Hünxe. Was der Förderverein Natur- und Landschaftsschutz Hünxe plant, dürfte Meister Adebar sehr gefallen. Gibt es bald noch mehr Nachwuchs im Ort?

In diesem Frühjahr und Sommer gehörten Störche in Drevenack und Krudenburg zum Ortsbild. Im Tiefflug schwebten die majestätischen Vögel zwischen den Hausern ein, gingen auf den Wiesen und Äckern am Ortsrand auf Futtersuche – ohne große Scheu vor den Menschen. Radfahrer und Spaziergänger hielten fasziniert an und konnten „Meister Adebar“ teilweise aus rund 20 Meter Entfernung gut beobachten.

Mittlerweile darf sich Hünxe getrost als Storchengemeinde bezeichnen, denn die Ansiedlung der Weißstörche kann seit diesem Jahr als geglückt bezeichnet werden.

Zwei Störche spazieren am Ortsrand von Krudenburg über einen Acker.
Zwei Störche spazieren am Ortsrand von Krudenburg über einen Acker. © Johannes Kruck

Maßgeblichen Anteil daran hat der Förderverein Natur- und Landschaftsschutz Hünxe, wie deren Vorsitzender Heinz Lindekamp erläutert: „Die Ansiedlung der Störche entwickelte sich für den Förderverein zu einem Erfolgsmodell. Nach dem schweren Rückschlag im Jahr 2021, bei dem alle drei Jungvögel verstarben, brüteten in diesem Jahr gleich zwei Paare auf den vom Förderverein gebauten Nisthilfen in Drevenack und Krudenburg und zogen jeweils zwei Jungvögel erfolgreich auf.“

Ein Jungstorch trainiert im Nest am Krudenburger Weg seine Flügel.
Ein Jungstorch trainiert im Nest am Krudenburger Weg seine Flügel. © Johannes Kruck

Mittlerweile sind die Zugvögel mitsamt ihrem Nachwuchs wieder gen Süden abgeflogen, doch in Hünxe freuen sich die Naturschützer schon auf die Rückkehr im kommenden Frühjahr. „Offensichtlich fühlen sich die Störche vor allem entlang der Lippeauen sehr wohl“, freut sich Lindekamp, der durchaus Potenzial für weitere Ansiedlungen sieht.

Zunächst blickt er zurück: „Nach der Gründung des Fördervereins im Januar 2016 entstand im Vorstand recht früh der Gedanke in Hünxe Störche wieder heimisch werden zu lassen.“
Nachdem in den Rheindörfern schon seit Jahrzehnten die Weißstörche heimisch sind und an vielen Stellen erfolgreich brüten, waren die Hünxer Naturschützer davon überzeugt, dass es auch in Hünxe möglich sein müsste, die Störche – insbesondere im Bereich der Lippe – wieder anzusiedeln.

Tipps vom Storchenexperten Hans Glader

Zwar standen bereits drei Nisthilfen in Hünxe, Drevenack und Bruckhausen ohne dass diese über mehrere Jahre angenommen wurden, doch dann kam vor zwei Jahren Bewegung in die Sache: Der Vorstand des Fördervereins machte sich nach einem ausführlichen Fachvortrag von Hans Glader, dem Vorsitzenden der Stiftung Störche NRW, auf die Suche nach geeignete Standorten in der Nähe zur Lippe. Lindekamp: „Hier mussten insbesondere Grundstückseigentümer gefunden werden, die es dem Förderverein erlaubten, auf ihren Grundstücken die hohen ausrangierten Masten der Überlandleitungen aufzustellen und darauf die komfortable schwere Plattform als Grundlage für eine Nisthilfe zu befestigen.“

Bernd Chronz, Matthias Müller und Heinz Lindekamp stellten im Mai 2020 eine Nisthilfe im Garten von Matthias Müller in Krudenburg auf.
Bernd Chronz, Matthias Müller und Heinz Lindekamp stellten im Mai 2020 eine Nisthilfe im Garten von Matthias Müller in Krudenburg auf. © FFS | Lars Fröhlich

Anfang März 2020 trafen sich die Vorstandsmitglieder zur Fertigstellung der ersten Nisthilfe auf der Hünxer Heide und bekamen gleich Besuch von einem Storch, der kurze Zeit bei den Bauarbeiten von der angrenzenden Wiese zuschaute. Zwei Monate später wurde die erste Nisthilfe für Störche in Krudenburg bei Matthias Müller im Garten hinter den Häusern mit Hilfe des Grundeigentümer, den Vorstandsmitglieder des Vereines und unter Begleitung der Nachbarn aufgebaut.

Im Januar 2021 hatte der Förderverein dann die Storchennester zwei und drei festig gestellt und die beiden Nisthilfen mit schwerem Gerät nach Drevenack an die Standorte gebracht und auch dort aufgestellt. Zur großen Freude der Anwohner nahmen die Störche das Nest schnell an und brüteten – doch das Wetter machte einer erfolgreichen Aufzucht einen Strich durch die Rechnung.

Jungstörche entwickelten sich prächtig

Nicht so in diesem Jahr: Sowohl am Krudenburger Weg wie auch nach der Straße Feldmark in Krudenburg stellte sich doppelter Nachwuchs ein: Schon Anfang August waren die Jungen so weit, dass sie tagsüber – wenn die Eltern auf Futtersuche waren – schon ihre ersten Ausflüge in die nahe Umgebung wagten und kräftig ihre Flügel trainierten. Am Abend, wenn die Alten dann zur Fütterung kamen, flogen auch die Jungstörche den Nistplatz wieder an, auf dem sie dann auch die Nacht verbrachten.

Wenige Tage später trafen sich Störche aus der Umgebung in großer Zahl in den Lippewiesen um sich gemeinsam auf Futtersuche zu begeben und den Jungen Trainingseinheiten zur Vorbereitung auf die lange Winterreise zu geben. „Das waren sicher rund 50 Störche“, schildert Heinz Lindekamp seine Beobachtung.

Das ist ein Anreiz für den Förderverein Natur- und Landschaftsschutz Hünxe, sich schon auf das kommende Frühjahr freut: Die Naturschützen arbeiten daran, drei weitere Nisthilfen zu bauen und rechtzeitig aufzustellen, um weitere Störche in die Gemeinde Hünxe zu locken.

Helfende Hände und gute Vorschläge willkommen

Wenn Interessierte bei solchen und ähnlichen Projekten in Hünxe mithelfen wollen oder Vorschläge haben, sind sie bei dem Naturschutzverein willkommen. Regelmäßige Stammtisch- und Vorstandstreffen laufen jeden dritten Donnerstag im Monat um 19 Uhr in der Gaststätte Rühl in Bruckhausen.