Kreis Wesel. Entweder es regnet nicht oder zuviel auf einmal: Die Böden im Kreis Wesel bleiben trocken und das hat Folgen. Zudem ist die Feuergefahr ernst.
Es ist zu trocken, wieder einmal. Gelegentliche Starkregen können daran nichts ändern: Wald und Landwirtschaft leiden, die Feuergefahr ist hoch.
„Punktuelle heftige Gewitterschauer nimmt der Boden nicht auf“, erläutert Julian Mauerhof, Leiter des Regionalforstamtes Niederrhein. „Das Wasser fließt schnell ab, im Ergebnis haben wir Hochwasser in den Gräben und Bächen.“ Der Förster ist sicher, „nehme ich jetzt im Wald die oberen beiden Blätterschichten ab, herrscht darunter Trockenheit.“ Auch dort, wo es Schauer gegeben hat. Dabei brauchen die Laubbäume dringend Wasser, „sie stehen unter Druck, haben Laub geschoben“. Bleibt, auf Regen zu hoffen, „ein schöner Landregen über ein paar Tage“, das könnte helfen.
In diesem Punkt sind sich Forstleute, Landwirte und Feuerwehrleute einig, auch Kreisbrandmeister Udo Zurmühlen hat das auf dem Wunschzettel stehen. „Bislang hatten wir immer Glück“, sagt er mit Blick auf die vergangenen Brände, mal hier ein wenig Gras, mal dort Gestrüpp, Kleinigkeiten. Der Feuerwehrmann weiß: Was vor zwei Jahren bei Niederkrüchten geschah, ein großflächiger Waldbrand zog sich bis an die niederländische Grenze und hielt deutsche wie niederländische Feuerwehrleute in Atem, „das kann auch uns passieren“.
Große Waldgebiete
Zurmühlen verweist auf die Leucht in Kamp-Lintfort, den Reichswald in Xanten, die Wälder von Schermbeck bis Dinslaken und Kirchhellen. „Das sind große zusammenhängende Waldgebiete.“ Nicht auszudenken, wenn dort ein Funke überspränge. „Nach den vergangenen Jahren geht die Trockenheit 1,50 bis zwei Meter tief in den Boden.“ Gewitter hätten jüngst nur dazu geführt, „dass Voerde und Hünxe abgesoffen sind, bei uns in Brünen war nur die Straße nass“. Und die Wassermassen verschwinden in Gullis, Gräben, Kellern.
Ist es tatsächlich notwendig, daran zu erinnern, dass Rauchen, offenes Feuer und Grillen im Wald verboten sind? „Eigentlich müsste das für jeden selbstverständlich sein“, sagt Zurmühlen, „ist es aber nicht. Immer wieder verstoßen die Leute dagegen.“ Da ist noch die Sache mit den Autos: Auf trockenem Gras oder Laub abgestellt kann ein heißer Auspuff oder Katalysator ein Feuer auslösen. „Ich sage den Leuten immer ‘dann brennt nicht nur der Weg, sondern auch Dein Auto’. Aber das hilft häufig nicht.“
Auch bei kleinen Feuern, hat Zurmühlen eine Bitte: „Setzen Sie einen Notruf ab und bleiben Sie vor Ort. Sonst hat die Feuerwehr keine Chance, beispielsweise einen fünf Quadratmeter großen Entstehungsbrand zu finden.“ Dabei sei es nicht tragisch, wenn jemand seinen Standort nicht genau nennen kann. „Die Leitstelle kann das Handy während des Telefonats orten.“ Daher ist es auch wichtig, lange genug am Telefon zu bleiben.
Übrigens ist es bei einem solchen Feuerwehreinsatz wenig hilfreich, wenn Autos die Waldeinfahrten vor den Schlagbäumen zuparken, so der Kreisbrandmeister.
Das Getreide leidet bereits
Der Wunsch nach Regen bewegt naturgemäß nicht nur Förster und Feuerwehrleute: Kaum jemand ist abhängiger davon als die Bauern. „Wenn es jetzt warm wird, leidet das Getreide richtig“, erläutert Johannes Leuchtenberg, Vorsitzender der Kreisbauernschaft. Schon jetzt rollten sich die Blätter des Getreides, seien erste Ertragsverluste sicher.
Rüben und Mais seien erst gesät, da sei es noch nicht so schlimm. Das höhere Getreide verdunste viel über die Blattoberfläche: Weizen, Triticale (eine Kreuzung aus Roggen und Weizen), Roggen und Gerste haben derzeit den größten Durst.
„Immer mehr Kollegen setzen auf Bewässerung“, sagt Leuchtenberg. Allerdings ist überhaupt nicht klar, ob die etwas bringt, die Anlagen werden mit Diesel oder Strom betrieben. Beides ist aktuell sehr teuer. „Am Ende steht die Frage, ob wir mit oder ohne Beregnung mehr Verlust machen.“
Zumindest Kartoffelbauern stellen sich diese Frage nicht, hier geht es nicht ohne. Der erste Grasschnitt war war nicht üppig, so Leuchtenberg, aus dem vergangenen Jahr sei aber noch Viehfutter da. Im Juni entscheidet sich, wie die Maisernte ausfällt. Die des Getreides im Grunde schon in den nächsten Tagen.
Egal aus welchem Blickwinkel man es sieht: Auch 2022 gibt es bislang zu wenig Regen von der guten Sorte: „Einen typischen niederrheinischen Landregen brauchen wir, am liebsten über vier Wochen“, bringt Kreisbrandmeister Zurmühlen es auf den Punkt.