Kreis Wesel. Der Kreis Wesel hat mit die älteste Bevölkerung in NRW. Experten glauben, dass die Einwohnerzahl deutlich sinkt – aber nicht in allen Kommunen.
Wie entwickelt sich die Bevölkerung im Kreis Wesel in der Zukunft? Geht es nach der Prognose des Statistischen Landesamtes IT NRW schrumpft sie bis zum Jahr 2050 von 460.100 Einwohner auf 428.400. Das wäre Rückgang um 6,9 Prozent – und würde damit deutlicher aus als in anderen umliegenden Städten und Kreisen. Die Bevölkerung im Kreis Kleve soll den Berechnungen zufolge sogar wachsen: um zwei Prozent.
Zur Einordnung: Für ganz Nordrhein-Westfalen prognostiziert das Landesamt eine rückläufige Bevölkerungsentwicklung (minus 1,7 Prozent). Dabei zeigen sich den Angaben zufolge regionale Unterschiede: Großstädte entlang des Rheins sollen wachsen – am meisten Bonn mit einem Plus von 8,8 Prozent. Der höchste Rückgang wird derweil für den Kreis Höxter erwartet – minus 14,3 Prozent.
Kreis Wesel ist besonders alt - Anteil Über-80-Jähriger steigt
Das Landesamt führt diese Berechnung schon seit vielen Jahren durch. „Wir betrachten zurückliegende Zeiträume: Sterbefälle, Zuzüge, Geburtenrate“, erläutert Sprecher Leo Krüll. Die Annahme dabei: „Wenn es so weitergeht, wird es sich so entwickeln.“ Ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine fliehen derzeit viele Menschen nach Europa – und kommen auch in den Kreis Wesel. Das ist zum Beispiel eine Entwicklung, die das Landesamt in der aktuellen Studie noch nicht berücksichtigen konnte.
Fest steht bereits: Der Kreis ist alt. Laut einer Auswertung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft waren in NRW zuletzt nur die Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis im Schnitt noch älter als hier. Der Anteil der Bürgerinnen und Bürger im Kreis Wesel, die über 80 Jahre alt sind, ist in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Im Jahr 2000 lag er noch bei 3,1 Prozent, inzwischen (Stand 1. Januar 2021) liegt er bei 7,7 Prozent und soll den Berechnungen von IT NRW zufolge bis 2050 auf 13,7 Prozent ansteigen. In allen anderen Altersgruppen geht der Anteil zurück: bei den 40- bis 65-Jährigen am deutlichsten, um 19,7 Prozent – bei den unter Dreijährigen um 16 Prozent.
Auch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat dem Kreis Wesel in einer Studie aus dem Jahr 2021 einen Bevölkerungsrückgang bis 2040 prognostiziert. Studienautor Steffen Maretzke nannte damals als Problem den drastischen Sterbeüberschuss. Dieser führe zur Schrumpfung der Gesellschaft. Maretzke sagte in diesem Kontext aber auch: „Der Sterbeüberschuss wird zwar nicht ausgeglichen, es gibt jedoch eine vergleichsweise geringe Abwanderung und sogar Zuzüge.“
Rückgang in Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn am geringsten
Wie verteilt sich die Bevölkerung den Prognosen von IT NRW zufolge auf die einzelnen Kommunen im Kreis? Wie für ganz NRW gibt es auch hier unterschiedliche Trends. Am stärksten soll demnach die Bevölkerungszahl in den Gemeinden Alpen (-11,9 Prozent) und Hünxe (-11,7 Prozent) zurückgehen, am wenigsten verlieren den Angaben zufolge die linksrheinischen Kommunen Kamp-Lintfort (-0,9 Prozent) und Neukirchen-Vluyn (-1,3 Prozent).
In vielen kreisangehörigen Kommunen werden Baugebiete geplant. Gleichzeitig sollte der Kreis Wesel mit seiner Nähe zum Ruhrgebiet und nach Düsseldorf weiterhin für viele Pendler attraktiv sein. Und es gibt einen hohen Freizeitwert am Niederrhein. Wie viele Menschen das in der Zukunft überzeugt, in den Kreis Wesel zu ziehen, bleibt abzuwarten. Wichtig ist festzuhalten: Bei den Berechnungen des Landesamtes handelt es sich nur um eine Prognose, es gebe keine Garantie für ein Eintreten dieser Zahlen, so Krüll. Sie dient aber als Orientierung, solle ein Instrument für die Politiker darstellen.
Hier finden Sie die Ergebnisse der Bevölkerungsvorausrechnung von IT NRW.