Wesel. Fehlende Ladesäulen sind für viele Menschen ein Grund, nicht aufs Elektro-Auto umzusteigen. In Wesel wächst deren Zahl aber kontinuierlich.
Ein immer wieder gehörtes Argument, weshalb Menschen sich gegen ein Auto mit Elektroantrieb entscheiden, ist die fehlende Ladeinfrastruktur. Auch beim NRZ-Umweltcheck war dies nach dem Preis der am zweithäufigsten genannte Grund, der die Menschen vom Kauf eines Elektroautos abhält: 24 Prozent fürchten zu wenige Ladesäulen. Allerdings hat die Stadt Wesel und auch viele der Nachbarkommunen in den vergangen Jahren viel dafür getan, in dieser Hinsicht aufzurüsten. Ein Überblick.
33 Ladesäulen für 1527 Elektrofahrzeuge
Zunächst einmal der Bedarf: Im gesamten Kreis Wesel sind (Stand: April 2022) 392.009 Fahrzeuge zugelassen, rein elektrisch werden 4099 von ihnen betrieben, rechnet man die Plug-in-Hybride dazu, bei denen der Strom ebenfalls dazu getankt werden muss, kommt man auf 10.370 Fahrzeuge. In Wesel selbst zählt das Straßenverkehrsamt 1527 Fahrzeuge mit Elektroantrieb (darunter auch Plug-in-Hybride), die sich die 33 öffentlichen Ladesäulen im Stadtgebiet teilen müssen. Rein rechnerisch müsste somit eine Ladesäule 46 Fahrzeuge bedienen. Noch besser sieht es in Hamminkeln aus. Hier gibt es 35 Ladepunkte für 603 zugelassene E-Fahrzeuge, eine Ladesäule müsste hier also nur rund 17 Fahrzeuge versorgen. Zum Vergleich: Die EU empfiehlt einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt für zehn Fahrzeuge.
Neben der reinen Anzahl ist aber auch die Verteilung wichtig – kurzum steht für Bürgerinnen und Bürger die Frage im Raum, wo sich denn die nächste Stromtankstelle befindet. Insbesondere dann, wenn man das Auto nicht zuhause laden kann.
Ladesäulen in Außenbereichen noch schwach ausgebaut
Betrachtet man die Verteilung der Stromtankstellen in Wesel, fällt eine Ballung in den zentralen, aber auch dichter besiedelten Ortsteilen auf. So gibt es in der Feldmark vier Ladesäulen an zwei Standorten, in Obrighoven sogar zehn an zwei Standorten, in der Innenstadt verteilen sich ebenfalls zehn Ladesäulen auf fünf Stellen und Schepersfeld, Fusternberg und Wittenberg haben jeweils einen Ladepunkt mit einer bzw. zwei Ladesäulen. Die äußeren Stadtteile hingegen sind in weiten Teilen nicht mit öffentlichen Ladesäulen versorgt, hier sticht allerdings Ginderich heraus, wo es zwei Ladesäulen an der Dorfschule gibt. In Büderich, Blumenkamp, Flüren oder Bislich fehlen sie hingegen.
Allerdings geht der Ausbauprozess voran, eine Zielvorgabe gibt es jedoch nicht. „Das ist ja ein fließender Prozess“, betont Bürgermeisterin Ulrike Westkamp mit Blick auf wachsende Zahlen bei den Elektroautos.
Zudem hat die Stadt erst vor drei Monaten ein Planungsbüro beauftragt, um ein Konzept zur Ladeinfrastruktur- und Elektromobilität zu erstellen. Unter anderem wurden dazu bereits die hiesigen Unternehmen befragt, da auch sie immer häufiger auf elektrisch betriebene Fahrzeuge umsteigen. Das Konzept soll dem Rat voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte zur Beschlussvorlage vorgestellt werden – es tut sich also etwas, in Sachen Ladeinfrastruktur.
Ein Planungsbüro ist beauftragt
Allerdings ist Wesel insgesamt nicht gerade ein Ballungsgebiet, viele Menschen leben in Ein- oder Zweifamilienhäusern, in denen sie ihr Auto selbst an den Stecker legen können. Wie viele das tatsächlich tun, ist kaum zu ermitteln, da die Einrichtung von sogenannten Wallboxen nicht genehmigungspflichtig ist, lediglich muss mit dem Energieversorger geklärt werden, ob die Leitungskapazität ausreicht. Die Stadt hat also keine Daten darüber, wie viele Menschen ihr E-Auto bereits zuhause laden.
Hinzu kommt, dass nicht nur Privatleute ihre Lademöglichkeit zuhause einrichten können und somit von der öffentlichen Versorgung weitestgehend unabhängig wären – auch Unternehmen können und tun das. Zu den bislang 33 öffentlich zugänglichen Ladesäulen sagt Bürgermeisterin Ulrike Westkamp: „Es gibt darüber hinaus viele private, zum Beispiel auf Firmengeländen.“