Wesel. Die Kette Vit Bikes hat ein Geschäft in Wesel eröffnet. Die Besonderheit beim Konzept: Fahrräder werden digital an den Käufer angepasst.
Wohnen, wo andere Urlaub machen. Sagen viele, wenn sie über den Niederrhein, über den Kreis Wesel sprechen. Pieter de Jong hat den Satz etwas personalisiert. „Wir wohnen, wo andere Fahrradurlaub machen.“ Der 54-Jährige hat in diesen Tagen an der Rudolf-Diesel-Straße sein Radgeschäft Vit Bikes eröffnet – und blickt stolz in die rund 600 Quadratmeter große, hohe und lichtdurchflutete Halle. Soft-Opening war am vergangenen Samstag, ab 25. Oktober soll alles fertig sein. Bis dahin müssen noch ein paar Hochregale eingehängt, der Werkstattbereich fertiggestellt werden. Damit am Ende rund 150 Fahrräder Platz finden.
„Wir lieben Fahrrad-Beratung“ – das hat sich das Unternehmen mit dem Hauptsitz in München und aktuell 17 Standorten bundesweit auf die Fahnen geschrieben. Am Niederrhein fehlte noch einer, die nächsten Vit Bikes-Geschäfte finden sich in Köln, Witten und Münster. „Ich habe ein größeres Geschäft gesucht, brauchte einfach mehr Platz“, erzählt Pieter de Jong, der viele Jahre mit seinem Rad-Geschäft in Sonsbeck zu Hause war. Über Youtube wurde der gebürtige Kevelaerer auf Vit Bikes-Geschäftsführer Markus Unger aufmerksam. Nach einem ersten Austausch wurden die Gespräche irgendwann intensiver, der Gedanke nach einem neuen Standort konkreter. Pieter de Jong ging auf die Suche nach einem Objekt und fand Anfang des Jahres im Internet das frühere Gebäude eines Auto-Ersatzteilhändlers.
Neues Geschäft in Wesel: Rad-Branche ist Gewinner der Corona-Krise
Im Sommer wurde der Mietvertrag unterzeichnet, seitdem hat der zweifache Familienvater das Gebäude nach seinen Wünschen eingerichtet. Lediglich die Firmenfarben von Vit Bikes – orange, grau und weiß –sollten sich wiederfinden. Doch in der Geschäftsführung hat der Zweiradmechaniker-Meister freie Hand, ist ein eigenständiger Unternehmer. Bei der Firmenphilosophie indes fährt er in die gleiche Richtung. „Die Qualität des Rads ist wichtig, der Kunde muss am Ende zufrieden sein“, sagt de Jong. Deshalb bietet Vit Bikes auch vor dem Kauf eine digitale Körpermessung, die genaue ergonomische Einstellung des Rades an – und begleitet den Kunden nach dem Kauf weiter. Sollte der dann doch nicht ganz zufrieden sein, gibt es eine vierwöchige Rückgabe-Garantie. Unter den gut ein Dutzend Marken finden sich Hersteller, bei denen der Kunde sein Rad bei Farbe und Design individuell zusammenstellen kann.
Die Rad-Branche gehört zu den wenigen Gewinnern der Corona-Krise, das weiß auch Pieter de Jong. Und könnte es bei den derzeit steigenden Energiepreisen noch länger bleiben. „Früher war ein zweites Auto üblich, derzeit nutzen viele verstärkt das Rad oder E-Bike“, sagt Pieter de Jong. „Das Fahrradfahren wird auch für die Freizeitgestaltung neu entdeckt.“
Wobei das E-Bike das „normale“ Rad inzwischen fast verdrängt hat. 90 zu 10 schätzt Pieter de Jong den Anteil der E-Bikes ein, möchte aber das mit Muskelkraft und ohne Batterie betrieben Rad keinesfalls missen. „Das gehört einfach dazu.“ Der hohe Bedarf wirkt sich auch auf die Lieferzeiten aus – wer im Frühjahr die ersten Ausfahrten genießen will, sollte schon jetzt bestellen. Oder sich zumindest schon mal informieren.
Pieter de Jong selbst fährt natürlich auch viel mit dem Rad, doch für die rund 28 Kilometer von seinem Wohnort in Achterhoek nach Wesel nimmt er in der Regel das Auto. Aber mit der Familie hat er schon die Umgebung erkundet und Radtouren rund um Wesel gemacht. „Zu 99 Prozent habe ich das Rad immer dabei. Mit dem Rad unterwegs zu sein – das ist für mich Urlaub.“ Und der Niederrhein? „Besser kann man es doch nicht haben.“