Wesel. . An der Birtener Straße gibt es immer wieder Ärger mit dem Kanal: Die Bewohner der beiden letzten Häuser kämpfen nun mit Abwasser.
- Bewohner können die Toilette nicht mehr nutzen, weil die Rückstauklappe zu ist
- Sie haben zum Spaten gegriffen, um eine provisorische Rinne zum Acker zu graben
- Bereits im letzten Jahr hatten die Anwohner Abwasser im Keller stehen
In Friesennerz und Gummistiefel steht Bernhard Glowka gestern Mittag vor seiner Ausfahrt an der Birtener Straße. Der Gindericher lässt den Gullideckel nicht aus den Augen. Mehrfach schon kam eine braune, stinkende Brühe daraus geschossen: Hier in Höhe Hausnummer 38 beginnt der Kanal. Doch der hat durch Bergsenkungen kein Gefälle mehr, eine Kanalbaustelle im Dorf tut ihr übriges, argwöhnen die Anwohner. Das Wasser fließt nicht ab.
„Wir können seit 9.15 Uhr die Toilette nicht mehr benutzen, nicht die Hände waschen, nichts“, sagt Nachbarin Ursula van Langen. Sie ist mit den Nerven am Ende, ihr Haus riecht wie eine Kloake. Wieder einmal. Im vergangenen Mai war das Abwasser in den Keller gelaufen, ein Albtraum, der ihr noch in den Knochen sitzt. Damals war das ganze Grundstück voll Abwasser. Auch Nachbarin Irmgard Glowka ist sauer. „Wir trauen uns bei Regen gar nicht mehr, das Haus zu verlassen“, sagt sie, „man kann ja gar nicht mehr wegfahren....“
Die Rückschlagklappe hat funktioniert
Nach dem Desaster 2016 hat die Versicherung den van Langens zur Bedingung gestellt, eine automatische Rückschlagklappe am Kanalanschluss einzubauen. „Sie hat funktioniert, heute morgen um 9.15 Uhr hat sie sich geschlossen“, erläutert er. „Die Gülle“, wie die Nachbarn das Abwasser nennen, drang nicht ins Haus. Der Geruch schon, „das ist eben kein 4711“. Und: Zu ist zu – es läuft auch kein Abwasser mehr aus dem Haus. Die van Langens können also kein Wasser laufen lassen.
„2020 soll der Kanal repariert sein“, sagt van Langen. Zwei lange Jahre, in denen viel Wasser vom Himmel kommen kann. Ein Mitarbeiter der Stadtwerke war vor Ort. „Am Telefon hieß es, wir sollten ein wenig Geduld haben“, sagt Irmgard Glowka. „Wir haben das Gefühl, dass uns niemand hilft.“ Und ob die Versicherung noch einmal einspringen würde sei ungewiss. Zunächst haben die Nachbarn der letzten beiden Häuser an der Birtener Straße eine provisorische Ablaufrinne in Richtung Acker gegraben. „Den Letzten beißen die Hunde“, sagt Walter van Langen. Inzwischen sind die Stadtwerke da. „Die sprechen von einer Verstopfung. Das soll noch dauern.“ Irmgard Glowka hat dafür kein Verständnis. Ihr Mann behält den Gulli weiter im Auge.
Stadtwerke pumpen das Wasser ab
Es handele sich in der Birtener Straße um eine Störung im Kanal, so die Stadtwerke auf Anfrage, eine schlichte Verstopfung. Baustelle und Bergsenkung hätten damit nichts zu tun, der Dauerregen aber schon. Man werde eine mobile Pumpstation einrichten, das Wasser abpumpen und dann den Kanal inspizieren. Hygienetücher, beispielsweise, können die festen Pumpstationen verstopfen, die nötig sind, um das Wasser Richtung Kläranlage zu bewegen. Rund 50 davon gibt es im Weseler Stadtgebiet. Gestern gab es durch den Dauerregen zahlreiche Störungen.