für die Nordmanntanne stabil geblieben, 22 Euro pro Meter. Wenn der Waldbauer erzählt, wie viele Arbeitsgänge notwendig sind, ist nachzuvollziehen, dass der Preis dem Aufwand angemessen ist. So muss jeder Baum mehrfach „getwistet“ (das ist eine spezielle Art des Beschneidens) und die Spitze eingepinselt werden. Auch wenn der Spitzentrieb gebremst wird, mechanisch ebenso wie durch das Einpinseln der Spitze mit einem neuen pflanzlichen Wirkstoff, erreicht nicht jeder Baum das Klassenziel. Die schwächeren Bäume werden herausgenommen, im schlimmsten Fall wird nur deren Grün verwertet.
Mit der Aufzucht von Nordmanntannen beschreitet Dirk Buchmann den richtigen Weg. „Der Baum ist für die Zukunft geeignet. Resilient nennt man das heute wohl. Er hat super Wurzeln, knickt bei Sturm nicht um, er kommt mit Trockenheit zurecht und eignet sich auch für den Mischwald im Forst“, fasst er zusammen. Mindestens 10.000 Nordmanntannen haben das Gardemaß erreicht. „Sind sie nicht wunderschön grün?“, freut sich der Gartenbaumeister über den sichtbaren Erfolg seiner Arbeit.
Bis zu einer Größe von drei Metern kann der Kunde den Baum selbst schlagen, ansonsten werden Bäume bis zu fünf Metern, auf Wunsch acht Meter, geschlagen und auf dem Hof verkauft. Natürlich hat Dirk Buchmann auch Blaufichten, im Volksmund Edeltanne genannt, gepflanzt. Sie machen 20 Prozent des Baumbestandes aus. Sie nadeln schneller und werden zirka 1,80 Meter groß. Sie erfreuen sich bei den Kunden nach wie vor großer Beliebtheit.
Für die Weihnachtsbäume 2022 fehlt noch etwas Frost
Gepflanzt werden bei Buchmanns die künftigen Weihnachtsbäume im September. Der Jahrgang 2030, aktuell vier Jahre alt, wird gerade „weitergebildet.“ „Grundschulzeit vorbei, nun geht’s aufs Gymnasium“, führt Buchmann den Vergleich fort. Seinem diesjährigen Abschlussjahrgang hat er lediglich im August Nahrung zugeführt und danach gewässert. Mehr Wasser bedurfte es in diesem Jahr nicht – trotz des Hitzesommers.
Nun wünscht er sich für den Weihnachtsbaum 2022 als i-Tüpfelchen nur noch einmal etwas Frost. „Doch nicht zu viel davon, von minus 10 Grad auf dem Feld in die Wärme der Wohnung mit 20 Grad plus, da kann auch ein frisch geschlagener Baum nadeln“, weiß der Fachmann und empfiehlt: „Erst in die Garage, dann auf die Terrasse oder den Balkon und dann erst in die Wohnung mit Wasser im Ständer und regelmäßig nachfüllen.“
Nicht nur für seine Stammkunden ist es ein Höhepunkt, in der Weihnachtszeit auf dem Schulte-Drevenacks Hof mit Bollerwagen, Kind und Säge eigenhändig einen Baum zu schlagen und anschließend in gemütlicher Runde bei Kaffee und Kuchen oder herzhaften Gerichten die adventliche Stimmung genießen.
Hintergrund: Bald steht wieder der Weihnachtsmarkt an
Wie in jedem Jahr findet auf dem Schulte-Drevenacks Hof am 3. und 4. Advent die beliebte Veranstaltung „Weihnachtsbaum-Selber-Schlagen“ statt, mit Bollerwagen oder dem Weihnachtsbaum-Express. Der geschlagene Baum wird vermessen, abgerechnet wird pro Meter Länge, anschließend wird der Baum eingenetzt. In der Scheune wird an diesen zwei Wochenenden wieder ein Weihnachtsmarkt mit vielen Ständen veranstaltet. Auch am vierten Advent werden noch Weihnachtsbäume verkauft.