Wesel. Der ASG wässert seit Monaten Bäume, aber längst nicht alle können gerettet werden. Für die Buchen an der Niederrheinhalle sieht es schlecht aus.
Die lange Durststrecke im Sommer ist für die Bäume und Grünflächen im Stadtgebiet eine erneute Herausforderung – und auch für die Mitarbeiter des ASG. „Das hat schon eine neue Qualität“, sagt ASG-Chef Mike Seidel mit Blick auf die vielen Wochen ohne Niederschlag. Noch wissen die Fachleute des ASG nicht, wie groß die Schäden an den Bäumen genau sind. Doch es ist zu befürchten, dass in der kommenden Fällsaison wieder ähnlich viele Sauerstoffspender wie in den trockenen Jahren 2019 und 2020 weichen müssen, also etwa 500 bis 600, sagt Hans-Georg Oberender, beim städtischen ASG für Baumschutz zuständig. Seit drei Monaten sind die ASG-Mitarbeiter unterwegs, um die Bäume zu wässern – doch sie können nicht alle Gewächse retten.
Für gut 15.000 Bäume an Straßen, aber auch zum Beispiel in den Ereigniswäldern an der Feldstraße und in der Aue, ist das ASG-Team zuständig. Bis zu 70.000 Liter Wasser täglich verteilen sie auf den Grünflächen. Dennoch zeigt sich, dass nicht alle Bäume den Dürre-Sommer überstehen werden. Gerade die älteren Schattenspender, weiß Oberender, haben es schwer: Sie brauchen einfach sehr viel Wasser. Nach den warmen Sommern der vergangenen Jahre – nur 2021 war eine Ausnahme – sind bei einigen die Feinwurzeln abgestorben. „Das ist reversibel – aber nur bei guten Bedingungen.“ Die wir in diesem Jahr leider nicht haben. Außerdem ist der Grundwasserspiegel weiter gesunken, das Nass im Boden ist für viele Bäume nicht mehr erreichbar. Von oben kam lange nichts nach, bis in drei Metern Tiefe ist alles trocken“, so Oberender. Also wässert der ASG, wo es geht. „Jeder Tropfen zählt.“
Alte Buchen an der Niederrheinhalle drohen abzusterben
Schäden machen sich an den vorgeschädigten, über 100 Jahre alten Buchen an der Niederrheinhalle bemerkbar. „Wir haben schon viel Aufwand dort betrieben“, beschreibt Hans-Georg Oberender. Er geht davon aus, dass die stämmigen Buchen nun nicht mehr zu retten sind. Auch an anderer Stelle zeigt der Dürre-Sommer seine Folgen: Am Auedamm ist eine Reihe von Eschen abgestorben, auch viele Birken hat’s erwischt, so der ASG-Fachmann. Am so genannten Hexenhäuschen an der Feldstraße in Obrighoven ist der Buchenbestand schon um 20 Prozent geschrumpft – es werden weitere Buchen absterben. Geschwächte Bäume sind auch anfälliger für Schädlinge.
Ein besonderes Problem haben die Gewächse im Stadtgebiet: „Die Bäume müssen höhere Temperaturen aushalten.“ Sechs bis zehn Grad mehr zeigt das Thermometer im Siedlungsraum an. Dafür ist der Entwicklungsraum für die Wuzeln kleiner. Ein Umdenken sei angesagt, so der Fachmann: „Wir müssen den Bäumen mehr Lebensraum im Boden schaffen.“ Und auf andere Sorten setzen. Dort, wo nach einer Fällung neu gepflanzt werden kann, wird verstärkt auf klimaresistente Arten gesetzt: Amberbäume, Hainbuchen, Ginko oder einige Ahornarten zum Beispiel kommen infrage.
Bäume in Wesel benötigen ausgiebigen Landregen
Die städtischen Bäume werden ständig beobachtet. Dort, wo der Verkehr durch einen geschädigten Baum gefährdet ist, wird er sofort beseitigt. Die eigentliche Fällsaison beginnt erst im Oktober. Bis dahin stellt der ASG die Schäden zusammen. „Wir kämpfen um jeden Baum“, sagt Oberender. Auch Birken, Buchen und Co kämpfen übrigens ums Überleben: Indem sie jetzt schon Laub abwerfen. „Der Baum ist intelligent.“
Nun soll es endlich wieder häufiger regnen, dennoch werden die Mitarbeiter noch bis zu zwei Wochen weiter wässern. Um die trockenen Böden wieder richtig mit Wasser zu füllen, wäre viel Regen notwendig: „Ein halbes Jahr Landregen“, das wäre eine tolle Sache – zumindest für das Grün in Wesel.
Hilfe für Straßenbäume: Standrohre zum Wasserzapfen aufgestellt
Der ASG bittet Bürger wo möglich, beim Wässern zu helfen. Dazu wurden wieder Standrohre als Wasserzapfstellen installiert. Sie sind zu finden an der Gabainstraße, Kolpingstraße, Konrad-Duden-Straße, Fusternberger Straße und am Lupinenweg/Mohnweg.