Wesel. Beim Ausbau der Betuwe-Strecke im Bereich Wesel bewegt sich etwas. Während der Beschluss noch ausliegt, treibt die Bahn die Planungen voran.

Wer mit der Bahn von Wesel nach Voerde oder Dinslaken fährt, der kann sie aus dem Zugfenster bereits sehen: die Arbeiten für den Ausbau der Betuwe-Strecke – in diesen Abschnitten der Strecke laufen sie seit einigen Monaten. Bald will die Deutsche Bahn (DB) auch im Bereich der Hansestadt loslegen mit dem dreigleisigen Ausbau der Strecke, die ersten Bagger sollen Anfang des neuen Jahres rollen. Möglich macht das der Planstellungsbeschluss, der nun vorliegt. Er entspricht im Prinzip einer Baugenehmigung und liegt noch bis zum 9. Mai öffentlich aus, Betroffene könnten dagegen klagen.

Zwar ist noch offen, ob jemand diesen Klageweg bis vor das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig geht – die Möglichkeit dazu hätten nicht nur Privatleute, sondern etwa auch die Bürgerinitiative „Betuwe-Linie - so nicht“. Die Verwaltung in Wesel hat sich hingegen schon festgelegt und will auf eine Klage verzichten. Sie sieht dafür entweder keine ausreichenden Gründe oder zu geringe Erfolgschancen.

Unabhängig von möglichen Gerichtsverfahren, laufen bei der Bahn schon die Detailplanungen für den rund 8,5 Kilometer langen Bereich, der an der Grenze zu Voerde-Friedrichsfeld beginnt und am Bahnübergang „Strauchheide“ an der Grenze zu Hamminkeln endet. „Voraussichtlich im ersten Quartal 2023 beginnt die DB in Wesel mit ersten Arbeiten“, schreibt eine Bahnsprecherin in einer Antwort auf eine NRZ-Anfrage.

Betuwe-Ausbau in Wesel: Haltepunkt Feldmark muss versetzt werden

Zunächst soll die Straßenüberführung an der Willy-Brandt-Straße angepackt werden sowie eine neue Brücke über die Lippe auf Höhe des Restaurants „Am Lippeschlösschen“. Dort entsteht ein neues, drittes Bauwerk für das zusätzliche Gleis und die beiden Bestandsbrücken werden erneuert. Die Bahn geht davon aus, dass die Arbeiten etwa fünf Jahre dauern werden – also frühestens 2028 abgeschlossen sind. Die Planung sieht vor, dass zunächst neben der alten Lippebrücke ein eingleisiger Teil gebaut wird. Anschließend wird das betagte Bauwerk abgerissen und erneuert. Während dieser Zeit fließt der Güter- und Personenverkehr auf einem Gleis – die Strecke wird zum Nadelöhr.

Das neue dritte Gleis wird in Blickrichtung Emmerich östlich der heutigen Gleise geplant, nur im Bereich des Bahnhofs wird es westlich davon gebaut. Neben der Brücke über die Lippe ist unter anderem der Neubau von vier Straßenüberführungen und zehn Eisenbahnüberführungen notwendig. Außerdem versetzt die Bahn den Haltepunkt Feldmark. Wo heute der Holzweg über die Gleise verläuft, sollen bald nur noch Fußgänger und Fahrradfahrer unter der Strecke hindurch kommen – Autos fahren zukünftig über den Hessenweg. Außerdem wird – bis auf zwei Lücken – ein durchgehender Schallschutz in Wesel gebaut.

Bahnverkehr in Wesel: Die Bahn erwartet Sperrungen

All diese Arbeiten werden natürlich Auswirkungen auf den Bahnverkehr haben – die Erfahrungen aus Dinslaken und Voerde zeigen, dass immer wieder Sperrungen auf der Strecke nötig sind, manchmal betreffen sie nur eine Richtung, zum Teil muss der Betrieb komplett eingestellt werden. Vor allem an den Wochenenden ist das seit Monaten regelmäßig der Fall.

Der Bahnübergang im Bereich des Bahnhofs Feldmark wird neu gestaltet: Hier sollen künftig Fußgänger und Radfahrer unter den Gleisen hindurch kommen – Autos fahren dann über den Hessenweg.
Der Bahnübergang im Bereich des Bahnhofs Feldmark wird neu gestaltet: Hier sollen künftig Fußgänger und Radfahrer unter den Gleisen hindurch kommen – Autos fahren dann über den Hessenweg. © FFS | Lars Fröhlich

Die Bahn kündigt schon jetzt an, dass sich solche Sperrungen auch für die Arbeiten im Bereich Wesel nicht vermeiden lassen werden. „Die DB wird die Sperrpausen und damit die Einschränkungen für die Fahrgäste jedoch so gering wie möglich halten und diese wie gewohnt rechtzeitig kommunizieren“, heißt es dazu von der Bahnsprecherin.

Hintergrund: Das ist der Betuwe-Ausbau

Die Bahnstrecke zwischen Oberhausen und Emmerich wird dreispurig für den Güterverkehr ausgebaut. Sie liegt auf einer internationalen Güterzugverbindung zwischen Italien und dem Hafen von Rotterdam, hinter der Grenze zu den Niederlanden folgt der Anschluss an die eigentliche Betuwe-Linie. Der Ausbau des Abschnitts geht nur schleppend voran, mittlerweile liegen der Deutschen Bahn sechs von zwölf notwendigen Beschlüssen vor. Damit besteht ein Baurecht auf rund 28,5 der insgesamt 73 Kilometer langen Bahnverbindung.