Wesel. Am Dienstag wird’s richtig heiß. In Büros, Altenheimen und Krankenhäusern werden Maßnahmen ergriffen. Wasserwerk rechnet mit hohem Verbrauch.

Der Dienstag wird der bisher heißeste Tag des Jahres. Bis an die 40 Grad-Marke könnte das Thermometer an einigen Stellen ansteigen, sagen die Meteorologen. Glücklich sind diejenigen, die in ihren Wohnungen, Büros und Geschäftsräumen eine Klimaanlage haben. Das ist aber längst nicht überall der Fall, auch nicht in Krankenhäusern und Seniorenheimen. Noch härter trifft es diejenigen, die draußen arbeiten müssen. Wie stellen sie alle sich auf die Hitze ein? Wir haben uns umgehört.

In den Seniorenheimen der Pro Homine zum Beispiel, dazu gehören gehört das Martinistift, das Nikolaus-Stift und und das St. Lukas-Haus in Wesel, sorgen die Pflegekräfte besonders dafür, dass die betagten Menschen ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen und anstrengende Aktivitäten vermeiden. „Es ist nachts noch kühl und tagsüber heiß, das ist ja für uns schon anstrengend“, sagt Josef Reining, stellvertretender Geschäftsführer bei Pro Homine mit Blick auf die Temperaturschwankungen.

Hitze: Seniorenheime achten auf leichte Kost und viel Flüssigkeit

Klimaanlagen gibt’s in Zimmern und Aufenthaltsbereichen nicht, aber Jalousien, die sich bei Sonneneinstrahlung absenken. Auch die Kost wird an die Temperaturen angepasst: Leichte Menüs und wasserreiches Obst sollen den Bewohnern die heißen Tage erträglicher machen.

Am Weseler Auesee lässt sich die Hitze gut ertragen. Marlon kühlt sich im Wasser auf seiner Schildkröte ab.
Am Weseler Auesee lässt sich die Hitze gut ertragen. Marlon kühlt sich im Wasser auf seiner Schildkröte ab. © FUNKE Foto Services | Michaelis, Judith (jumi)

Gleiches gehört in den Heimen des Evangelischen Krankenhauses ebenfalls zum Hitzekonzept. „Mitarbeiter bieten proaktiv Getränke an und achten auch auf die Kleidung der Bewohner:innen“, teilt das Krankenhaus mit. Sollte es bei Menschen mit geringerer Hitzetoleranz zur Überhitzung kommen, werden kühlende Waschungen, Fuß- oder Armbäder gemacht. Auch der Tagesablauf wird angepasst: „Freizeitaktivitäten werden auf den früheren Morgen verlegt oder verschoben.“ Die Räume werden vor Sonneneinstrahlung geschützt und wo immer möglich sorgen Ventilatoren für etwas Luftstrom.

Evangelisches Krankenhaus verteilt Eis am Stiel

Im Krankenhaushausbereich führen die Pflegekräfte besonders bei bettlägerigen Patienten Trinkprotokolle. Und: An diesem heißen Dienstag verteilt das EVK in allen Betriebsteilen am Nachmittag Eis am Stiel an Mitarbeiter, Patienten und Bewohner.

Im Marien-Hospital wird ebenfalls auf die Getränke geachtet: Die Küche bereitet kalten Tee für Patienten und Beschäftigte vor und die Wasservorräte wurden aufgestockt, erklärt Pflegedirektorin Sylvia Guth-Winterink. Klimatisiert sind im Haus nur die Operationssäle und die Intensivstation, die restlichen Stationen nicht. Zimmer ohne Sonnenschutz werden bei heißem Wetter nach Möglichkeit nicht belegt, die Zimmertüren geöffnet, um die Luftzirkulation zu verbessern. „Ventilatoren sind aus hygienischen Gründen nicht erlaubt“, sagt Guth-Winterink.

Arbeiten bei tropischen Temperaturen: Früh anfangen, früh aufhören

Hitzefrei können Arbeitgeber wie die Stadt Wesel ihren Beschäftigten zwar nicht geben, aber Erleichterungen gibt es schon: So können die Angestellten von einer großzügigen Gleitzeitregelung Gebrauch mache, erklärt Swen Coralic für die Stadtverwaltung. „Die Kollegen können sich untereinander absprechen, früh anfangen und dann früh nach Hause gehen.“ In keinem der Büros gibt es eine Klimatisierung, allerdings sind sie nach einer energetischen Sanierung etwas besser isoliert, so Coralic. Zusätzlich wird für die Beschäftigten kostenloses Mineralwasser bereitgestellt.

Noch mehr ins Schwitzen kommen Arbeitnehmer, die unter freien Himmel tätig sind – zum Beispiel im Straßenbau. Da gibt es kaum eine Möglichkeit, den Strahlen aus dem Weg zu gehen. Auf der größten Straßenbaustelle in Wesel, der Südumgehung, werde dennoch gearbeitet, berichtet Gregor Hürter, Sprecher beim Landesbetrieb Straßen NRW. Allerdings passen die Arbeiter ihre Schicht den Temperaturen an: Sie können um sechs Uhr morgens anfangen und am Nachmittag früher Feierabend machen. „Die größte Hitze haben wir ja immer so um vier, fünf Uhr“, so Hürter.

ASG-Mitarbeiter verteilen 70.000 Liter Wasser pro Tag in Grünanlagen

Auch beim Kommunalbetrieb ASG dürfen die Mitarbeiter die Schicht in die Morgenstunden verlegen, erklärt die stellvertretende Betriebsleiterin Doreen Bonnes. Die Müllabfuhr ist am Dienstag mit verstärkten Teams unterwegs, damit die Arbeit schneller erledigt ist. „Wir müssen die Arbeitsbereiche natürlich aufrecht erhalten“, sagt sie. Dazu gehört in diesen Tagen vor allem das Wässern der Grünflächen. Zwei Sprühfahrzeuge und sechs Pflegekolonnen verteilten rund 70.000 Liter Wasser auf den Anlagen und an Jungbäumen. Hierbei ist die Hilfe der Bürger gerne gesehen ist. Dafür haben die Stadtwerke und der ASG Standrohre aufgestellt, an denen Wasser fürs öffentliche Grün gezapft werden kann. Die Rohre sind an fünf Stellen zu finden: An der Gabainstraße, Kolpingstraße, Konrad-Duden-Straße, Fusternberger Straße und am Lupinenweg/Mohnweg.

Wasserwerk Wesel bereitet sich auf hohen Wasserbedarf am Abend vor

Bei den Stadtwerken Wesel sind die Bereitschaftsdienste trotz der Möglichkeit, sehr früh mit der Arbeit zu beginnen, wie üblich ganztägig erreichbar, versichert der technische Leiter Henning Wagner. Besonders das Wasserwerk bereitet sich auf eine hohe Nachfrage vor: Bis zu 14 Millionen Liter Wasser verbrauchten die Weseler in den vergangenen Jahren an heißen Tagen, der tägliche Schnitt liegt üblicherweise bei der Hälfe. Die Kapazitätsgrenze des Wasserwerkes liegt bei 21 Millionen Liter pro Tag – sie wurde bisher noch nie erreicht, weiß Wagner. Doch ganz sicher schnellt der Verbrauch am heutigen Dienstag besonders in den Abendstunden wieder gewaltig in die Höhe.