Wesel. Zeitreise Büderich nennt sich das fast zweistündige Video, das die jahrhundertelange Entwicklung von Alt-Büderich bis zur Neuzeit nachzeichnet.

Hunderte Drehstunden und unzählige Stunden Arbeit an Computer-Simulationen haben die Macher des Films „Zeitreise Büderich“ in den vergangenen zwei Jahren aufgewendet, um ein Video zu erstellen, das seinesgleichen sucht. Denn die Geschichte des Polderdorfes ist so spannend, dass unter anderem der Landschaftsverband Rheinland (LVR) 50.000 Euro Förderung für die filmische Umsetzung zur Verfügung stellte. Von der Stadt Wesel kamen noch mal 2000 Euro hinzu und mit weiteren 4000 Euro ist der Büdericher Bürgerverein erstmal in Vorleistung gegangen, um auf die Leinwand zu bringen, wie sich ihr Ort von der ersten Erwähnung bis heute entwickelt hat.

Hätte man professionelle Schauspieler genommen, wäre das aufwendige Projekt vermutlich dreimal so teuer wie die jetzigen Kosten von 56.000 Euro geworden, berichtet Produzent Frank Dießenbacher. In dem gesamten Organisationsteam ist die Begeisterung und die Leidenschaft für die filmische Umsetzung anzumerken, entsprechend stolz war auch Marcus Abram, der Vorsitzende des Bürgervereins, über das gelungene nun fertiggestellte Werk.

Film von den Büderichern über ihre Geschichte

Dießenbacher weiß aber vor allem, dass das Gelingen ohne die Büdericher Bevölkerung nicht möglich gewesen wäre: „Das ist ein Film von den Büderichern über ihre Geschichte.“ 50 Bürger aus dem Polderdorf im Alter von wenigen Monaten bis über 80 Jahren sind zu Schauspielern geworden und in historische Kostüme der Weseler Hansegilde geschlüpft, um geschichtliche Ereignisse nachzustellen.

An dem Film über die Geschichte Büderichs wirkten etwa 50 Büdericher Bürger mit – und zwei Hühner.
An dem Film über die Geschichte Büderichs wirkten etwa 50 Büdericher Bürger mit – und zwei Hühner. © Markus Weißenfels / FFS

Auch zwei Hühner wurden eigens für den Filmdreh engagiert, doch das eine oder andere Mal wollten die beiden Vögel sich nicht so recht ans Drehbuch halten und mussten wieder eingefangen werden, berichten die Filmemacher lachend. Überhaupt habe das gesamte Projekt unheimlich Spaß gemacht, schildert Vize-Vorsitzender Rainer Gellings.

Als Alt-Büderich ausgelöscht wurde

Besonders ist die fast 900-jährige Historie von Büderich vor allem deshalb, weil es das Polderdorf quasi zweimal gab, beziehungsweise gibt: Alt-Büderich vom 12. Jahrhundert bis 1813, einem Schicksalsjahr des heutigen Weseler Stadtteils, der lange sogar eine eigene Stadt war. Am 19. Dezember 1813, dem vierten Adventssonntag, fand noch ein letzter Gottesdienst in der Kirche statt, bevor die letzten Bauten der alten Siedlung von den Franzosen gesprengt wurden – die Einwohner waren wenige Tage zuvor aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen und sich in den umliegenden Orten eine neue Bleibe zu suchen. Alt-Büderich ist damals dem Erdboden gleich gemacht worden.

Bald änderten sich allerdings wieder die Verhältnisse: Schon im Sommer 1814 wurde an der Straße von Wesel nach Geldern, etwa anderthalb Kilometer rheinaufwärts der alten Stadt, der Platz zum Bau von Neu-Büderich festgelegt und 1815 mit der Errichtung des neuen Büderich begonnen.

Reisen zu vergleichbaren historischen Gebäuden

All dies wird in dem Film „Zeitreise Büderich“ nicht nur erzählt, sondern größtenteils auch nachgespielt. Oft wurden die Schauspieler per Computer in historische Stadtansichten eingearbeitet, teilweise reisten die Darsteller aber auch zu Orten, die heute ähnlich dem damaligen noch existieren – wie der historische Ortskern von Kalkar oder das Gocher Steintor.

Szene aus dem Film „Zeitreise Büderich“ – die Einwohner des Ortes schlüpften dafür ins Kostüme der Hansegilde Wesel.
Szene aus dem Film „Zeitreise Büderich“ – die Einwohner des Ortes schlüpften dafür ins Kostüme der Hansegilde Wesel. © Markus Weißenfels / FFS

Grundlage für alles sind historische Quellen, die Marcus Abram zusammen mit seinen Helfern und auch Stadtarchivar Martin Roelen ausgewertet haben – beide standen für die Aufnahmen häufig vor der Kamera und kommen in Film an vielen Stellen zu Wort.

Filmpremiere am 16. Mai

Nun freuen sich natürlich viele Büdericher auf die Filmpremiere: In der Marktschänke in Büderich wird die Produktion am Montag, 16. Mai, ab 19 Uhr erstmals öffentlich gezeigt. Wiederholt wird die Vorführung an den beiden folgenden Tagen, 17. Mai und 18. Mai. Bei Bedarf wird es auch noch weitere Termine geben.

Selbstverständlich kann man den Film auch kaufen, voraussichtlich ab Juli ist er erhältlich, Bestellungen werden im Polderdorf schon jetzt entgegengenommen.