Auf dem Schulte-Drevenackshof empfing Familie Buchmann eine Delegation des Landrats. Der Wechsel in jüngere Hände ist für alle nicht leicht.
Hünxe/Kreis Wesel. Generationenwechsel auf einem Hof – das ist eine Herausforderung für die ganze Familie. Landrat Ansgar Müller machte jetzt bei seiner Demografie-Tour Station auf dem Schulte-Drevenacks-Hof der Familie Buchmann. Hier ist Sohn Stefan Buchmann (25) nach seiner Ausbildung zum Obstbaumeister, eingestiegen. Und es knirscht, wie Vater Dirk (56) und Mutter Petra Buchmann (54) zugeben, sie lachen. „Es gibt viele Diskussionen und Mutter steht immer dazwischen...“, sagt Petra Buchmann. Doch es funktioniert.
Junge Leute, die in der Landwirtschaft ihre Zukunft suchen, müssen sich eine Nische suchen. Dirk Buchmann hat bereits 2003 mit der Direktvermarktung begonnen. Das läuft. Junior Stefan hat Facebook eingeführt, inzwischen mit 4500 Followern. In der Erdbeerzeit beispielsweise, wenn mal mehr Früchte gleichzeitig reif waren als Hände auf dem Hof, die sie pflücken konnten, hat er kurzerhand ein Angebot zum Selbstpflücken gepostet. „An dem Morgen gab es einen richtigen Run“, sagt sein Vater.
Inspiration in Bayern
Nicht immer passen die neuen Ideen mit den alten Erfahrungen überein. Sechs Jahre lang war Stefan Buchmann auf anderen, größeren Höfen in Bayern und Darmstadt unterwegs. „Ich kam zurück und sagte: ‘Das muss anders gemacht werden’“, sagt der Sohn, „Vater hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.“ Der schmunzelt. „In Bayern, das sind andere Menschen und es ist ein andere Boden...“ Letztlich finden sie Lösungen. Vater Buchmann beschäftigt sich mit dem immer aufwendiger werdenden Papierkram, der Junior kümmert sich um Erdbeeren, Weihnachtsbäume & Co, die Mutter um den Hofladen. „So ein Hof muss zwei Familien ernähren“, gibt sie zu bedenken.
Direkter Kontakt zum Verbraucher
Hat die Landwirtschaft für junge Leute Zukunft? Die Antwort ist ein deutliches „Ja, aber...“. r Nachwuchs sei gut ausgebildet und könne auf das sich wandelnde Umfeld reagieren, sagt Franz-Josef Stork, Geschäftsstellenleiter der Landwirtschaftskammer. Und der Kreis Wesel habe ein hohes Verbraucherpotenzial durch seine Nähe zu den Ballungsgebieten, da lasse sich etwas draus machen. Der direkte Kontakt zum Verbraucher sei der Vorteil, den die Direktvermarkter haben – und der den Milchviehbetrieben und Schweinemästern fehle. Allerdings können auch Buchmanns preislich nicht mit den Supermärkten konkurrieren. Stork ermutigt die Verbraucher, regional zu kaufen. Landrat Müller stimmt zu, „wir wollen keine industrielle Landwirtschaft, die bäuerliche Familienlandwirtschaft wollen wir erhalten“. Bürokratische Hürden, immer mehr Kritik an der Landwirtschaft und das Höfesterben machen Bauer als Beruf nicht immer reizvoll. Auch könne man niemandem dazu raten, einen überschuldeten Hof zu übernehmen, sagt Johannes Leuchtenberg, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, der sich große Sorgen über den Strukturwandel mache. Immer mehr kleinere Höfe könnten nicht mehr mithalte und „man hört den Bauern nicht mehr zu“. Dennoch: Wer Ideen und Schwung habe, der könne die Zukunft gut meistern.
>> Neues Produkt
Ein neues regionales Produkt soll bereits im kommenden Jahr im Hofladen bei Buchmanns zu haben sein: Erdbeer-Secco – eine Kooperation zwischen dem Wertherbrucher Winzer Eckhard Kloster von Kloster-Kraul und Schulte-Drevenacks. Die Erdbeeren stammen vom Schulte-Drevenackshof, der Secco wird in Wertherbruch hergestellt.