Hamminkeln. Der Streit um den Bahnübergang Lankernbrok geht weiter. Bei einem Ortstermin erlebte Hamminkelns Bürgermeister eine unerfreuliche Überraschung.
Nachdem sich am 31. Mai innerhalb von nur zwei Jahren in Dingden-Lankern der zweite tödliche Unfall am unbeschrankten Bahnübergang Lankernbrok ereignet hatte, trafen sich nun Behördenvertreter, um vor Ort die Konsequenzen aus der neuerlichen Katastrophe zu beraten. Sie kamen zu dem Schluss, dass der Unfall in dem Hamminkelner Ortsteil auf menschliches Versagen zurückzuführen sei und nur durch eine „technische Sicherung“ – also Schranken – hätte verhindert werden können.
Zu dem selben Ergebnis sei man schon 2020 gekommen, die Bahn habe damals zugesagt, Planungen für eine Schrankenanlage in die Wege zu leiten – 2023 solle der Übergang durch Schranken gesichert sein, erklären Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski und Ordnungsdezernent Robert Graaf. Letzterer ergänzt: „Die Unfallkommission ist ein Beschlussgremium: Was da beschlossen wurde, ist dann umzusetzen.“ Doch daraus wird wohl erstmal nichts.
Dingden-Lankern: Keine Planungen für Schrankenanlage
„Der Termin am Donnerstag war sehr unerfreulich! Dass wir die Diskussion um technische Sicherung jetzt erneut führen müssen, finde ich bekloppt“, so der sichtlich genervte Bürgermeister Bernd Romanski. Er ergänzt: „Ich bin davon ausgegangen, dass nach der Entscheidung 2020 die Bahn mit den Planungen soweit ist, dass wir kurzfristig mit den Maßnahmen anfangen können.“
Dass an dem Bahnübergang künftig Schranken stehen, bleibt wohl erstmal ein Wunsch. „Dass bisher überhaupt noch nicht mit den Planungen begonnen wurde, ist in meiner Sicht mit nichts zu erklären“, sagt Romanski. Nach dem zweiten Unfall die technische Sicherung des Übergangs noch mal in Frage zu stellen und als „nicht notwendig und nicht verhältnismäßig“ zu bezeichnen, nennt Romanski „befremdlich und irritierend“.
Das Hamminkelner Stadtoberhaupt wirft der Bahn Wortbruch vor, ein Mitarbeiter habe am Donnerstag sogar die damalige Zusage der technischen Sicherung bestätigt. Die erste Vermutung, die Bahn wolle sich die Kosten für die Schrankenanlage von rund einer Million Euro, an denen sich auch der Bund beteiligt, sparen, sei aber wohl nicht der Grund, ergänzt Romanski. Das Geld für diese Maßnahme stehe bereit.
Da die Bahn ein Planfeststellungsverfahren – statt das von Hamminkeln favorisierte Plangenehmigungsverfahren – anwenden wolle, sei mit einem Zeitraum von sechs Jahren vom Beginn der Planung bis zur Realisierung zu rechnen, so Romanski.
Hamminkeln sei quasi der „schwarze Peter“ zugeschoben worden, die aktuelle Situation sehr unbefriedigend. Der Zug müsse dort kurz vor dem Übergang zweimal laut pfeifen – mit mindestens 110 Dezibel, von morgens 4.30 Uhr den ganzen Tag über bis fast um Mitternacht.
„Eine absolute Zumutung für die Anwohner“, sagt der Bürgermeister, der die Bahn gefragt hat, ob sie nicht das Hupen einstellen könne, weil der Übergang ja gesperrt sei. Dies lehnte die Bahn ab, da nach ihren Beobachtungen täglich zehn bis 15 Personen die Absperrungen überwinden und illegal den Bahnübergang nutzen. „Total irre!“, nennt Romanski solches Verhalten, der auch an anderen Stellen Radfahrer beobachtet hat, die sich an geschlossenen Schranken vorbeizwängen. Die Stadt werde sich jetzt gut überlegen, ob Lankernbrok wieder geöffnet werde.
Die Bahn äußert sich zu dem ihr vorgeworfenen Wortbruch so: „Nach einem Unfall am Bahnübergang Lankernbrok 2020 haben Stadt, Landes- und Bundespolizei sowie die DB schnell reagiert und den Übergang für Autos gesperrt. Zwischen DB und Stadt gab es damals die Überlegung, den Bahnübergang technisch zu sichern. Bis zum heutigen Tage konnte die Frage der Widmung des Bahnübergangs mit der Stadt nicht geklärt werden, so dass die Planungen bisher nicht weiter vorangehen konnten.“
Hamminkeln: Bahn möchte Übergang Lankernbrok auflösen
Seit dem Unfall im Mai 2022 dürfen nun auch Fußgänger und Radfahrer den Übergang nicht mehr passieren. „Die komplette Sperrung des Bahnübergangs soll auf Wunsch der Stadt Hamminkeln bis zur Umsetzung einer technischen Lösung bestehen bleiben“, so ein Bahnsprecher. An der beschrankten Querung Poterey könnten alle Verkehrsteilnehmer dauerhaft die Gleise sicher überqueren – hierfür sei nur ein kurzer Umweg nötig.
Aus Sicht der Bahn könne der Übergang Lankernbrok daher aufgelöst werden. Die technische Aufrüstung von Lankernbrok dagegen müsste in einem langwierigen Planfeststellungsverfahren geprüft werden. Die DB müsse angrenzende Grundstücke erwerben und die Straße erweitern. Bernd Romanski betont dagegen klipp und klar: „Wir bestehen – auch aufgrund der Ratsentscheidung vom 23. Juni – auf technischer Sicherung!“