Wesel. . Aufgrund der Proteste von Bürgern, Bürgerinitiative und Stadt wurde der Plan geändert. Der Lärmpegel soll durch den Neubau um die Hälfte sinken.

Gert Bork ist nicht verdächtig, der Deutschen Bahn allzu schnell ein Lob auszusprechen. Doch mit dem, was Projektleiter Stefan Ventzke am Donnerstag verkündete, war selbst der Sprecher der Bürgerinitiative „Bewtue – so nicht“ rundum zufrieden: Die alte Bahnbrücke über die Lippe, die Anwohnern in Lippedorf und Fusternberg viele Nerven kostet, sobald ein Zug darüber rumpelt, wird im Zuge des Streckenausbaus erneuert. Der Lärm wird sich dadurch um die Hälfte reduzieren, versprach Ventzke. „Das ist eine echte Verbesserung, ich freue mich sehr“, kommentierte Bork die Ankündigung.

Der Projektleiter der Bahn machte keinen Hehl daraus, dass es die Proteste der Bürgerinitiative, vieler Anwohner und der Stadt Wesel waren, die dazu führten, dass die Bahn den Plan änderte, neben die alte Brücke einen Neubau nur für das dritte Gleis zu setzen. „Der Initialpunkt“ für neue Überlegungen seien diese Einwendnungen gewesen.

Baubeginn an der Brücke wird noch Jahre dauern

Das Ergebnis: Die Bahn reißt die alte Lippebrücke komplett ab und errichtet ein 140 Meter langes Bauwerk über den Fluss und ein Stück über die Wiesen, damit der Fluss darunter mehr Platz hat, sich auszubreiten. Auch können Tiere so ungehindert am Flussufer entlanglaufen. Die heutige Brücke ist nur 70 Meter breit.

Der alte Plan sah einen Neubau nur für das dritte Gleis vor.
Der alte Plan sah einen Neubau nur für das dritte Gleis vor. © Deutsche Bahn AG

Wie lange es dauern wird, bis das neue Bauwerk steht, konnte Stefan Ventzke nicht sagen: „Das wäre unseriös.“ Gert Bork wagte einen vorsichtigen Tipp: „Das wird 2030“. Denn zunächst müssen die Pläne im Rahmen eines so genannten Deckblattverfahrens, ein nachträgliches Änderungsverfahren, zu einem Planfeststellungsbeschluss führen. Das dauert. Zudem ist die neue Lippebrücke Teil mehrerer Maßnahmen auf dem Abschnitt zwischen Friedrichsfeld und Wesel. Umbauarbeiten an den Bahnhöfen gehören ebenso dazu wie der Neubau der Kanalbrücke in Friedrichsfeld. Mehrere Jahre soll die Gesamtmaßnahme dauern.

Die Kanal- und die Lippebrücke werden parallel erneuert, erklärt Stefan Ventzke den Plan. So sollen die Beeinträchtigungen für Pendler möglichst gering gehalten werden – doch ohne Frage wird es zu Zugausfällen und Schienenersatzverkehr kommen.

Die Stecke wird zeitweise eingleisig

Die Planung sieht vor, dass zunächst neben der alten Lippebrücke ein eingleisiger Teil gebaut wird. Anschließend wird das betagte Bauwerk abgerissen und erneuert. Während dieser Zeit fließt der Güter- und Personenverkehr auf einem Gleis – die Strecke wird zum Nadelöhr. Etwa ein Jahr, schätzt Ventzke, wird die Strecke einspurig bleiben. Zu den Kosten gibt es bisher nur vorsichtige Zahlen: 17 Millionen Euro kostet eine eingleisige Brücke, das dreigleisige Bauwerk könnte bis zu 50 Millionen Euro verschlingen.

Für Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp ist die Ankündigung der Bahn „ein Riesenschritt“. Eine neue Brücke bedeute mehr Lebensqualität für die Anwohner. „Für uns ist das ein Durchbruch“. Im kommenden Jahr werden die neuen Planungen gemeinsam mit den Änderungen im Sicherheits- und Rettungswegekonzept offengelegt.