Wesel. Geflüchtete aus der Ukraine können in Wesel zunächst in der ehemaligen Hansaring-Schule untergebracht werden. Viele Fragen sind noch offen.

Wesel bereitet sich weiterhin intensiv auf die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine vor. Erste Kapazitäten sind bereits geschaffen, berichtete die Verwaltungsspitze am Dienstag im Stadtrat. Nachdem verschiedene Gebäude für die Unterbringung der Menschen geprüft worden sind, fiel die erste Wahl auf die ehemalige Hansaringschule. Das Gebäude steht derzeit leer und ist im städtischen Besitz. Zuletzt war das Bildungszentrum Niederrhein Wesel dort untergebracht.

Die Räume der Schule werden für die Aufnahme zu Familienzimmern umgebaut, elf davon sind laut Ordnungsdezernent Klaus Schütz schon bezugsfertig. In der kommenden Woche sollen neun Räume fertig werden, in der Woche darauf zehn weitere. Insgesamt stehen dann 30 Familienzimmer zur Verfügung. Noch sind aber viele Fragen offen. „Wir wissen nicht, wie viele Personen kommen, wann und in welcher Konstellation“, betont Schütz. „Unser Job ist es, uns bestmöglich vorzubereiten.“ Die Verwaltung geht davon aus, dass vor allem Frauen und Kinder aus der Kriegsregion nach Wesel kommen.

Die ersten Geflüchteten sind bereits in Wesel angekommen

Die ersten Menschen sind bereits da. Laut Sozialdezernent Rainer Benien waren Stand Dienstagnachmittag mindestens elf Geflüchtete in Wesel angekommen, davon sechs Erwachsene und fünf Kinder. Wie berichtet, sind sie allesamt privat bei Freunden, Bekannten oder Angehörigen untergekommen. Nach Angaben der Stadt sind 22 weitere Menschen angekündigt, die in den nächsten Tagen nach Wesel kommen sollen. „Die Situation ist sehr, sehr dynamisch“, betonte Benien.

Deswegen tagt der von der Verwaltung eingerichtete Sonderstab derzeit ein bis zwei Mal am Tag, um die Lage zu sondieren und entsprechende Maßnahmen in Wesel umzusetzen. Dabei geht es auch um die Frage, ob die Hansaringschule für die Unterbringung von Geflüchteten ausreicht. Es sei wahrscheinlich, so Rainer Benien, dass weitere Unterkünfte gebraucht werden – die Stadt ist bereits auf der Suche danach. Grundsätzlich sieht sich die Verwaltung wesentlich besser aufgestellt als bei der bisher letzten massiven Flüchtlingssituation im Sommer 2015.

Stadt Wesel richtet zentrale Anlaufstelle für Ukrainer ein

Eingerichtet wurde auch eine zentrale Anlaufstelle für die geflüchteten Menschen im Sozialbereich der Stadt am Herzogenring. Dort können sie sich montags bis freitags von 8.30 bis 10 Uhr von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung beraten lassen, dabei sind auch ehrenamtliche Dolmetscher. Auf der städtischen Internetseite können Bürgerinnen und Bürger zudem seit einigen Tagen über Online-Formulare Angaben zu ihrer Hilfsbereitschaft (unter anderem zu Sachspenden) machen. Wer möchte kann sich darüber auch bereiterklären, im Bedarfsfall ehrenamtlich vor Ort mitzuhelfen oder angeben, ob Wohnungen zur Verfügung gestellt werden können.

Darüber hinaus tauscht sich die Stadt mit den Kirchen zu möglichen integrativen Maßnahmen aus. So sollen den Menschen spezielle Angebote gemacht werden, um die Integration von Beginn an voranzubringen. Ebenso plant die Verwaltung in Kooperation mit der Volkshochschule, den Geflüchteten mit niederschwelligen Angeboten erste Deutschkenntnisse für Kinder und Erwachsene beizubringen.

Ulrike Westkamp hatte die Ratssitzung zuvor mit einer Rede zur Lage in der Ukraine eröffnet. „2000 Kilometer von Wesel entfernt herrscht Krieg in Europa. Die Bilder im Fernsehen und die Hilflosigkeit ist unerträglich“, sagte Wesels Bürgermeisterin. Es sei zuvor unvorstellbar gewesen, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg noch mal einen Angriffskrieg in Europa geben könnte. „Menschen sterben und verlassen ihre Heimat. Es ist zum Weinen“, betonte Westkamp, die in ihrer Rede auch an die Zerstörung der Hansestadt vor 77 Jahren erinnerte. „Wir in Wesel und darüber hinaus sollten wertschätzen, was wir haben: Freiheit und Demokratie.“

Stadt Wesel beantwortet Fragen zur Ukraine

Fragen und Antworten zur Ukraine hat die Stadt in einem FAQ auf ihrer Internetseite, www.wesel.de, veröffentlicht. Wer Fragen rund um die Ukraine hat, kann auch eine Mail an ukraine@wesel.de schreiben. Die Integrationsbeauftragte der Stadt Wesel, Claudia Wenzel, und ein Team beantworten Fragen und nehmen Hinweise auf.