Schermbeck. In diesem Jahr soll laut Bürgermeister Mike Rexforth endlich eine Vermarktung auf den Weg gebracht werden. Bisher gestaltete sich das schwierig.

Was tut sich auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei Idunahall? Wieso schlummert das Areal schon seit fast 15 Jahren quasi im Dornröschenschlaf? Dazu äußert sich Schermbecks Bürgermeister Mike Rexforth im NRZ-Interview.

Er blickt erstmal etwas weiter zurück: „Es war ein langer Kampf für die Eigentümer den Bebauungsplan hinzubekommen. Die Nachbarschaft hatte ein Normenkontrollverfahren angestrebt, was sich knapp über zwei Jahre hingezogen hat. Am Ende stand ein rechtskräftigen Bebauungsplan.

Der Zahn der Zeit hat in den vielen Jahren Leerstand auch an der Inneneinrichtung genagt – wie an dieser Uhr in einem Nebengebäude.
Der Zahn der Zeit hat in den vielen Jahren Leerstand auch an der Inneneinrichtung genagt – wie an dieser Uhr in einem Nebengebäude. © NRZ

Wir haben also gewonnen in dem Verfahren und damit die theoretische Möglichkeit gehabt, fast sechs Hektar einer gewerblichen Nutzung zuzuführen. Für uns sind sechs Hektar Gewerbefläche ein Traum, gerade vor dem Hintergrund, dass der RVR uns keine große Entwicklung mehr zugesteht.“

Warum verzögert sich die Vermarktung?

Rexforth: Die Probleme bei diesem Gelände sind: Es gehört nicht der Gemeinde und auf dem Gelände stehen noch die alten Hallen der damaligen Ziegelei. Die Eigentümer hatten die Vorstellung, dass es einen Interessenten gegeben hätte, der die gesamte Fläche inklusive der darauf stehenden Gebäude im Rahmen seiner unternehmerischen Planung hätte gut einsetzten können.


Das hat sich aber über die ganzen Jahre als unrealistisch herausgestellt. Wir hatten eher Anfragen nach 1500, 2500, 3000 oder 4000 Quadratmeter, nur die Bereitschaft aufzuparzellieren ist begrenzt. Denn wenn man einmal damit anfängt, dann wird man Schwierigkeiten haben, die kritischen Bereiche dieser Fläche zu vermarkten. Strategisch kann ich die Haltung der Eigentümer absolut nachvollziehen. Aber man hat auch immer gesagt, man möchte keine Entscheidung treffen, die der Kommune negativ in die Gesamtstrategie reinschlagen.


Wie könnte eine Lösung aussehen?

Rexforth: Wir haben jetzt folgende Absprache getroffen: Wir versuchen aus einem Sonderförderprogramm des Landes einen Abriss der Gebäude zu erreichen und eine innere Erschließung dieser sechs Hektar aufzubauen, ohne große Kosten für die Eigentümer oder die Gemeinde, die uns dann eine kleinteilige Aufparzellierung ermöglicht. Denn wir haben unglaublich viele Anfragen aus der Umgebung von 200 bis 300 Kilometern – die verkehrliche Anbindung Schermbecks ist herausragend. Dann hätten wir sechs Hektar in einer ordentlichen Vermarktungssituation.

Der Verfall ist an vielen Stellen sichtbar: Hier ein Blick auf die ehemalige Verladung durch ein Loch in einer Außenmauer .
Der Verfall ist an vielen Stellen sichtbar: Hier ein Blick auf die ehemalige Verladung durch ein Loch in einer Außenmauer . © NRZ

Es gab schon mehrere Gespräche mit dem Ministerium, und man hat uns grundsätzlich in Aussicht gestellt, dass dies förderfähig sei. Wir müssen nicht kaufen, sondern nur die Verfügungsgewalt über diese Fläche haben – und dazu sind die Eigentümer bereit. Wenn vom Ministerium das O.K. kommt, würden wir in die Förderung einsteigen.

Wir haben im Haushalt 2020 schon Geld für Planung bereit gestellt. Wir müssen den Wert des Grundstücks ermitteln. Erzielen wir höhere Erträge, fließt dieser Mehrertrag ans Land – durchaus nachvollziehbar, weil es uns ja auch Millionen zur Verfügung stellt für Erschließung und Abriss.

Wie könnte also jetzt der weitere zeitlich Ablauf aussehen?

Rexforth: Das Jahr 2020 ist dafür vorgesehen, diese Planungsschritte auf den Weg zu bringen und den Abstimmungsprozess mit dem Ministerium in Düsseldorf zu finalisieren, wie wir zum Bewilligungsbescheid kommen, um dann abreißen und erschließen zu können.

Die Umsetzung der Maßnahme wird dann wohl frühestens im Jahr 2021 erfolgen.


>>> DER EHEMALIGE TERCHNIKER WILLI HÜTTEMANN (87) ERINNERT SICH :

Der „Jeden Morgen, wenn ich meinen Kaffee trinke, blicke ich auf einen Teil meiner ehemaligen Firma. Außerdem komme ich fast jeden Tag am Idunahall-Gelände vorbei und sehe, wie dort alles allmählich verfällt“, sagt Willi Hüttemann.

Der 87-Jährige kennt sich aus, hat er doch 44 Jahre bis 1999 dort gearbeitet. „Es war eine interessante Zeit, vor allem durch die Automatisierung“, erklärt der ehemalige Techniker der damaligen Ziegelei an der Alten Poststraße. 1955 stieg er in die Firma ein und erlebte gute Zeiten: „In den besten Jahren hatten wir etwa 150 bis 180 Mitarbeiter und waren eine von etwa acht Ziegelein in Schermbeck.

Im August 1998 lief die Produktion bei Idunahall an der Alten  Poststraße in Schermbeck noch – einige der Gebäude stehen jetzt schon nicht mehr.
Im August 1998 lief die Produktion bei Idunahall an der Alten Poststraße in Schermbeck noch – einige der Gebäude stehen jetzt schon nicht mehr. © Hans Blossey

In unserem Werk wurden täglich zwischen 40.000 und 45.000 Ziegel hergestellt.“ Anfangs sei alles von Hand gefertigt worden, mit zunehmende Automatisierung wurden die Produkte immer weiter verbessert und die Leistung erhöht.

Wie Willi Hüttemann sagt, habe es genug Ton in Schermbeck und Umgebung gegeben, doch die Qualilität sei beispielsweise an der Oder deutlich besser gewesen. Aus diesem Grund habe auch die Firma Röben, die Idunahall in den letzten Jahren vor der Schließung übernahm, das Werk im Jahr 2005 geschlossen.

Hüttemann hat auf seinem Haus natürlich auch Idunahall-Ziegel, von dessen Qualität er nach wie vor überzeugt ist: „Die halten 100 Jahre!“, erklärt er lachend.

Ab und zu trifft er noch ehemalige Kollegen, dann schwelgen sie in Erinnerungen.

„Aber viele gibt es nicht mehr“, sagt Hüttemann, der nicht weiß, was auf dem 56.000 Quadratmeter großen Gelände künftig passiert: „Man hört so viel, aber vieles sind nur Gerüchte.“